Region Koblenz

Zehn Jahre Homo-Ehe: 147 haben sich bisher getraut

Männer geben Männern ungefähr doppelt so häufig das Ja-Wort wie Frauen Frauen.
Männer geben Männern ungefähr doppelt so häufig das Ja-Wort wie Frauen Frauen. Foto: Damian Morcinek

In diesen Tagen können sie Rosenhochzeit feiern: Seit zehn Jahren dürfen in Deutschland Männer Männern und Frauen Frauen ganz offiziell und gesetzlich abgesichert das Ja-Wort geben. Zum 1. August 2001 trat das Lebenspartnerschaftsgesetz in Kraft.

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Verwirklichen konnten Schwule und Lesben ihren Heiratswunsch jedoch erst 14 Tage später, erzählen Wolfgang und Andreas Wermter, die als erstes Koblenzer Paar am 15. August 2001 ihre Lebenspartnerschaft eintragen ließen: Weil die Verwaltung nicht mit der Zustimmung der CDU im Bundesrat zu dem Gesetz gerechnet hatte, lagen in den Standesämtern zum Stichtag 1. August noch keine Durchführungsverordnungen für die gleichgeschlechtliche Verpartnerung vor.

Das erste Koblenzer Paar, das sich getraut hat: Andreas und Wolfgang Wermter ließen am 15. August 2001 ihre Lebenspartnerschaft offiziell eintragen.
Das erste Koblenzer Paar, das sich getraut hat: Andreas und Wolfgang Wermter ließen am 15. August 2001 ihre Lebenspartnerschaft offiziell eintragen.
Foto: Dorothea Müth

Doch an einem Mittwoch, gegen 9.30 Uhr in irgendeinem Büro der Stadt, hatten die beiden Männer, damals bereits 17 Jahre zusammen, denselben Nachnamen und eine Urkunde in den Händen, die ihnen zusichert, füreinander der nächste Angehörige zu sein. Auf diese Möglichkeit hatte das Paar schon einige Jahre gewartet. Ins Trauzimmer wollten die beiden, die heute 58 und 44 Jahre alt sind, trotzdem nicht: „Für uns war das ein privater, kein öffentlicher Akt“, sagt Wolfgang Wermter. Anders für das lesbische Paar, das am selben Tag die Homo-Ehe schloss, damit gern das erste gewesen wäre, den Antrag aber nach den Wermters stellte: Die Frauen unterschrieben bewusst im Trauzimmer, und vor dem Standesamt feierte die schwullesbische Szene.

Seitdem haben sich in der Region 147 homosexuelle Paare verpartnert – 76 in der Stadt Koblenz, 71 im Kreis Mayen-Koblenz. Als städtisches Phänomen kann man die Homo-Ehe also nicht bezeichnen. Allerdings sagten 2001 in Koblenz besonders viele Schwule und Lesben amtlich Ja zueinander (9 Paare) – sie haben offenbar auf die Gelegenheit gewartet. Dann sanken die Zahlen und steigen erst seit 2008 wieder: je etwa 10 Paare verpartnern sich jährlich in Stadt und Kreis. In Mayen-Koblenz mussten sie das bis 2008 bei der Kreisverwaltung tun, seit 2009 liegt die Kompetenz bei den Standesämtern der acht Verbandsgemeinden (Vordereifel, Mendig, Maifeld, Pellenz, Rhens, Untermosel, Weißenthurm, Vallendar) und drei Städte (Mayen, Andernach, Bendorf). Dabei trauen sich im Schnitt doppelt so viele Männer wie Frauen.

Die Zeremonie der Verpartnerung dauert rund 20 Minuten und gleicht der der Eheschließung, sagt Rainer Adamy, Leiter des Koblenzer Standesamts: „Nach einer Ansprache wählen die Partner aus, welche(n) Namen sie führen, sagen 'Ja, ich will' und streifen sich Ringe über die Finger, wenn sie möchten. Unter die Niederschrift setzen sie ihre Unterschrift und erhalten eine Urkunde – das war's.“

Dennoch ist die Lebenspartnerschaft der Ehe, die nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch vollzogen wird, nicht gleichgestellt. Wolfgang Wermter kritisiert diese Tatsache entschieden. Er und sein Mann werden dadurch finanziell diskriminiert, meint er: „Bei der Steuererklärung musste ich lügen, weil ich weder verheiratet noch ledig bin.“ Er hat ledig angekreuzt und sich per Brief selbst angezeigt, blieb aber in der Steuerklasse eins wie sein eingetragener Lebenspartner auch. Das Ehegattensplitting können Homo-Paare nicht in Anspruch nehmen.

Von unserer Reporterin Dorothea Müth