Mehr als 30 Gräber hat Röschen Günther in den vergangenen Jahrzehnten erhalten
„Er hat immer gebetet“, sagt Röschen Günther, „das war kein schlechter Mann.“ Einfach und arm sei er gewesen, habe sie immer freundlich gegrüßt: Willi Stock, der 1991 starb. Am Bretzenheimer Marktplatz habe er Tag für Tag gesessen, mit einem grauen Anzug. Nach seinem Tod vor 26 Jahren bestand sein Grab zunächst aus einem tristen Lehmhügel.
Ein Anblick, der Röschen Günther traurig machte. Sie kannte Stock nicht näher, sorgte aber mit ihrer Bitte dafür, dass die Gemeindearbeiter die Umrandung eines abgeräumten Grabes um die letzte Ruhestätte Stocks legten. Dann bepflanzte sie dessen Grab. In einem Bad Kreuznacher Baumarkt kaufte sie eine etwa 30 auf 30 Zentimeter große Steinplatte und beschriftete sie in einem wetterfesten Schwarz: „Hier ruht in Frieden Willi Stock gest. 1991.“ Einen kleinen Engel stellte sie dazu, auch eine Grableuchte. Dass Engel und Leuchte von Unbekannten mit Tritten beschädigt wurden, ließ Röschen Günther nur kurz hadern. Rasch ersetzte sie sie und entzündete die Leuchte jeden Samstag. Willi Stocks Grab ist nur eines von mehr als 30 Gräbern, die Röschen Günther über all die Jahre gepflegt hat – zeitweise 14 Grabstellen parallel. Darunter einst die Gräber von fünf türkischen Kindern unter einem großen Tollkirschenbaum, erzählt die Seniorin. mz