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Bekannter Koblenzer war Zeitzeuge der blutigen Schlachten der Jahre 1870 und 1871: Das Kriegstagebuch des Joseph Eisenach

Von Reinhard Kallenbach
Biwak nach der Schlacht von Le Bourget am 21. Dezember 1870. Das Gemälde des Künstlers Alphonse-Marie-Adolphe de Neuville ziert den Titel des Buchs von Gerhard Hanke, in dem er die Aufzeichnungen seines Urgroßvaters neu veröffentlicht.
Biwak nach der Schlacht von Le Bourget am 21. Dezember 1870. Das Gemälde des Künstlers Alphonse-Marie-Adolphe de Neuville ziert den Titel des Buchs von Gerhard Hanke, in dem er die Aufzeichnungen seines Urgroßvaters neu veröffentlicht. Foto: Musée Orsay Paris

Versailles, 18. Januar 1871: Im berühmten Schloss wird das Deutsche Reich proklamiert – obwohl der Bruderkrieg zu diesem Zeitpunkt noch nicht beendet war. Der Maler Anton von Werner hat die damaligen Szenen in mehreren Bildern festgehalten, die heute weltbekannt sind. Freude und Glanz sind dabei deutlich zu spüren, an die zahlreichen Opfer dürften deshalb wohl die wenigsten Betrachter denken. Der Koblenzer Joseph Eisenach (1847–1934) gewährt dagegen einen anderen Blick auf die Ereignisse. Der bekannte Tischler und spätere Obermeister seiner Innung hatte sich auch als Heimatautor und Karnevalist einen Namen gemacht. Als Angehöriger des „Königin Augusta“-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 erlebte er den Krieg hautnah. Urenkel Gerhard Hanke hat sein Tagebuch neu entdeckt und als Buch veröffentlicht.

Lesezeit: 5 Minuten
Joseph Eisenachs Geschichte beginnt am 1. Juli 1870. Das war der Tag, an dem die Reservisten des Jahrgangs 1867 eigentlich verabschiedet werden sollten. An Krieg dachte niemand, alles drehte sich darum, den „Reserve-Anzug“, also ihre Uniformen auf Vordermann zu bringen, um an diesem besonderen Tag möglichst würdevoll auszusehen. Dass die ...
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Der Weg ins Deutsche Kaiserreich

1864: Deutsch-Dänischer Krieg vom 1. Februar bis zum 30. Oktober. Preußen und Österreich besiegen Dänemark.

1866: Deutscher Krieg. In den Wochen vom 14. Juni bis zum 23. August besiegen Preußen und seine Verbündeten eine süddeutsche Allianz um Österreich, Bayern, Württemberg, Baden, Sachsen und Hessen.

1867: Der Norddeutsche Bund, der aus den deutschen Staaten nördlich des Mains besteht, gibt sich am 16. April eine Verfassung, aus der später die Verfassung des Deutschen Reichs hervorgeht.

1868: Napoleon III. von Frankreich trifft Militärs aus Österreich und hofft auf Hilfe gegen Preußen.

1870: Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen verzichtet am 12. Juli darauf, spanischer König zu werden, obwohl der Thron seit dem Sturz von Isabella II. seit 1868 vakant war. Vorausgegangen waren Proteste Frankreichs, das sich von Preußen umklammert führte.

1870: Die Situation eskaliert, auch weil Frankreichs Forderung, dass die Hohenzollern für immer auf eine mögliche spanische Thronfolge verzichten sollten, als maßlos empfunden wurde. Türöffner für die weitere Eskalation war das Zusammentreffen des preußischen Königs Wilhelm I. mit dem französischen Botschafter Benedetti auf der Kurpromenade von Bad Ems. Heinrich Abeken, ein Mitarbeiter des norddeutschen Auswärtigen Amtes gab die Informationen an seinen Vorgesetzten Otto von Bismarck weiter. Dieser gab den Inhalt der „Emser Depesche“ vom 13. Juli zugespitzt an die Deutsche Presse weiter. In Paris formieren sich Demonstranten. Gemeinsam mit Abgeordneten fordern sie den Waffengang.In Preußen beginnt zwei Tage später die Mobilmachung. Am 19. Juli erklärt Frankreich Preußen den Krieg.

1870: Französische Truppen erobern am 2. August Saarbrücken. Doch schon zwei Tage später siegt ein gesamtdeutsches Heer bei Weißenburg im Elsass.

1870: Mit dem Sieg der Deutschen in Sedan am 2. September wird endgültig der Wendepunkt zu Ungunsten der Franzosen erreicht. Noch im selben Monat beginnt Bismarck mit den Verhandlungen über die Bildung eines kleindeutschen Kaiserreichs. In der zweiten Novemberhälfte werden die Verträge zwischen dem Norddeutschen Bund und den süddeutschen Bundesstaaten geschaffen, die zur Reichsgründung führen.

1871: Das Kaiserreich wird am 18. Januar proklamiert. Zehn Tage später kapituliert Frankreich.

1871: Der Deutsche Kaiser nimmt am 3. März in Paris die Siegesparade seiner Truppen ab, die sich Anfang April nach Deutschland zurückziehen.

1871: Aufstand der Pariser Kommune am 18. März, der blutig niedergeschlagen wird. Am 10. Mai wird der Friedensvertrag zwischen Deutschland und Frankreich unterzeichnet. Teile von Elsass und Lothringen müssen an das neu gebildete Kaiserreich abgetreten werden. ka

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