Kreis Bad Kreuznach. In Bad Kreuznach wuchs in den vergangenen Jahren eine Containerer-Szene heran. Menschen durchsuchen im Schutze der Nacht Biomülltonnen von Supermärkten und Discountern nach Essbarem – teils aus der Not, teils aber auch als Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft.
Für Alexander Krüger, Inhaber des neuen Rewe-Markts zwischen dem Bauhaus und der Discothek Viva, ist das kein Thema: „Wir haben nix draußen stehen.“ Bei Edeka in der Bosenheimer Straße heißt es ebenfalls: „Wir schließen so ab, dass kein fremder Zugriff möglich ist.“ Beim Rewe-Markt in Rüdesheim wurde gleich auf die Pressestelle des Gesamtkonzerns verwiesen und auch bei Rewe Bretzenheim gab es auch keine Auskunft – genauso wie bei den zuständigen Aldi- und Lidl-Verwaltungen in Bingen und Wöllstein.
Lidl, Aldi und Edeka gelten bei Containerern als schwierige Kandidaten. Dort sind die Tonnen so gesichert, dass man Schlösser öffnen oder über Zäune steigen müsste. das machen die beiden nicht. Zu illegal. Aber eine Gitterbox öffnen oder die Tonne mit einem Dreikantschlüssel aufschließen: kein Problem.
Die Zurückhaltung der Märkte ist auch bei den Behörden zu spüren. Heiko Thurau von der Polizeiinspektion Bad Kreuznach hat keine Rapports vorliegen und auch bei Joachim Reimann, dem Leiter der Polizeiinspektion Kirn, ist dazu nichts auf dem Tisch. Bei der Staatsanwaltschaft in Bad Kreuznach sind dem Leitenden Oberstaatsanwalt Michael Brand ebenfalls keine Fälle bekannt. „Die mögliche Strafbarkeit des Containerns ist vom Einzelfall abhängig. War die Containeranlage eingezäunt? Waren die Container verschlossen? Welchen Wert hatte die Ware?“, erläutert Brand. „Theoretisch in Betracht kommen Strafbarkeiten wegen Diebstahls, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruchs oder sogar wegen Diebstahls im besonders schweren Fall.“
Die Pressestellen von Rewe, Kaufland und Lidl warnen ausdrücklich vorm Containern: Die Nahrungsmittel könnten bereits schlecht geworden sein. Außerdem arbeite man mit den Tafeln zusammen und werfe generell sehr wenig an Lebensmitteln weg. Für Martin, Michael und die anderen Containerer aus Bad Kreuznach reicht es jedenfalls. Und wirklich verdorbene Nahrungsmittel finden die beiden sehr selten.
Von unserem Reporter Stefan Butz