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Hachenburg

Familientag im Landschaftsmuseum: Wie im 19. Jahrhundert Ostern gefeiert wurde

Von Nadja Hoffmann-Heidrich
Originelle Eierverstecke gab es im Landschaftsmuseum Westerwald zu entdecken. Die Besucher tauchten beim Familienaktionstag in die Zeit des Osterfestes im 19. Jahrhundert ein. Foto: Röder-Moldenhauer
Originelle Eierverstecke gab es im Landschaftsmuseum Westerwald zu entdecken. Die Besucher tauchten beim Familienaktionstag in die Zeit des Osterfestes im 19. Jahrhundert ein. Foto: Röder-Moldenhauer

Wie feierten unsere Vorfahren Ostern? Wer brachte die Eier, und welche Traditionen gab es im Westerwald rund um das Fest der Auferstehung Jesu? All diesen Fragen und vielen mehr spürten die Besucher des Familienaktionstages „Ostern früher“ im Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg nach.

Lesezeit: 3 Minuten
Mit mehlverschmierten Händen drängen sich die Kinder in das alte Backhaus. Mit Rosinen und Hagelzucker verzieren sie vorgefertigte Ausstechhasen aus Hefeteig. Der Ofen, in dem die süßen Tierchen dann allerdings gebacken werden, hat mit heutigen haushaltsüblichen Öfen nicht viel gemein. Helfer des Landschaftsmuseums Westerwald in Hachenburg schieben die Teigwaren, so ...
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Weidenkätzchen sollten vor Unheil schützen

Ostern war im 19. Jahrhundert ein Fest mit vielen Traditionen. Einige Bräuche, die im Programm „Ostern früher“ im Landschaftsmuseum präsentiert werden (Quelle: Holschbach, Heinrich: Volkskunde des Kreises Altenkirchen, Elberfeld 1928), möchten wir vorstellen.

  • Weidenkätzchen (Palmkätzchen) wurden in der Kirche gesegnet und zu Hause als Schutz gegen Unheil aufgestellt, bei Gewitter zum Schutz vor Blitzeinschlag ins Feuer geworfen (etwa in Stockum) oder auf die Felder gesteckt, um die Ernte zu verbessern (etwa in Wirscheid) beziehungsweise die Ackerfrucht vor Hagelschlag zu bewahren (Niederfischbach). Biblischer Bezug dieses Brauches: Am Palmsonntag zieht Jesus in Jerusalem auf einem Esel reitend ein, die Einwohner säumen ihm und seinen Jüngern den Weg mit Palmblättern. Dabei rufen sie: „Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.“
  • Früh am Morgen des Ostersonntags wurde das Osterwasser geholt, um sich damit zu waschen. In Stockum beispielsweise wurde es aus dem Bach gegen den Strom geschöpft. Während des Vorgangs durfte nicht gesprochen werden. Das Wasser sollte vor Krankheiten schützen. Ebenso gingen die Menschen vielerorts auf einen Berg, um die Sonne tanzen zu sehen (dazu stellte man einen Eimer mit Osterwasser auf, in dem sich die Sonne spiegelte, etwa in Hamm) oder um das „Osterlamm hüpfen zu sehen“ (Salzburger Kopf). In den christlichen Komplexen führte die Symbolik des Lammes für die Auferstehung Christi zum Backen von Osterlämmern als Gebildbrot, die, mit der Siegesfahne der Auferstehung versehen, in der Osterfeier zur Weihe gebracht und dann, neben anderen Speisen, zum Osterfrühstück verzehrt, wurden.
  • Die Figur des Osterhasen hat sich erst seit 1800 als Erfindung des städtischen Bürgertums verbreitet (Absatzstrategie der Zuckerbäcker, Kinderbuchautoren, Verleger von Bildpostkarten). Erst seit 1932 ist der Osterhase flächendeckend in Deutschland bekannt. Es gab Distanzierungsversuche der ländlichen Bevölkerung durch ironische Kritik: „Die Mutter färbt die Eier, der Vater legt sie ins Gras. Dann meinen die dummen Kinder, das wär der Osterhas.“ Um den religiösen Bezug des Ostereis zu versinnbildlichen, wurde im 18. Jahrhundert gerne das Dreishasenbild aus dem Paderborner Dom verwendet, das die Dreifaltigkeit darstellt. Wahrscheinlich wurde hier ein falscher Umkehrschluss gezogen: Wenn das Osterfest die Eier, auf denen die Hasen gemalt sind, bringt, könnte es doch sein, dass der Hase diese Eier bringt.
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