Koblenz

Kein Platz für Papiertiger: Ohne dieses Material geht bei der Zeitungsproduktion gar nichts

Tonnenschwere Rollen lagern im Druckzentrum und warten auf die Weiterverarbeitung.
Tonnenschwere Rollen lagern im Druckzentrum und warten auf die Weiterverarbeitung. Foto: Thomas Reitzer

Es riecht unverwechselbar. Der Geruch von Papier, von Enthusiasten untrennbar mit gutem Lesestoff verbunden, hängt wie eine Glocke über den riesigen Rollen, die im Papierlager auf ihren Einsatz warten. Papier ist der zentrale Stoff, aus dem die Tageszeitung gemacht wird, auch wenn auf dem Weg dahin viele andere Materialien ebenfalls eine Rolle spielen.

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Papier. Damit verbinden wir in der Regel DIN-A4-Bögen, hochweiß, die stapelweise in einen Drucker gelegt werden. Dieses Papier ist dann „gestrichen“, das bedeutet, auf die Papieroberfläche wurde noch mal eine Beschichtung aufgebracht, die sehr häufig aus Kreide, Kaolin oder Kasein bestehen kann.

Das Papier, auf dem die Tageszeitung gedruckt wird, hat diese Beschichtung nicht, die gigantischen Rollen enthalten ein ungestrichenes Papier. Grund hierfür ist neben dem Umweltgedanken vor allem die Anforderungen, die an das Material einer Tageszeitung gestellt wird.

Die Tageszeitung ist halt kein Magazin

Hochglanzbilder? Nicht in einer Tageszeitung! Regenwasser? Durchaus! Wo andere Papiere nicht mithalten können, bietet das Papier der Rhein-Zeitung auch dann noch „lesbare Nachrichten“, wenn das Wetter einmal wirklich furchtbar ist. Vorsichtig getrocknet ist die Zeitung wieder lesbar und die Druckerfarbe noch genau da, wo sie sein soll. Im Gegensatz zu einem Magazin hat das Papier der Tageszeitung eine umweltfreundliche Eigenschaft. Sollte mal eine Seite in der Natur landen, löst sie sich relativ schnell auf. Die Wetterbeständigkeit des Papiers ist nur von kurzer Dauer und hält einer Dauerberegnung nicht stand. Es vergeht und belastet die Umwelt nicht nennenswert, weil es schon nach wenigen Wochen verrottet ist.

Ganz schön was auf Lager!

Um die Rhein-Zeitung zu drucken, wird eine ganze Menge Papier benötigt. Das weiß Fabian Westermayer, der gemeinsam mit Marisol Schiffmann im Produktionsmanagement mehr als ein Auge darauf hat, dass immer ausreichend Papier in der richtigen Qualität zur Verfügung steht. Das Ziel ist, so Westermayer, immer so viel Papier zur Verfügung zu haben, dass in Notzeiten zwei Wochen ohne neues Papier gedruckt werden kann.

Dann wird es allerdings knapp, denn in normalen Zeiten erreichen tägliche Lieferungen das Druckhaus an der A 61. Hier wird das Papier für die Tageszeitung in einer „Grammatur“ von 42 bis 42,5 Gramm pro Quadratmeter angeliefert. „Den Unterschied merkt man beim Anfassen nicht“, sagt Westermayer.

Zeitungsdruckereien kaufen gemeinsam ein

Wenn etwas so wichtig ist wie Papier und wenn davon so ungeheure Mengen gebraucht werden, bietet es sich an, Einkaufsverbünde zu gründen. So bezieht auch die Rhein-Zeitung ihr Papier über einen Einkaufsverbund, der in unterschiedlichen Ländern das Papier bestellt, darunter aus der Schweiz, Frankreich, Belgien und Deutschland. Das gilt im Übrigen nur für Zeitungspapier, die Jubiläumsausgabe, die Sie gerade in Händen halten, ist „aus anderem Holz geschnitzt“. Die wiegt 52 Gramm pro Quadratmeter. Ganz einseitig geht es nicht zu im Druckhaus der Rhein-Zeitung, denn neben der Tageszeitung werden auch noch unzählige andere Produkte gedruckt. Sonderbeilagen, Prospektstrecken und viele andere Druckerzeugnisse, die eine höhere Grammatur als 42,5 Gramm verlangen.

Darf's ein bisschen mehr sein?

Die Druckmaschinen des Druckhauses können viele Papierstärken verarbeiten, auch hier hält das Produktionsmanagement gewisse Mengen vor. „Wir haben für kleinerer Projekte 52 und 60 Gramm vorrätig“, sagt Westermayer, „aber wir können bis zu 120 Gramm schwere Papiere verdrucken.“ Damit man sich einmal ein Bild über die Mengen machen kann, hier die Frage:

Wie viel Papier wird gebraucht für eine Samstagsausgabe?

Stellen Sie sich eine ruhige Freitagnacht vor. Die Maschinen surren problemlos, die Papierbahnen rauschen mit bis zu 46 Kilometern pro Stunde durch die Druckstraßen, keine besonderen Vorkommnisse, kein Papierabriss. Die Drucker prüfen regelmäßig das Druckergebnis, hierzu nehmen sie immer wieder fertige Seiten, die von den Maschinen schon geschnitten und gefaltet wurden, aus der endlosen Schlange an Zeitungen. Im Untergeschoss bewegen die Transportroboter Rolle um Rolle zu den Druckmaschinen, wo sie automatisch neu eingefädelt werden, wenn eine Rolle zur Neige geht.

Wie viel Papier glauben Sie, benötigt die Mannschaft der IDL, die den Auftrag hat, die Rhein-Zeitung zu drucken? Es sind im Schnitt etwas mehr als 20 Tonnen Papier, die in einer Nacht verbraucht werden, eine Menge, die angesichts der riesigen Rollen im Papierlager noch unfassbarer wird. Auf diesen Rollen, zwischen 70 Zentimeter und 2,10 Meter hoch, die im Lager zu Türmen aufgestapelt sind, befinden sich etwas mehr als 30! Kilometer Papier, und bei einer Samstagsproduktion gehen gut und gern bis zu zehn der Rollen durch die Maschinen.

Ganz automatisch ist es dann doch nicht

Wer jetzt aber glaubt, bei der Rhein-Zeitung wären die Menschen nicht mehr von Bedeutung, der irrt gewaltig. Auch wenn bestimmte Teile der Produktion automatisiert sind, das menschliche Auge und die menschliche Hand spielen eine wichtige Rolle. Und die beginnt bereits beim Auspacken der Papierrollen, die mit einer dicken Schicht Packpapier geschützt eintreffen.

„Wir wickeln nicht nur die Außenschicht ab, sondern auch die ersten Bahnen des Papiers“, sagt Fabian Westermayer, „so stellen wir sicher, dass das Papier nicht gerissen oder anderweitig beschädigt ist.“ Viele Reklamationen hat er indes nicht, die Qualität ist hoch. „Unsere Reklamationsquote ist gering, das spricht für die gute Auswahl unserer Lieferanten.“

Bevor die Roboter die bis zu drei Tonnen schweren Rollen in die Maschinen einschleusen, muss der Gabelstapler ran, und der wird auch von einem Menschen gefahren. Damit „Kollege Roboter“ seinen Job machen kann, muss ihm sein Material exakt an einem bestimmten Ort positioniert werden, sonst findet er es nicht. Ohne Menschen geht es nicht.

Druckhaus-Führungen:
Im Mai 2012 wurde das Druckhaus der Rhein-Zeitung und ihrer Heimatausgaben eingeweiht. Seitdem konnte es bereits mehr als 45 000 Besucher verzeichnen. 72 Millionen Euro hat der Mittelrhein-Verlag am Autobahnkreuz in Metternich in eines der modernsten Druckhäuser Europas investiert.

Wer wissen möchte, wie die gesamte Produktion verläuft und wie es dabei zugeht, wenn 90.000 Zeitungen pro Stunde gedruckt werden, kann einen Blick hinter die Kulissen werfen und bei einer Führung durch verschiedene Stationen erfahren, was alles passiert, damit die Zeitung morgens pünktlich auf dem Frühstückstisch liegt.

Die Abendführungen werden jeweils dienstags, mittwochs und donnerstags von 20 bis 22 Uhr angeboten. Für Schulklassen werden Führungen auch tagsüber angeboten, hier ist Robin Lindner unter 0261/892 385 oder unter robin.lindner@rhein-zeitung.net der richtige Ansprechpartner.

Bitte beachten:

Zutritt nur für Personen nach dem Prinzip der drei Gs: genesen, vollständig geimpft (zweite Impfung plus zwei Wochen) negativ getestet (nicht älter als 24 Stunden), Mundschutz während der Führung. Maximale Gruppengröße: zehn Personen. Weitere Informationen zur Führung sowie Anmeldung unter:

Telefon 0261/983 620 00.