Koblenz
Viel Lob und noch mehr Adidas – Das Imperium am Rande der Stadt

Einem Platz auf diesem Globus paradiesische Zustände zu bescheinigen, an dem der Mensch arbeiten muss, ist ja eigentlich schon ein Widerspruch in sich. Nein, in solchen Fällen sollte nüchterne Sachlichkeit walten – was ein Lob für die Ausgestaltung dieses Bereiches nicht ausschließt.

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Das Medienzentrum des Deutschen Fußball-Bundes während dieser EM in Herzogenaurach ist ein solcher Bereich. Keiner, an dem Träume reifen, im günstigsten Fall höchstens ein paar gute Sendebeiträge oder Artikel – so die EM-Form auch bei den Berichterstattern von Funk, Fernsehen und Presse stimmt. Der DFB hat hierfür die bestmöglichen Voraussetzungen geschaffen. Viel Platz, viel Technik, die funktioniert, bester Service und trotz aller Geschäftigkeit genug Ruhe zum Arbeiten. Läuft in Mittelfranken!

Das Medienzentrum liegt abseits von Herzogenaurach in einem Stadtteil, der eigentlich Adidas heißen müsste. Das ging natürlich nicht. Also heißt er – ganz offiziell mit Straßenschild – Herzo-Base, benannt nach der dort einst untergebrachten US-Kaserne. Hier hat sich der namhafte Sportartikelhersteller in den 90er-Jahren niedergelassen und ein schon aus einiger Entfernung gut sichtbares, imposantes Reich geschaffen.

Die Welt des Sports auf 40 Hektar

Auf rund 40 Hektar ist im Laufe der Zeit die „World of Sports“ entstanden. Ein riesiges Areal mit Bürogebäuden, Ausstellungshallen und jede Menge Einrichtungen für die rund 5300 Menschen, die hier bei Adidas in Lohn und Brot sind. Dazu gehören Mitarbeiter-Restaurants ebenso wie ein Betriebs-Kindergarten oder Fitness-Studios für die Angestellten. Dazwischen liegen Grünanlagen, Seenlandschaften. Auch ist ein Lob für die Arbeitsbedingungen angebracht.

Während in Herzogenaurach immer noch Fachwerk den Aufriss der Stadt dominiert, prägt die futuristische Architektur zweier boomender Weltkonzerne das Bild am Ortsrand. Ist doch der Adidas-Bruder Puma hier auch vertreten. Aber eben kleiner. Und etwas abseits. Die Puma-Firmenzentrale setzt ein paar Hundert Meter entfernt an der Umgehungsstraße mit einem torartigen Ensemble beiderseits der Umgehungsstraße einen beeindruckenden architektonischen Akzent. Rund 1100 Beschäftigte hat Puma am Standort Herzogenaurach. Ja, auch für die Architekten soll mit Lob nicht gespart werden.

Eine Bahnstrecke gegen das Pendlerproblem

Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler mit 8400 Angestellten vor Ort ist der dritte große Arbeitgeber in einer vergleichsweise kleinen Stadt, die mittlerweile mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze als Bürger hat. All diese Beschäftigten müssen ja irgendwie auch zu ihren Arbeitsplätzen kommen. Und das führt zu einem Problem. Pendler verstopfen die Einfallstraßen. Eine Lösung muss her.

Und die kommt – irgendwann. Geplant ist eine Stadt-Umland-Bahn. Das derzeit größte Straßenbahn-Projekt in der Republik soll eines fernen Tages die Städte Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach umweltfreundlich miteinander verbinden. Geplante Inbetriebnahme: 2031. Seit einer ersten Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 1993 fand ein recht unterhaltsamer Schlagabtausch zwischen Befürwortern und Bedenkenträgern statt. Erstgenannte liegen mittlerweile klar vorn. Ein Lob für alle Beteiligten gibt es allerdings erst, wenn die Bahn auch fährt. Kann Adidas da nicht ein bisschen Druck machen?

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