Es sind vor allem Syrer, die in den Jahren 2014 bis 2016 eingereist sind - 245 neue Staatsbürger allein bis August 2024
Zahl der Einbürgerungen im Kreis wächst
Im Juli und August wurde insgesamt 85 Personen die deutsche Staatsangehörigkeit im Kreishaus auf der Insel Silberau in Bad Ems verliehen. Die meisten Eingebürgerten sind syrischer Abstammung. Foto: Timm Jöhrns/Kreisverwaltung
Timm Jöhrns

Rhein-Lahn. Die Zahl der Einbürgerungen im Rhein-Lahn-Kreis steigt kontinuierlich. Wurden im Vorjahr noch 169 Einbürgerungen gezählt, so sind es bis August dieses Jahres bereits 245. Allein in den Monaten Juli und August wurde im Kreishaus insgesamt 85 Personen die deutsche Staatsangehörigkeit verliehen. Ein Trend, der auch bundesweit verzeichnet wird: Im Jahr 2023 wurden in Deutschland rund 200.100 Ausländerinnen und Ausländer eingebürgert und damit so viele wie noch nie seit dem Jahr 2000. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, stieg die Zahl der Einbürgerungen im Vergleich zum Vorjahr um rund 31.000 (plus 19 Prozent), nachdem sie im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr bereits um rund 37.000 (plus 28 Prozent) angewachsen war.

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Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2013 hat es im Rhein-Lahn-Kreis 79, im Jahr 2014 120 Einbürgerungen gegeben. Was aber hat sich seitdem verändert: Die wachsende Zahl an Einbürgerungen vor allem von Syrern erklärt sich weitgehend mit der starken Zuwanderung syrischer Schutzsuchender in den Jahren 2014 bis 2016. Von ihnen erfüllten viele mittlerweile die Voraussetzungen für eine Einbürgerung, so das Statistische Bundesamt. Eine Einbürgerung war laut Gesetzeslage 2023 in der Regel nach acht Jahren Aufenthalt in Deutschland möglich. Die Dauer konnte bei besonderen Integrationsleistungen auf sieben beziehungsweise sechs Jahre verkürzt werden. Ehegatten und Kinder konnten auch ohne Mindestaufenthaltsdauer mit eingebürgert werden. Experten rechnen damit, dass in den nächsten Jahren voraussichtlich viele weitere Ausländerinnen und Ausländer erstmals die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen.

Woher stammen die eingebürgerten Menschen? 2023 waren im Landkreis 23 ursprüngliche Nationalitäten und drei Staatenlose vertreten. An der Spitze rangierten Syrer mit 95 Menschen, gefolgt von der Türkei (10), Rumänien (8), der Ukraine (7) sowie auf dem fünften Platz mit jeweils fünf Eingebürgerten Afghanistan und Pakistan. Aus 46 Ursprungsstaaten (plus 13 Staatenlose) belegen im Jahr 2024 bisher wiederum die Syrer den ersten Platz mit 94 Einbürgerungen. Es folgen die Türkei (19), die Ukraine (11), Rumänien und Iran mit jeweils zehn sowie Afghanistan mit neun Einbürgerungen. Unter den Eingebürgerten sind aber auch vereinzelt Franzosen, Briten, Italiener, US-Amerikaner und sogar Brasilianer zu finden.

Zum Vergleich lohnt auch hier ein Blick in die Bundesstatistik: 2023 stellten die fünf am häufigsten vertretenen Staatsangehörigkeiten Syrien, Türkei, Irak, Rumänien und Afghanistan zusammengenommen über die Hälfte (56 Prozent) aller Einbürgerungen. Und wie im Rhein-Lahn-Kreis waren 2023 auch bundesweit syrische Staatsangehörige die größte Gruppe unter den Eingebürgerten. 75.500 Personen und damit 27.100 Personen (plus 56 Prozent) mehr als im Vorjahr. Im Jahr 2022 hatte sich deren Zahl gegenüber 2021 laut Bundesamt bereits auf 19.100 mehr als verdoppelt und 2021 sogar im Vergleich zu 2020 versiebenfacht auf 6700.

Bundesweit waren die Eingebürgerten 2023 im Durchschnitt 29,3 Jahre alt und somit deutlich jünger als die Gesamtbevölkerung (44,6 Jahre). Der Frauenanteil an den Eingebürgerten war mit 45 Prozent geringer als in der Gesamtbevölkerung (50 Prozent). Bei den syrischen Staatsangehörigen, die im selben Jahr einen deutschen Pass erhielten, sieht dies noch einmal anders aus: Sie waren im Schnitt 24,5 Jahre alt und zu 64 Prozent Männer. Vor ihrer Einbürgerung hielten sie sich laut Statistischem Bundesamt (bisher) durchschnittlich 6,8 Jahre in Deutschland auf.

Auch das Bundesamt sieht die Gründe für das Anwachsen der Einbürgerungszahlen in den hohen Zuwanderungsraten von syrischen Schutzsuchenden zwischen 2014 und 2016. Gestiegen sind bundesweit auch die Einbürgerungen von Irakern, Afghanen und Rumänen. Dagegen ging die Zahl der Türken 2023 gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel zurück. Die Zahl der Einbürgerungen von Ukrainerinnen und Ukrainern stieg im Jahr 2023 um 6 Prozent bundesweit auf 5900, nachdem sie sich von 2021 auf 2022 im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine von 1900 auf 5600 fast verdreifacht hatte. Die Einbürgerungen ukrainischer Staatsangehöriger machten 3 Prozent aller Einbürgerungen im Jahr 2023 aus.

Zuständig für die Einbürgerungen sind die Kreise oder kreisfreien Städte. Seit geraumer Zeit finden im Kreishaus Sammeleinbürgerungen statt. Bei den jüngsten Feierstunden zur Einbürgerung hoben Landrat Jörg Denninghoff und der Erste Kreisbeigeordnete Marcel Willig die bewusste Entscheidung der neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger für das politische und gesellschaftliche System der neuen (zweiten) Heimat Deutschland hervor.

Mit der deutschen Staatsangehörigkeit erhalten die Menschen alle staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten einer Bürgerin beziehungsweise eines Bürgers dieses Landes. Laut Internetseite des rheinland-pfälzischen Integrationsministeriums sind dies: die vollen Rechte bei Wahlen, also aktives und passives Wahlrecht auf Kommunal-, Landes-, Bundes- und EU-Ebene; das uneingeschränkte Recht auf Freizügigkeit innerhalb Deutschlands (freie Wahl des Aufenthaltes und des Wohnsitzes); das Recht auf Freizügigkeit in der EU; die uneingeschränkte Berufsfreiheit; Reise- und Visaerleichterungen in viele Länder; den Schutz durch die Auslandsvertretungen der Bundesrepublik Deutschland bei Auslandsaufenthalten; die nach der Einbürgerung geborenen Kinder erwerben die deutsche Staatsangehörigkeit durch Abstammung.

Von Michael Stoll

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