Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hält nach wie vor an den Plänen für eine Alternativtrasse für Güterzüge durch den Westerwald und den Taunus fest. Deren Notwendigkeit ergibt sich für ihn aus den Verkehrsprognosen: „Wir erwarten bis zum Jahr 2051 deutschlandweit ein Plus beim Güterverkehrsaufkommen von 46 Prozent. Auf der Schiene wird ein Plus von 33 Prozent erwartet. Wir müssen uns ehrlich die Frage stellen, wie der Verkehr über die Infrastrukturen, die wir jetzt etwa im Mittelrheintal haben, abgewickelt werden soll. Ohne Investitionen in neue Strecken wird das schwer möglich sein“, sagte der FDP-Politiker im Gespräch mit unserer Zeitung.
Wie kurz ist der Draht zwischen Daniela Schmitt und Volker Wissing, also zwischen Mainz und Berlin? Von FDP-Verkehrsministerin zu FDP-Verkehrsminister? Und kann Rheinland-Pfalz davon profitieren? Wir trafen die beiden zum Doppelinterview in Mainz - vor allem, um über die Infrastruktur im Land und ...Verkehrsminister Wissing und Schmitt im Interview: „Die Union hat einen Scherbenhaufen hinterlassen“
Zuletzt hatte sein Ministerium eine Machbarkeitsstudie zu der seit vielen Jahren als Vision verfolgten Trasse veröffentlicht, die zu ernüchternden Ergebnissen gekommen war: Die mit einer Alternativtrasse zu erzielenden Effekte für den Bahnverkehr würden die Investitionskosten nicht ausgleichen, hieß es sinngemäß. Selbst bei der aus Sicht der Studienautoren günstigsten Variante der Trasse lägen die Kosten bei 6,8 Milliarden Euro. Dabei würden die Züge nur aus dem Oberen Mittelrheintal (südlich von Neuwied) herausgehalten.
Die von Bahnlärmgegnern präferierte „große Lösung“, bei der der Güterverkehr von Wiesbaden-Schierstein bis nach Sankt Augustin zumeist durch Tunnel rollen würde, wird mit 9,9 Milliarden Euro beziffert. Hinter beide Zahlen ist allerdings sowieso ein dickes Fragezeichen zu setzen – es sind nur Schätzungen, und sie sind bereits mehrere Jahre alt.
„Wir wollen eine Lösung für das Mittelrheintal und halten darum an der Suche nach einer Alternative fest“, sagte der Bundesminister. Und erklärte im Interview weiter: „Die Situation ist für die Anwohner vor Ort unerträglich.“ Man brauche, wenn man mehr Verkehr auf die Schiene verlagern wolle, eine Lösung, „die unsere Logistik- und Verkehrsinteressen mit den berechtigten Interessen der Anwohner in Einklang bringt“. Deshalb brauche es die Perspektive für den Bau einer Alternativtrasse.
Er nehme die Belastung der Anwohnerinnen und Anwohner „sehr, sehr ernst“. Die Gesundheit jedes Einzelnen müsse geschützt werden, erklärte Wissing, blieb aber Antworten nach konkreten nächsten Schritten schuldig. „Es ist ein dickes Brett, aber an dem Brett muss man weiter bohren.“