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Synthetische Treibstoffe: Warum man keine großen Hoffnungen in sie stecken sollte

Von Jochen Magnus
Foto: nexusseven - stock.adobe.com

Alle paar Monate schwimmen sie wieder obenauf: Treibstoffe, die nicht aus Erdöl hergestellt werden, sondern künstlich in der Chemiefabrik. Sie werden SynFuels (synthetische Treibstoffe) oder E-Fuels genannt und sind umweltfreundlich, CO2-neutral und mit einem enormen Vorteil verbunden: Man kann jedes Altfahrzeug mit Benzin- oder Dieselmotor damit betanken und einfach weiterfahren wie bisher. Die Tankstellen blieben, es müsste kein teures Lade- oder Wasserstoffnetz aufgebaut werden, niemand müsste sich an neue Technik gewöhnen. Das klingt verlockend.

Lesezeit: 4 Minuten
Der Kandidat für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, hat sich vor einigen Tagen ebenso dafür ausgesprochen wie vorher schon der Bundesverkehrsminister: „Wir gehen voll auf saubere Treibstoffe“, sagte Andreas Scheuer, „Deutschland muss hier Champion werden.“ Zuletzt sprach sich Porsche-Chef Oliver Blume dafür aus. Er hält einen serienmäßigen Einsatz synthetischer Kraftstoffe in ...
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Kommentar: Die Gesetze der Physik kann auch die Autolobby nicht brechen

Elektroautos benötigen keine Zündkerzen, Zahnriemen, Ölfilter, Wasserpumpen, Kühler, Auspuffanlagen und erst recht keine Abgasreinigung. Keine Kupplung, kein Schalt- oder Automatikgetriebe, keine hoch präzisen Kolben und Brennräume. Sogar die Bremsen halten länger.

Die deutsche Autoindustrie und erst recht die Mineralölindustrie sehen ihre Felle davonschwimmen. Über E-Autos hatte man lange hinweggeschaut, sie erst belächelt, dann madig gemacht, und jetzt läuft man ihnen hinterher – vor allem bei der Batterietechnik. Also versucht man, Zeit zu schinden, und verspricht bequeme Wunder: Synthetische Kraftstoffe retten den Verbrennungsmotor! Doch gegen die Gesetze der Physik kommt selbst die Autolobby nicht an: So viel grünen Strom gibt es hierzulande nicht, und Sonnenstaaten wie Saudi-Arabien und die Arabischen Emirate setzen zunehmend auf Kernenergie. Unter anderem, weil das die Option auf militärische Nutzung eröffnet. Möchte man von diesen Staaten abhängig bleiben oder sich von noch unsichereren Kantonisten in Nordafrika abhängig machen?

Um wie viel günstiger und sicherer ist dagegen die Wende hin zu erneuerbaren Energien. Die sind dezentral, kaum verwundbar und machen unabhängig von ausländischen Interessen. Autos, die Strom direkt in Batterien speichern, können heute schon fast grün geladen werden. Und sie benötigen nur ein Siebtel des Stroms, der für die Herstellung von E-Fuel für die gleiche Fahrstrecke nötig wäre.

Die heutige Ökostromproduktion muss auch ohne E-Fuels mindestens verdoppelt werden. Dazu muss die Politik die Energiewende viel energischer fördern als bisher: weg mit der EEG-Umlage für Eigenverbrauch, weg mit willkürlichen Einspeisegrenzen, bessere Förderung privater und gewerblicher Energieerzeugung für den Eigenbedarf und viel mehr Elan beim Aufbau des Ladenetzes! Auch wenn das viel Geld kosten wird: Es ist und bleibt die günstigste und umweltfreundlichste Lösung.

E-Fuels sind wichtig für Schiffs- und Flugverkehr. Mehr kann man von ihnen nicht erwarten.

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Plan B für die E-Fuels

Wegen der Kosten und wegen des enormen Strombedarfs der grünen E-Fuels gibt es für sie auch eine Alternative, einen Plan B. Dabei wird der Grundstoff Wasserstoff nicht durch stromfressende Elektrolyse aus Wasser, sondern durch chemische Prozesse aus Erdgas (oder Kohle) hergestellt – man nennt es „blauer Wasserstoff“.

Obwohl die CO2-Bilanz dabei deutlich besser ist als beim Verbrennen in Motoren, bleibt die Grundlage auch hier ein fossilier Energieträger, bei dessen Gewinnung viel vom gefährlichen Treibhausgas Methan und bei dessen Verarbeitung immer noch CO2 freigesetzt wird.

Außerdem muss. nach heutigem Stand der Technik – CO2 abgeschieden und auf Ewigkeiten sicher eingelagert werden. Bestehen bliebe auch die Abhängigkeit von einigen Herstellerländern, zum Beispiel Russland oder die USA.

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