Ulf Hoffmann, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, gibt Einschätzung
„Zahl der offenen Plätze ist zu hoch“
Im Holzhandwerk ist laut der Kreishandwerkerschaft aktuell eine positive Tendenz zu beobachten. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
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„Es werden über alle Gewerke hinweg auch für das aktuelle Ausbildungsjahr noch Auszubildende in den Handwerksbetrieben des Rhein-Lahn-Kreises gesucht“, lautet die Einschätzung von Ulf Hoffmann, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Rhein-Lahn. Dabei unterscheide sich die Situation allerdings nicht von anderen Regionen. Viele Handwerksbetriebe würden sehr gern ausbilden, es fehlen aber leider die Bewerber beziehungsweise „geeignete“ Bewerber, wie Hoffmann erklärt.

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Dabei ist die Lage die einzelnen Gewerke unterschiedlich. Die aktuellen Ausbildungszahlen zeigen im Vorjahresvergleich eine stabile Situation in den Bereichen Bau- und Ausbauhandwerke sowie Elektro- und Metallhandwerke (inklusive Sanitär, Heizung, Klima). Bei den Holzhandwerken sei aktuell eine positive Tendenz zu sehen. Demgegenüber sei die Entwicklung bei den Nahrungsmittelhandwerken leider weiterhin ungebrochen negativ. „Auch wenn wir insgesamt leicht positive Tendenzen bei der Ausbildungsmarktsituation im Handwerk sehen und diese als aktuell stabil bezeichnen können, handelt es sich doch um eine Stabilität auf zu niedrigem Niveau“, erklärt Hoffmann. Die Zahl der offenen Ausbildungsplätze im Handwerk sei weiterhin hoch – zu hoch, und der demografische Wandel werde dies in Zukunft weiter verschärfen, so seine Einschätzung.

Für Hoffmann ist klar, dass insbesondere dafür gearbeitet werden müsse, dass das gesellschaftliche Ansehen des Handwerks weiter steigt: „Die Menschen haben durchaus registriert, welche wichtige Aufgabe das Handwerk bei der Aufrechterhaltung der zentralen Infrastruktur hat und welche Bedeutung dem Handwerk bei der Umsetzung der Klimaziele in unserem Land zukommt. Dieses müssen wir aber noch mehr nach außen tragen und jungen Menschen einen klaren Fahrplan aufzeigen, welche tollen und im Vergleich zum Studium gleichwertigen beruflichen Perspektiven das Handwerk zu bieten hat.“ Eine zentrale Forderung an die Politik bleibt weiterhin, eine handwerksnahe Berufsorientierung in allen Zweigen der allgemeinbildenden Schulen deutlich zu forcieren.

Aktuelle Krisen haben die Lage noch verschärft. So habe das Matching, also die Vermittlung, zwischen Betrieben und Schülern, durch die Corona-Pandemie stark gelitten. Dies müsse vonseiten der Betriebe und der Handwerksorganisationen wieder aufgegriffen werden. „Hierzu sind auch wir von der Kreishandwerkerschaft im engen Austausch und Schulterschluss mit den weiteren Akteuren im Rhein-Lahn-Kreis, um aktiv an die jungen Menschen heranzutreten“, so Hoffmann abschließend. red

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