Von unserer Mitarbeiterin Andrea Fehr
Zum ersten Mal hatten das Dekanat Rhein-Wied, der Kirchenkreis Wied und der Kreis-Chorverband Neuwed eine derartige Veranstaltung angeboten. Die Resonanz überwältigte die Initiatoren, Dekanatskantor Peter Uhl, Kirchenmusikdirektor Thomas Schmidt und den Vorsitzenden des Kreis-Chorverbandes Neuwied, Helmut Kutscher: Ausgelegt war der Workshop ursprünglich für 100 Sänger. Und die Begeisterung für Gospel verbindet die Generationen. Der Blick durch die Reihen zeigt: Vom Teenager bis zum Senior sind alle Altersgruppen vertreten.
Melodien verleiten zur Bewegung
Auf einem kleinen Absatz in der Halle hat Workshop-Leiter Helmut Jost sein E-Piano aufgebaut. In Fachkreisen wird seine Fähigkeit bewundert, fast aus dem nichts einen gut klingenden Chor zu formen. Die Stimmung ist gelöst und locker: Sympathisch und lässig vermittelt der Musiker gemeinsam mit Solistin Ruthild Wilson den Teilnehmern die Grundlagen und den typischen Spirit des Gospels.
Dabei kommt der Spaß nicht zu kurz – sind die Melodien doch ohnehin nicht dafür gemacht, ruhig auf der Stelle stehen zu bleiben, im Gegenteil: „Seegang im Hintern“ ist bei Gospel ausdrücklich erwünscht, versichert Jost. Die Teilnehmer sind hoch motiviert: Ein einmaliges Anspielen der jeweiligen Stimmen genügt, und die Sänger haben ihren Part im Ohr. Sobald Sopran, Alt, Tenor oder Bass an der Reihe sind, geht ein Ruck durch die Sänger: Oberkörper aufrecht, aber doch entspannt, und es kann losgehen.
Schon beim zweiten Durchgang sitzt die Stimme. „Könnt ihr Noten lesen, habt ihr heimlich geübt oder warum klappt das hier so gut?“, ruft Helmut Jost den Sängern zu. Vielstimmiges Gelächter antwortet ihm. Noch einmal ruft er die einzelnen Stimmen ab, dann geht ein erneuter Ruck durch die Halle und 140 Personen stehen auf.
Rasch ist die Angst genommen
Wenn zum ersten Mal mehrstimmig Stücke wie „Ain't Nobody, “Soon And Very Soon„ oder “Through It All„ erklingen, ist der Geist des Gospels spürbar. Teils schafft Jost bei bekannten Songs wie “Kumbaya, My Lord„ allein durch einen veränderten Rhythmus neue Grooves und überraschende Effekte, teils präsentiert er ganz neue Songs.
Binnen weniger Stunden üben die Sänger acht Stücke ein: Das Schema wiederholt sich: Zuerst geht Jost mit den Teilnehmern den Text durch und übersetzt den englischen Liedtext. Dann spielt er die einzelnen Stimmen an, die durch ihre Eingängigkeit schnell ins Ohr gehen. “Ich kann keine Noten lesen, und doch habe ich die Melodie sofort im Ohr„, schildert eine Teilnehmerin ihren Eindruck. “Ich bin einfach fasziniert: Die ganze Art des Workshops ist einfach unheimlich inspirierend.„
Die Angst vor den unbekannten Liedern nimmt Helmut Jost den Sängern schnell: “Das Schöne am Gospel ist: Es gibt unheimlich viele Hilfen für euch. Der Vorsänger gibt den Text vor, und wenn ihr genau hinhört, merkt ihr, dass ich im Vorspiel zur Erinnerung jede Stimme noch einmal anspiele."
Und so ist es kein Wunder, dass nach nur wenigen Minuten die Stücke so klingen, als hätte der Chor wochenlang miteinander geprobt. Auf diese Weise gelingt es den erfahrenen Musikern, den Sängern die Angst zu nehmen, schon wenige Stunden später ein komplettes Konzert auswendig zu bestreiten.
Z Wer sich von der Begeisterung für Gospel anstecken ließ, kann diese im neuen Neuwieder Gospel-Chor vertiefen: Die erste Probe dieses Ensembles findet am morgigen Dienstag, 16. Juni, um 18 Uhr im Gemeindehaus an der Marktkirche statt.