Koblenz

Die Geschichte des Kaiserdenkmals

Kaiser Wilhelm I. hatte untersagt, dass zu seinen Lebzeiten Denkmäler errichtet werden, die seine Leistungen würdigen. Nach dem Tod des Monarchen am 9. März 1888 änderte sich die Situation schnell.

Und so beginnt die Geschichte des Reiterstandbildes am Deutschen Eck bereits in der kurzen Regierungszeit von Friedrich III. Der Sohn des Reichsgründers starb aber nach nur 99 Tagen im Amt an Kehlkopfkrebs. Nach dem Tod des Vaters schlug die Stunde von Wilhelm II. Er verfolgte mit dem Bau von Monumenten eine klare Agenda. Sie sollten für Kontinuität und Stabilität stehen.

Und was geschah in Koblenz? Bereits am 13. April 1888 beschlossen die Koblenzer Stadtverordneten, ein Standbild vor dem Koblenzer Schloss zu errichten. Eine 14-köpfige Denkmalkommission wurde eingerichtet. Dem Gremium gehörten Repräsentanten des Adels, der Wirtschaft und der Kirche an. Auch die Finanzierung wurde bereits früh angeschoben. Ausgerechnet die schon damals fast chronisch überschuldete Stadt wollte 30 000 Mark stiften. Für die damaligen Verhältnisse war das eine bedeutende Summe.

Es folgte die Entscheidung, beim Provinziallandtag der preußischen Rheinprovinz die Errichtung eines Kaiserdenkmals zu beantragen. Am 9. Juni 1888 war es so weit. Man brauchte die Unterstützung aus Düsseldorf, auch weil feststand, dass die zur Verfügung stehenden Mittel nicht ausreichten. Dazu kam eine psychologische Komponente. Ein Denkmal für Wilhelm I. wurde von Anfang an als Prestigeobjekt gesehen, die Stadtväter wollten deshalb schneller sein als andere Städte.

Das Deutsche Eck als Standort

Und man wollte etwas Besonderes schaffen. Deshalb entbrannte auch die Diskussion um den Standort neu. Vor allem Oberbürgermeister Emil Schüller trieb die Debatte voran. Unter dem Pseudonym Irenäus veröffentlichte er eine Broschüre und brachte einen exponierten Standort am Deutschen Eck ins Spiel – das Denkmal sollte schon von Weitem erkennbar sein. Einer Realisierung stand jedoch die Stadtbefestigung im Wege.

Wie sein Vorgänger Karl Heinrich Lottner setzte sich auch Schüller für die Abschaffung der strengen Vorschriften und eine Beseitigung der Anlagen ein. Im März 1889 sollte er dieses Ziel erreichen. Doch damit waren noch nicht alle Hürden genommen. In Köln, Düsseldorf und Aachen – dort konnten sich viele immer noch nicht damit abfinden, dass Koblenz Provinzhauptstadt war – favorisierte man einen Standort im Siebengebirge. Der Kaiser entschied sich jedoch für Koblenz.

Mit der Verfügung Wilhelms II. vom 13. März 1889 war der Weg für die Bauvorbereitungen frei. Zunächst einmal sollte das Hafenbecken vor dem eigentlichen Deutschen Eck, das seinen Namen von der örtlichen Ballei des Deutschen Ordens hatte, im Januar und Februar 1891 zugeschüttet werden. Zwei Jahre später lobte der Provinzialausschuss einen Wettbewerb aus. 26 Entwürfe gingen ein, 15 wurden gewertet. Schließlich setzten sich Bruno Schmitz, der wohl 
bedeutendste deutsche Denkmalarchitekt seiner Zeit, und Emil Hundrieser durch. Sie überarbeiteten dann ihre Entwürfe, im September 1895 konnten dann die Arbeiten an den Fundamenten beginnen.

Hightech im 19. Jahrhundert

Heute würde man sagen, dass sich der Ort, an dem das Denkmal entstehen sollte, in eine Hightechbaustelle verwandelte. Die modernsten Maschinen kamen zum Einsatz, ebenso die neuesten Materialen wie Stahl und Beton. Der heutige Eindruck täuscht also: Das Monument war nie als Natursteindenkmal konzipiert, sondern wurde in weiten Teilen mit Ziegelsteinen errichtet und später mit Granitplatten verblendet.

Auch das 14 Meter hohe Reiterstandbild wurde in einer Leichtbauweise errichtet. Es bestand aus getriebenem Kupferblech, das auf einem Stahlgerüst montiert wurde. Die Kosten waren übrigens gigantisch und lagen am Ende bei 1,5 Millionen Reichsmark. Das war das Dreifache des ursprünglich eingeplanten Betrages. Dennoch ließ man es sich nicht nehmen, die Fertigstellung im großen Stil zu feiern. Am 31. August 1897 wurde das Denkmal in Gegenwart des Kaiserpaares eingeweiht.