Einwurf: Freie Wahl ist ungerecht

Ohne eine gute Bildung ist man im Deutschland des Jahres 2013 ziemlich verloren. Dass in einem hohen Maße die Herkunft eines Menschen darüber entscheidet, wie sein formaler Bildungserfolg aussehen wird, ist nicht hinnehmbar – und doch auch schon so lange bekannt.

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Seit mehr als 40 Jahren diskutieren sich Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen und Bildungspolitiker die Köpfe heiß, zum Handeln hat erst der Pisa-Schock geführt. Seither befindet sich Deutschland in einem bildungspolitischen Reformfieber sondergleichen, mit teils fragwürdigen Erfolgsbilanzen.

Wer ernsthaft die Schulen „gerechter“ gestalten möchte, sollte auch mal darüber nachdenken, ob es gerecht ist, den Eltern die Wahl über den Schulerfolg ihrer Kinder zu überlassen. Es ist in unserem Schulsystem inzwischen üblich, dass Mama und Papa entscheiden, ob der Filius aus gutem Hause trotz Rechtschreibschwäche und mangelnder Kenntnisse bei den Grundrechenarten auf das Gymnasium darf. Er darf, weil Mama und Papa dies so wünschen.

Das Mädchen aus der Hochhaussiedlung mit den Eltern, denen der Bildungserfolg der Tochter egal ist, könnte ebenfalls solch einen Weg gehen, wenn die Eltern ihn einfordern würden. Sie fordern ihn aber nicht ein, weil ihnen der Schulerfolg der Tochter egal oder in ihrem Kulturkreis nicht erwünscht ist. Und so landet das talentierte Mädchen auf der Hauptschule. Ist dies gerecht?

E-Mail an: rena.lehmann@rhein-zeitung.net