Der 60-jährige Treis war von 2012 bis 2020 der erste hauptamtliche Oberbürgermeister, den die Grünen in Rheinland-Pfalz stellen konnten. Seine politische Karriere begann mit einem Blitzstart: Im September 2012 setzte er sich überraschend bei der Mayener OB-Wahl durch. Zu diesem Zeitpunkt gehörte Treis erst ein gutes Jahr den Grünen an, in der Kommunalpolitik war er ein Neuling. Auch über Verwaltungserfahrung verfügte er nicht. Treis ist ausgebildeter Sparkassenbetriebswirt und arbeitete als Abteilungsleiter bei der Kreissparkasse Mayen. Im Jahr 2020 stellte er sich als OB zur Wiederwahl, verlor das Amt aber an den Sozialdemokraten Dirk Meid.
Treis’ Bilanz als Stadtchef fällt durchwachsen aus. Einerseits darf er sich einige Erfolge auf die Fahnen schreiben. Wichtige Bauprojekte wie etwa die Neugestaltung des Bahnhofsumfelds in Mayen wurden abgeschlossen, andere Vorhaben wurden auf den Weg gebracht. Auch das Bestreben, die Finanzen der hoch verschuldeten Stadt zu stabilisieren, kann man ihm nicht absprechen.
Einen dunklen Schatten auf seine Amtszeit wirft jedoch die Affäre um die Mayener Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg). Beim Ankauf und der Sanierung von Flüchtlingsunterkünften hatte ein leitender Mitarbeiter der Verwaltung in seiner damaligen Funktion als Steg-Geschäftsführer Hunderttausende Euro ausgegeben, ohne dass es dafür einen Beschluss der zuständigen Gremien gab. Der Stadt soll dadurch ein Schaden in sechsstelliger Höhe entstanden sein. Eine entsprechende Schadensersatzklage gegen den damaligen Steg-Geschäftsführer beschäftigt inzwischen die Justiz. Die Fraktionen des Mayener Stadtrats – mit Ausnahme der Grünen – warfen Treis vor, die Aufklärung der Angelegenheit zu verzögern.
Zudem blieben in Treis’ Amtszeit mehrere Prestigevorhaben erfolglos. So gelang es zum Beispiel nicht, das historische Alte Rathaus am Marktplatz in eine Gastronomie umzuwandeln. Gleich zweimal sprangen Interessenten wieder ab, obwohl die Gespräche mit der Stadt bereits weit fortgeschritten waren. Auch der Neubau eines Hotels konnte nicht realisiert werden.