Wie viele Krankenhäuser werden in Deutschland benötigt? Und wie können sie in Zukunft bestehen? Über diese Frage haben sich viele Experten schon die Köpfe zerbrochen. In einer Zeit, in der Krankenhäuser zu Wirtschaftsunternehmen geworden sind, mehr Geld einnehmen müssen als sie ausgeben und neben dem Patientenwohl auch die möglichst profitable Versorgung zählt, sind Kliniken unlängst selbst zu Patienten geworden. Vor allem kleinere Häuser in ländlichen Gebieten müssen um ihre Zukunft bangen. Der Ansatz der Loreley-Kliniken, sich auf ihr orthopädisches Fach zu konzentrieren, für das sie einen sehr guten Ruf über die Grenzen der Region hinaus besitzen, ist aus dieser Warte nachvollziehbar. So werden 350 Arbeitsplätze gesichert. Die zunehmende marktwirtschaftliche Orientierung auf dem Krankenhaussektor steht allerdings auf einem anderen Blatt – und darüber muss dringend gesprochen werden. Vor 15 Jahren wurden die Fallpauschalen als Abrechnungssystem eingeführt. Schon damals warnten Experten vor den Folgen. Wird ein Patient heute in ein Krankenhaus eingeliefert, lernt er einen straff organisierten Wirtschaftsbetrieb von innen kennen, wird Spezialisten übergeben, deren Leistungen als Fallpauschalen abbildbar sein müssen. Versäumen Krankenhäuser es heute, sich zu spezialisieren, können sie oft keine ausreichende Qualität erbringen und arbeiten nicht mehr wirtschaftlich – das geht am Ende zu Lasten der Patienten. Doch auf der anderen Seite muss auch die Frage gestellt werden, welchen Stellenwert der einzelne Patient heute in einem solche System hat? Wie wichtig sind Fürsorge und die flächendeckende medizinische Versorgung? Die Loreley-Kliniken werden ihre Notaufnahme und ihre Abteilung für innere Medizin schließen müssen, das Herzstück eines jeden Krankenhauses. Das bedeutet für die Patienten in der Region vor allem eines: dass sie künftig bei Notfällen weitere Wege in Kauf nehmen und nach Boppard, Simmern, Bingen oder Koblenz ausweichen müssen.