Koblenz

Digital, gedruckt oder vorgelesen: Bei Familie Wolf lesen von Großmutter bis Enkel alle die Zeitung

In der Familie Wolf lesen drei Generationen die Rhein-Zeitung: Elisabeth Wolf lässt sie sich von Sprachassistentin Alexa vorlesen, Sohn Michael (links) abonniert die Printausgabe, und Enkel Christopher nutzt die digitalen Angebote.
In der Familie Wolf lesen drei Generationen die Rhein-Zeitung: Elisabeth Wolf lässt sie sich von Sprachassistentin Alexa vorlesen, Sohn Michael (links) abonniert die Printausgabe, und Enkel Christopher nutzt die digitalen Angebote. Foto: Jens Weber

Bei Familie Wolf aus Koblenz gehört das Lesen der Zeitung fest zum Alltag dazu. Dank neuster Technik kann jedes Familienmitglied ganz individuell nach seinen Bedürfnissen die Nachrichten lesen oder eben hören.

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Die Augen wollen nicht mehr so wie früher. Sie blicken allerdings auch schon seit mehr als neun Jahrzehnten auf diese Welt. Ansonsten fühlt sich Elisabeth Wolf so rüstig und fit, dass sie mit ihren 91 Jahren noch allein in ihrem Häuschen auf dem Asterstein, einem Stadtteil von Koblenz, lebt.

Hübsch hat sie es. Im Wohnzimmer Regale voller Bücher und Familienfotos, Blick ins eigene kleine Grüne hinterm Haus. Ein gemütliches Sofa in Altrosa und mit karierten Kissen dominieren den Raum, drüben in der Ecke steht der Esstisch samt Stühlen. Wie oft Elisabeth Wolf dort oder auf der Couch wohl schon saß, um in der Rhein-Zeitung zu lesen, früher, als die Kinder noch im Haus waren, als Mann Heinrich noch lebte? Und seither?

„Die Rhein-Zeitung gehörte und gehört immer dazu“, sagt die ältere Dame. Sogar jetzt noch, da sie nicht mehr so gut sehen kann. Zu lesen ist schwierig geworden. Unter anderem deshalb hat Elisabeth Wolf seit einer Weile eine digitale Assistentin im Haus, die ihr Artikel vorliest. „Alexa, starte die Rhein-Zeitung“, lautet dann ihr Sprachbefehl, um Neuigkeiten aus der Welt, aus der Region und aus Koblenz zu erfahren. „Die Geschichten von hier, die interessieren mich besonders“, erzählt Elisabeth Wolf. Es sind Worte, bei denen Sohn Michael und Enkel Christopher nicken. „Wir lesen das, was in unserer Stadt passiert, morgens auch zuerst“, sagt Christopher Wolf.

Er und sein Vater sind zu Besuch bei seiner Oma, wie eigentlich jeden Tag, wohnen sie doch jeweils nur ein paar Straßen entfernt. Auch zu ihnen kommt die Rhein-Zeitung ins Haus beziehungsweise auf das Smartphone oder Tablet. Während die Seniorin sich die RZ vorlesen lässt, greift Sohn Michael, 64 Jahre alt, Jurist, gern zur Printausgabe.

Für die Zeitung arbeitete früher auch der verstorbene Ehemann Heinrich von Elisabeth Wolf. Er war Fotograf. An ihn erinnern einige Schwarz-Weiß-Fotos in den Regalen.
Für die Zeitung arbeitete früher auch der verstorbene Ehemann Heinrich von Elisabeth Wolf. Er war Fotograf. An ihn erinnern einige Schwarz-Weiß-Fotos in den Regalen.
Foto: Jens Weber

Und Enkel Christopher, 34 Jahre, ebenfalls Jurist, informiert sich über die digitalen Angebote der RZ, was in Koblenz und darüber hinaus wichtig ist. Womit Familie Wolf nicht nur über drei Generationen hinweg die Rhein-Zeitung abonniert, sondern auch sämtliche Wege nutzt, sie zu beziehen: digital, gedruckt und eben über die smarte Lösung Alexa.

Seit wann Elisabeth Wolf die Zeitung abonniert hat, kann die freundliche Dame mit den gelockten, weißen Haaren nicht sagen. Sie und ihr Mann gehörten nicht zu den Abonnenten der allerersten Stunde, aber sie beziehen die Rhein-Zeitung deutlich länger als ein halbes Jahrhundert: Elisabeth Wolf zog 1950 als aus dem Sudetenland Vertriebene nach Koblenz, lernte bald ihren späteren Mann Heinrich, einen gebürtigen Koblenzer, kennen. Und dann, irgendwann Mitte der 50er-Jahre, erinnert Elisabeth Wolf, kam die Rhein-Zeitung ins Haus des jungen Ehepaares, in jenen Jahren natürlich klassisch auf Papier. „Seitdem gehört sie zum Leben“, sagt die Senioren und lacht leise auf: „Das ist wirklich so. Wenn sie morgens mal nicht da ist, vermisse ich richtig etwas.“

„Morgens“ ist hier das Stichwort. Oma Wolf genehmigt sich die Zeitung am liebsten zum Frühstück, was für Sohn und Enkel ebenfalls die liebste Phase des Tages ist, um Artikel zu lesen. „Mindestens 20 Minuten“, meint Michael Wolf, nimmt er sich Zeit. Eine eingeschliffene Gewohnheit, seit 1987 hat er die Zeitung selbst abonniert. Wobei: Seit Michael Wolf wegen der Corona-Pandemie viel von zu Hause arbeitet, der Weg ins Büro also wegfällt, bleibt er oft ein paar Minuten länger in der Zeitung blätternd am Tisch sitzen, erzählt er. Auch Sohn Christopher kann gut Zeit mit der Zeitung verbringen, besonders am Wochenende ohne Termindruck, ohne auf die Uhr gucken zu müssen. Kaffee trinken. Lesen. „Das genieße ich richtig.“

Christopher Wolf ist ein sportlicher Typ, graues T-Shirt, die längeren Haare zum Dutt gebunden. Für ihn ist es selbstverständlich, Tageszeitungen zu abonnieren – neben der digitalen Ausgabe der Rhein-Zeitung liest er wie sein Vater noch überregionale Tageszeitungen. Gleichwohl: Die Inhalte mit lokalen Bezügen seien besonders wertvoll für ihn. „Ich will einfach informiert sein, dabei sind mir auch hintergründig Stücke wichtig“, sagt er. Nicht nur die schnelle Nachricht, nicht nur Tagesgeschehen, sondern ein vertiefter Blick auf Themen.

Christopher Wolf hat die Rhein-Zeitung abonniert, als er nach dem Jurastudium in Mainz zurück nach Koblenz zog. 2011 muss das gewesen sein, rechnet er zurück. „Erst Print, dann das digitale Abo.“ So gibt's weniger Altpapier, was der Jüngste im RZ-Leser-Trio Wolf ziemlich gut findet – genauso, dass er über das Digitale ein erweitertes Angebot über die reinen Artikel hinaus hat: die Archivfunktion beispielsweise. Oder den Zugriff auf die Frühausgabe, die tagesaktuell abends ab 22 Uhr online steht. „Das finde ich wirklich gut.“

Der Rhein-Zeitung sind die Wolfs übrigens nicht nur als Leser treu verbunden: Heinrich Wolf, der 1983 verstorbene Ehemann von Elisabeth, hat etliche Jahre für die Koblenzer Lokalausgabe der Rhein-Zeitung gearbeitet. Hauptberuflich war er Polizeifotograf, hatte sich zuvor einen Namen gemacht, indem er das zerstörte Koblenz der Nachkriegszeit dokumentierte – und sich dafür durchaus über Verbote der französischen Besatzer hinwegsetzte, wie Enkel Christopher erzählt. Für die Zeitung fotografierte Heinrich Wolf aus Freude und Leidenschaft, galt als Chronist des Stadtlebens. Vom Karnevalsumzug bis zum Besuch von Minister- und Staatspräsidenten hielt er mit Kamera fest, was sich an Rhein und Mosel abspielte – natürlich analog und in Schwarz-Weißen-Bildern und durchaus mit einem künstlerischen Gespür für die Bildgestaltung. Der Nachlass Wolf ist riesig, mehr als 100 000 Bilder dürften es sein, schätzt Michael Wolf. Sein in Winningen an der Mosel lebender Bruder Martin, ebenfalls Fotograf, verwaltet das Archiv des Vaters.

Im gemütlichen Reich von Elisabeth Wolf auf dem Asterstein erinnern ein paar Schwarz-Weiß-Aufnahmen an Heinrich Wolf. Mit seiner Frau im Arm steht er beispielsweise auf einem Bild, die Kameratasche hängt locker über der anderen Schulter. „Irgendwann Ende der 60er“, mutmaßt Elisabeth Wolf, entstand die Fotografie. Womöglich rührt die Verbindung der Familie Wolf zur Rhein-Zeitung über drei Generationen hinweg auch ein wenig daher, dass Heinrich Wolf mit seinen Fotos jahrelang ein Stückchen dazu beitrug, die Zeitung für die Heimat mit Leben zu füllen. So sind es denn auch die Fotos, die Elisabeth Wolf heute vermisst, wenn sie sich die Zeitung von ihrer digitalen Assistentin Alexa vorlesen lässt. So praktisch diese smarte Lösung auch sei: „Das Blättern und Anschauen, das fehlt schon“, sagt die Seniorin. Wenn sie ein Thema besonders interessiert, zeigen ihr Sohn und Enkel zwar auch schon mal das zum Artikel gehörige Bild, aber es fällt schwer, es richtig zu erkennen. „Das ist halt so im Alter“, sagt Elisabeth Wolf gelassen, sie lacht. Ansonsten, meinen sowohl die Seniorin als auch Sohn und Enkel, kommt sie gut zurecht. Für sie das Wichtigste: Sie lebt selbstbestimmt, wobei Alexa eine kleine Helferin für den Alltag ist. Eben eine, die ihr die Uhrzeit verrät, einen Radiosender startet oder die Rhein-Zeitung vorliest – und die Seniorin mit allem auf dem Laufenden hält, was in ihrer Heimatstadt passiert.