Mittelmeer mit Maske: Kreuzfahrtträume mit Corona-Schutzmaßnahmen
Denn selbst der, der gern und oft verreist, der üblicherweise routiniert am Flughafen und tiefenentspannt im Kreuzfahrtterminal ist, ja selbst der kommt ins Schwitzen vor Nervosität.
Das lange Warten
Die zu meisternden Hürden sind sehr hoch – wie sich am Beispiel einer Reise mit der wunderschönen „Costa Smeralda“ zeigt, die in Savona auf ihre deutschen Gäste wartet. Sagen wir so – es ist ein gegenseitiges Warten, denn die deutschen Passagiere müssen vor dem Betreten des Schiffs einen PCR-Test machen und auch erst mal warten. Egal, ob man geimpft oder genesen ist – Italien hat Deutschland auf irgendeine Liste gesetzt, sodass man nicht einfach mal so in Italien vorbeischauen kann.
Costa zahlt zwar die Kosten des PCR-Tests und versorgt die Gäste sogar mit einem durchaus leckeren Lunchpaket – doch man sitzt geschlagene drei Stunden im Kreuzfahrtterminal auf seinem Stühlchen, trägt die Maske, ist übermüdet vom Flug und vom Bustransfer, möchte eigentlich nur auf die Kabine, langweilt sich zu Tode und wartet auf das Ergebnis des Tests. Man möchte gar nicht an das Damoklesschwert denken, das die ganze Zeit über dem Kopf der Reisenden schwebt: Ein positiver Test in der Reisegruppe, mit der man unterwegs ist – und schwupps säße man wieder im Flieger nach Hause.
Unzähliger Schreibkram
Dieses Wissen nagt im Magen – schon bei der Vorbereitung zu Hause. Man checkt alle Formulare drei- und viermal, die man ausfüllen musste – denn auch Italien möchte ein Einreiseformular haben, das man mühsam online ausfüllen und dann am Flughafen nach der Ankunft auf dem Handy vorzeigen muss. Inklusiver digitaler Impfpässe, Personalausweise und sonstigem Krams – der Dokumentenordner quillt über, und noch nie hat man vor einer Urlaubsreise so viel Schreibkram erledigt. Denn auch die Lufthansa plädiert für einen Vorab-Online-Check-in – und Costa möchte ohnehin vorab das Schiffsmanifest mit allen Daten am Computer ausgefüllt haben. Dazu kommt noch der Gesundheitsfragebogen – bloß nichts vergessen. Hut ab, wer da den Überblick und die Nerven behält.
Als dann endlich die Costa-Frau mit dem Klemmbrett und den guten News kommt, atmet man auf. Dann geht alles sehr schnell – und als man endlich das Schiff betritt, möchte man jedes Crewmitglied vor Freude einzeln umarmen. Darf man aber nicht. Corona. Seufz.
Der schwimmende Linienbus
Als die riesige „Smeralda“ sich dann abends langsam von der Kaimauer wegschiebt und das Mittelmeer ansteuert, fällt der ganze Stress von einem ab. Endlich: die erste typische und unvergesslich leckere Costa-Pasta im Restaurant. Endlich: der erste Sonnenuntergang auf See. Und das Meer meint es gut mit den Reisenden: Die Nacht ist ruhig und friedlich, die Wellen plätschern sanft an den riesigen Leib des Schiffs – das im Übrigen mit dem neuartigen Flüssigerdgas LNG angetrieben wird. Das Ergebnis zeigt sich beim Blick auf den Schornstein: Man sieht – nichts. Kein Ruß qualmt in den Himmel.
Die „Smeralda“ dreht Woche für Woche ihre Runden durchs Mittelmeer – und fast wie bei einem Linienbus können Passagiere an jedem Stopp ihre Reise beenden und beginnen. Ob Marseille, Barcelona, Palma de Mallorca, Messina oder Civitavecchia – an jedem Stopp wird emsig aus- und eingecheckt. Der Vorteil: Die Massen sind besser kontrollierbar – es verteilt sich einfach. Der Nachteil: Es entsteht beim ständigen Kommen und Gehen kein so richtiges Wir-Gefühl an Bord. Gemeinschaftserlebnisse werden denn auch reduziert, die Menschen sollen so gut wie möglich entzerrt werden, was auch sehr gut gelingt.
Maximum an Sicherheit
An Bord gelten strenge Corona-Schutzregeln: Man muss praktisch immer die Maske tragen (wohl dem, der eine Balkonkabine hat und sich dort aufhalten kann), man bekommt feste Tischzeiten und Sitzplätze zugeordnet, man muss jeden Tag selbst an speziellen Geräten seine Körpertemperatur messen, es gibt Händewaschautomaten vor jedem Restaurant (die Dinger machen allerdings wirklich Spaß) – und zur Halbzeit der Kreuzfahrt müssen noch einmal alle Gäste zum Corona-Test antanzen. So will man ein Maximum an Sicherheit schaffen – und für den Fall der Fälle greifen dann auch Quarantäneprotokolle.
Individuelle Landgänge sind nicht erlaubt, wer von Bord gehen will, kann dies nur im Rahmen eines geführten Ausflugs tun und befindet sich wie in einer Blase. Man wird in den Bus gebracht – natürlich mit Abstand beim Sitzen – und darf die Ausflugsgruppe den ganzen Tag über nicht verlassen. Sollte man sich doch abseilen, muss dies der Reiseleiter ans Schiff melden, und dann darf man nicht wieder zurück an Bord, so heißt es.
Küchenchefs zaubern wie eh und je
Die Reisenden nehmen also viel auf sich, ertragen Regeln und Gängelungen – alles, um endlich wieder auf hoher See sein zu dürfen. Ist es das wert? Eine Frage, die jeder für sich selbst entscheiden muss.
Die Costa-Crew versucht jedenfalls mit unfassbarer Freundlichkeit, keine schlechte Stimmung aufkommen zu lassen. Die Küchenchefs zaubern wie eh und je, und selbst auf einem Riesendampfer wie der „Smeralda“ fühlt man sich bald zu Hause und stets willkommen. Typisch Costa: Wer die italienische Küche liebt, kommt aus dem Schwärmen gar nicht heraus. Aber auch Experimentelle loben das (extra zu bezahlende) Restaurant „Archipelago“, in dem man Sachen essen kann, die man noch nie gekostet hat.
Wem es am Seetag mit dem eigenen Buch zu langweilig wird, der kann sich in den verschiedenen Pools austoben, auf den Rutschen im Aqua Park am Oberdeck herumdüsen oder sich das bordeigene Designmuseum anschauen, das italienische Designer feiert und so manches interessante Ausstellungsstück bereithält.
Der Zauber der Kreuzfahrt
Aber auch die Route selbst bietet eine Menge Abwechslung – jenseits der täglichen Haltestellen. So fahren die Passagiere durch die legendäre Straße von Messina, sie kommen auf Steinwurfnähe am brodelnden und qualmenden Stromboli vorbei, sie können die Liparischen Inseln im Abendrot bewundern und der Südküste Sardiniens zuwinken.
Es sind diese Momente, die all den Stress vergessen lassen, die all den Orga-Ärger wert sind. Es sind diese Momente, die Kreuzfahrten so einmalig machen – ein Zauber, der selbst zu Corona-Zeiten nicht nachlässt.
Dass die Welt noch lange nicht in Ordnung ist, sieht man in fast jedem Hafen: Überall parken außer Dienst gestellte Kreuzfahrtschiffe. Egal, ob Costa, Aida oder TUI Cruises – überall liegen sie. Dunkel. Ohne quietschfideles Leben an Bord. Und sie warten darauf, endlich wieder ablegen zu dürfen. Ein wehmütiger Moment – während die „Smeralda“ die gestrandeten Schwestern mit dem Typhon grüßt.
Ein Video sehen Sie im Internet unter ku-rz.de/smeralda