Neuwied/Mülheim-Kärlich. Der Kampf gegen das AKW in Mülheim-Kärlich war langwierig und ist von mehreren Personen auf verschiedenen Ebenen geführt worden. Der Deutschlandfunk berichtete vor einigen Jahren von 259 Einwendungen im Genehmigungsverfahren.
Neben dem juristischen Vorgehen der Stadt Neuwied sind an erster Stelle Helga Vowinckel – später bei den Grünen Schriftführerin – und Walter Thal zu nennen. Die Oberstudienrätin aus Neuwied und der Rentner aus Lahnstein hatten die „Bürgerinitiative Atomschutz Mittelrhein“ gegründet und sich ab 1975 als Einzelkämpfer auf den Rechtsweg begeben. Sie hatten dabei nicht nur mit schweren finanziellen Belastungen, sondern auch mit Anfeindungen zu leben und mussten zeitweise unter Polizeischutz gestellt werden. 1977 erreichten sie einen zwischenzeitlichen Baustopp, verloren dann aber 1985 einen Berufungsprozess gegen die erste Teilgenehmigung. Dass das AKW 1986 – zunächst im Testbetrieb – anlief, erlebte Vowinckel bereits nicht mehr. Sie starb im selben Jahr. Thal erreichte dann 1988 vor dem Bundesverwaltungsgericht die vorläufige Stilllegung des Meilers: Die Richter erklärten die erste Teilgenehmigung für rechtswidrig. Ein Meilenstein.
In Neuwied war darüber hinaus die „Bürgerinitiative gegen das AKW Mülheim-Kärlich“ aktiv, der unter anderem Neu-Stadtrat Joachim Adler (Grüne) und seine Frau Elisabeth angehörten. „Wir waren 20 bis 25 aktive Personen“, sagt er und zählt aus dem Stegreif die Namen Barbara und Klaus Jadischke, Gustav Gehrmann, Wolfgang Faller, Wilfried Petry, Willi Marmé, Jörg Vogel, Monika Mehlbrauer und Heinz Dillmann auf. „Es begann 1980 oder 81 mit einer Fastenaktion von Eirene in der Marktkirche“, erinnert er sich im Gespräch mit der RZ und erzählt von verschiedenen Aktivitäten wie einer Menschenkette, Montagsspaziergängen mit Sambagruppe und dem Verkauf von „Harrisburgern“. „Man muss der Stadt Neuwied und der SPD Respekt zollen, dass sie ins Risiko gegangen sind und den juristischen Weg beschritten haben. Das wäre für uns nicht möglich gewesen. Aber ohne die Basisbewegung wäre es für die Entscheidungsträger auch nicht so sichtbar gewesen, dass sie dem Willen der Bevölkerung entsprechen“, ist er überzeugt.
Bürgerinitiativen gab es aber nicht nur in Neuwied. Grünen-Fraktionssprecherin Regine Wilke weist auch auf die von Elke Sodemann-Müller geführte Bendorfer Umweltinitiative hin. Als weitere Engagierte gegen das AKW nennt sie Jupp Thyssen, der als damaliger Stadtrat mit einer Rede maßgeblich dafür gesorgt habe, dass die Stadt gegen RWE klagt, und den Lahnsteiner Aktivisten Joachim Scheer.