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Vietnam

Einmal Vietnam süß-sauer, bitte! Eine Reise auf dem E-Bike öffnet die Sinne für die Realität

Von Birgit Pielen
Mit dem E-Bike durch Vietnam zu reisen, ist eine sehr unmittelbare Art, um das südostasiatische Land zu erleben. Foto: Dennis Schmelz
Mit dem E-Bike durch Vietnam zu reisen, ist eine sehr unmittelbare Art, um das südostasiatische Land zu erleben. Foto: Dennis Schmelz

Die Bundesbürger sind elektrisiert von E-Bikes. 2018 verkauften deutsche Fahrradhändler 980.000 E-Bikes, Tendenz steigend. Diesen Rückenwind spüren auch Reiseveranstalter. Und so flattert eines Tages das Angebot auf den Tisch, mit dem E-Bike durch Vietnam zu reisen. Vietnam? Warum eigentlich nicht! Dabei wissen wir in der Regel nicht viel von diesem fremden Land, das elf Flugstunden und 9300 Kilometer weit von Deutschland entfernt ist. Vietnamkrieg und Boatpeople fallen einem vielleicht noch ein. Aber sonst? Es wird also eine Reise in eine vollkommen unbekannte Welt sein – und es wird die Entdeckung einer neuen Form von Mobilität sein. Zehn Fakten über ein asiatisches Abenteuer – und die Widersprüche eines aufstrebenden Landes.

Lesezeit: 9 Minuten
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1 Der lange Weg in die andere Welt. Der voll besetzte Airbus, der im herbstlichen Frankfurt gestartet ist, landet nach einem Nachtflug und fünf Stunden Zeitverschiebung um 5.45 Uhr Ortszeit im subtropischen Hanoi. Good Morning, Vietnam! Die neun Mitreisenden checken sich nach einem herzlichen Hallo erst einmal ab. Irgendwelche Sportskanonen dabei? Gudrun, eine adrette Mittfünfzigern, ist seit ihrer Kindheit nicht mehr Fahrrad gefahren, aber passionierte Reiterin und Motorradfahrerin. Harald, kaum älter als Gudrun, wollte früher Fußballprofi werden, was man ihm heute noch ansieht. Alex, Mitte 30, ist Sportredakteur und hat die Figur eines Langstreckenläufers. Bevor wir die Gespräche vertiefen können, geht es mit einem Inlandsflug weiter nach Hue, in die ehemalige Kaiserstadt am Parfümfluss. Endlich ankommen! Wir sind schon mehr als 24 Stunden unterwegs – und der neue Tag hat gerade erst begonnen.

2 Kann man auf dem Fahrrad betrügen? Für die meisten aus der Gruppe ist es eine Premiere: Zum ersten Mal werden sie mit einem E-Bike unterwegs sein – und es klappt erstaunlich gut. Die Räder eines renommierten Herstellers haben die richtige Rahmengröße und Sattelhöhe, denn der Reiseveranstalter hat die notwendigen Daten bereits vorher abgefragt. Wenn man in die Pedale tritt, wird man vom Motor unterstützt – und kann zwischen Eco, Normal und Turbo auswählen. „Es ist ein Gefühl, als ob man angeschoben wird“, schwärmt Martin. „Es grenzt an Betrug, aber in dem Fall an einen Betrug, der ungeheuer viel Spaß macht.“ Ab einer Geschwindigkeit von 25 km/h setzt die Motorunterstützung allerdings aus. Dennoch: Mit dem E-Bike unterwegs zu sein, ist eine Offenbarung. Diese mühelose und unmittelbare Art des Reisens lässt einen das Leben der Einheimischen auf besondere Weise erfahren. Man bewegt sich auf Augenhöhe mit ihnen, sieht, riecht, spürt alles, winkt ihnen zu – und bemerkt bisweilen schon mal ein Kopfschütteln über die verrückten Touristen, deren Schweiß bei dem feucht-tropischen Klima und einer Temperatur um die 30 Grad über das Gesicht perlt.

3 Zwei Hauptfrauen, vier Nebenfrauen, zehn Konkubinen. Wir sind unterwegs in Hue, von 1802 bis 1945 die Hauptstadt der letzten Kaiserdynastie, der Nguyen. Das Mausoleum des 12. und vorletzten Kaisers Khai Dinh ist die erste Begegnung mit vietnamesischen Grabstätten. Es ist wie alle Bauwerke nach den Regeln der Harmonielehre Feng-Shui errichtet worden. Um beispielsweise böse Geister fernzuhalten, muss man viele Treppen erklimmen und über kleine Erhöhungen in den Tempel steigen – denn dunkle Mächte haben keine Kniegelenke.

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Das Besondere am Mausoleum von Khai Dinh ist jedoch, dass er unter der Bronzestatue, die seiner realen Größe und realem Gewicht nachempfunden wurde, tatsächlich begraben liegt. Eine Ausnahme. Alle anderen Kaiser wurde an geheimen Orten bestattet – und die Totengräber anschließend ermordet. Eine gewisse Tragik überschattet jedoch das Leben von Khai Dinh, der während der französischen Kolonialverwaltung herrschte und bei seinem Volk unpopulär war, das ihn als bezahlten Angestellten der Franzosen betrachtete. Trotz zwei Hauptfrauen, vier Nebenfrauen und zehn Konkubinen hatte Khai Dinh kein erfülltes Leben, wie eine seiner Konkubinen preisgab. Sie beschrieb den Herrscher als „physisch schwach“, er sei „an Sex nicht interessiert“ gewesen. Schließlich wurde der Monarch drogenabhängig und starb im Alter von nur 40 Jahren.

4 Von einem Tag auf den anderen Millionär. Man muss kein Monarch sein, um sich in Vietnam wie ein Millionär zu fühlen. Die einheimische Währung ist der Dong – ihn gibt es nur in Scheinen. Warum, ist schnell klar: 25.000 Dong sind etwa 1 Euro. Das heißt, wer 100 Euro umtauscht, ist bereits Dong-Millionär. Vietnam leidet unter einer hohen Inflation. 2008 zu Beginn der globalen Finanzkrise schnellte sie auf 23 Prozent auf, 2011 lag sie noch bei mehr als 18 Prozent. Inzwischen beträgt sie nur noch 3,5 Prozent, denn Vietnam ist seit vielen Jahren auf Wachstumskurs, seit sich das kommunistische Land für den Weltmarkt geöffnet hat. In den 80er-Jahren war Vietnam eines der ärmsten Länder der Welt. Dann krempelte die Regierung das System in eine „sozialistisch orientierte Marktwirtschaft“ um. Mit den Doi-Moi-Reformen (vietnamesisch für „Erneuerung“) liberalisierte sie die Wirtschaft, ließ private Unternehmen zu, öffnete sich für die Globalisierung.

Vietnam ist mit seinen Naturkulissen von überwältigender Schönheit. 75 Prozent der Vietnamesen leben auf dem Land. Dort dominieren noch altertümliche Anbaumethoden und traditionelle Lebensweisen.
Vietnam ist mit seinen Naturkulissen von überwältigender Schönheit. 75 Prozent der Vietnamesen leben auf dem Land. Dort dominieren noch altertümliche Anbaumethoden und traditionelle Lebensweisen.
Foto: Dennis Schmelz

Die USA hoben 1994 das Handelsembargo auf, das sie 1964 zunächst über den Norden und 1975 nach ihrer Kriegsniederlage über ganz Vietnam verhängt hatten. Damit begann eine neue Zeitrechnung. Heute sind ausländische Direktinvestitionen vor allem aus Japan und Südkorea, zunehmend aber auch aus China, ein wichtiges Rückgrat der vietnamesischen Wirtschaft. Ein Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union, das EU-Vietnam Free Trade Agreement, muss noch durch das neue EU-Parlament verabschiedet werden und könnte Anfang 2020 in Kraft treten. Für die Weltbank ist das Land eine „entwicklungspolitische Erfolgsgeschichte“.

5 Der ganz normale Wahnsinn im Straßenverkehr. Das populärste Fortbewegungsmittel in Vietnam ist nicht (mehr) das Fahrrad, sondern der Motorroller. Und das erlebt man nirgendwo so sehr wie in den Städten, wo schon mal 50 qualmende Zweitakter an einer Ampel stehen und ungeduldig auf die grüne Phase warten. In Saigon beispielsweise leben neun Millionen Menschen – offiziell angemeldet sind sieben Millionen Mopeds. Abgesehen von den Ampeln, werden die Verkehrsregeln als Empfehlungen betrachtet. Man kann sich daran halten, muss es aber nicht. Die meisten entscheiden sich für Letzteres. Stattdessen hupen sie, was das Zeug hält, um auf sich aufmerksam zu machen. Zebrastreifen sind nicht mehr als eine Straßendekoration – hier stoppt keiner für einen Fußgänger. Bürgersteige werden schon mal als Überholspur missbraucht. Wer in diese Form der Anarchie eintauchen will, kann sich einen Roller mieten oder aber eine Vespatour mit einem Fahrer buchen, was mit Sicherheit die lebensverlängernde Variante ist. Dass man höchstens zu zweit auf einem Roller unterwegs sein darf, mag in Deutschland die Regel sein – in Vietnam ist es eine Untertreibung, wo doch ganze Familien auf das Gefährt passen.

6 Warum Vietnamesen „Handkäs mit Musik“ verabscheuen. Can Nguyen ist ein Beispiel für die Generation junger, gut ausgebildeter Vietnamesen. Der 39-Jährige, der mit Frau und Kind in Saigon lebt, ging 2001 nach Frankfurt, um dort Lebensmitteltechnologie zu studieren. „Es war ein Kulturschock“, sagt er heute. „Ich kam im kalten Winter an, konnte nur Englisch und wollte nach ein paar Tagen wieder zurück.“ Doch seine Gastfamilie motivierte ihn – er hielt durch, lernte die deutsche Sprache und deutsche Gewohnheiten. Und vor allem merkte er: Wo Vietnamesen eine kommunikative Unverbindlichkeit pflegen, halten Deutsche eine schweigende Distanz. Man weiß ja nie. Als Can eines Morgens in die U-Bahn stieg, fragte er eine alte Dame, wie es ihr gehe. Einfach so. Er wollte nett sein.

Der geflochtene Kegelhut steht seit Jahrhunderten als Symbol für Vietnam und wird immer noch getragen – wie von dieser Frau, die Obst verkauft.
Der geflochtene Kegelhut steht seit Jahrhunderten als Symbol für Vietnam und wird immer noch getragen – wie von dieser Frau, die Obst verkauft.
Foto: Dennis Schmelz

Die Frau blickte ihn entgeistert an: „Was willst du von mir?“ Bevor er antworten konnte, hatte sie sich auf einen anderen Platz gesetzt. Can lacht heute über dieses Erlebnis. Typisch deutsch war das! Genauso wie die Mahlzeiten. „Ich habe mich immer gewundert, was ihr alles essen könnt“, schmunzelt er. „Ein Rumpsteak von 400 Gramm würde bei uns für vier Leute reichen.“ Und die Erinnerung an „Handkäs mit Musik“, einer hessischen Spezialität in Essig-Öl-Zwiebel-Marinade, löst fast Ekel in ihm aus. Dennoch blickt er heute dankbar auf seine Zeit in der Fremde zurück. „Ich habe mich in Deutschland integriert, aber Vietnam ist meine Heimat.“ Er ging zurück, wollte helfen, sein Land aufzubauen – und stieß immer wieder an die (unsichtbaren) Grenzen des kommunistischen Regimes.

7 Das zweitgrößte Gefängnis für Blogger. Auch wenn sich Vietnam wirtschaftlich geöffnet hat und als aufstrebendes Land gilt, ist es weit davon entfernt, demokratisch zu sein. Vietnam gehört zu den wenigen verbliebenen kommunistischen Einparteienstaaten, die es heute noch gibt. Die Menschenrechtslage ist katastrophal. Wer der kommunistischen Führung laut widerspricht, muss mit Folter rechnen. Im Pressefreiheitsindex liegt Vietnam auf Platz 174 von 180. Reporter ohne Grenzen nennt Vietnam „nach China das zweitgrößte Gefängnis für Blogger und Netzbürger“. Die junge Generation fordert mehr demokratische Freiheiten und wird unruhig. „Wir wünschen uns, dass die Regierung die Unzufriedenheit der Bevölkerung spürt und sich etwas ändert“, sagt ein Einheimischer, der seinen Namen vorsichtshalber nicht in der Zeitung lesen will. Die Menschenrechtsgruppe Viet Tan mit Sitz in den USA macht immer wieder auf Missstände aufmerksam – in Vietnam selbst ist ihre Internetseite viettan.org gesperrt. Der restriktive Umgang mit Meinungsfreiheit wird für das kommunistische Zentralkomitee angesichts der jungen Bevölkerung und fast 60 Millionen Internetnutzern (bei einer Bevölkerung von 95 Millionen Menschen) mehr und mehr zu einem Problem.

8 Der mühsame Weg auf die andere Seite. Kann Tourismus zur Liberalisierung eines Landes beitragen? Über diese Frage diskutieren wir, während wir den berühmten Wolkenpass zwischen Hue und Danang in Angriff nehmen. Neun Kilometer hoch, 8 bis 9 Prozent Steigung. Das ist definitiv leichter zu bewältigen als ein Demokratisierungsprozess. Der Wolkenpass gilt als natürliche Grenze zwischen Nord- und Südvietnam – und als Wetterscheide. Wir schalten in kleine Gänge und schlängeln uns die Serpentinen des Passes hoch. Als Letzter in der Gruppe fährt ein Mechaniker mit. Er hat alles für kleine Malheurs dabei und hilft, wenn eine Kette abspringt oder einem Reifen die Luft ausgeht. Der Aufstieg ist anstrengend, aber eine Pause einlegen? Ohne elektrischen Antrieb hätten wir das garantiert gemacht – um die atemberaubende Landschaft zu genießen, hätten wir gesagt. Schon klar. Aber so treten wir in die Pedale, während uns Lastwagen überholen – oder wir die Lastwagen.

So sieht der Alltag von Frauen aus, die nicht zur Schicht der aufstrebenden Wirtschaftselite gehören, sondern auf dem Land leben.
So sieht der Alltag von Frauen aus, die nicht zur Schicht der aufstrebenden Wirtschaftselite gehören, sondern auf dem Land leben.
Foto: Dennis Schmelz

Für Lkw mit Tierfracht oder Öl ist der 2005 eröffnete 6 Kilometer lange Hai- Van-Tunnel aus Sicherheitsgründen gesperrt. Sie quälen sich also über den Wolkenpass, der seinem Namen an diesem Tag alle Ehre macht: Es ist neblig. Eine kühle Brise zieht über das Gebirge. Verlassen liegen die Reste der alten französischen und amerikanischen Bunkeranlagen aus dem Indochinakrieg (1946 bis 1954) und Vietnamkrieg (1955 bis 1975) auf dem Berg. Wir feiern unseren persönlichen Sieg, als wir diesen Pass gemeistert haben und lassen die militärische Vergangenheit außer Acht. Denn nun kommt das größte Vergnügen: die Abfahrt nach Danang mit einem Blick auf die Großstadt und das Südchinesische Meer.

9 Eine Reise in die Vergangenheit. Eine der letzten Stationen unserer Reise ist das Mekongdelta, wo wir nicht im Sattel, sondern im Boot sitzen und zu den schwimmenden Märkten unterwegs sind. Mehr als 4000 Kilometer hat der Mekong, einer der längsten Flüsse der Welt, von seiner Quelle in Tibet bereits zurückgelegt, bevor er hier ins Südchinesische Meer mündet. Für die Einheimischen ist er so etwas wie die Lebensader. In einem Boot bringen sie ihre Waren – Kokosnüsse, Mangos und Ananas – zum schwimmenden Markt. Das Boot ist ihr Zuhause, bis sie alles verkauft haben. Das kann ein paar Tage dauern. Immer wieder sieht man Menschen, die einen Eimer Wasser aus dem Mekong ziehen, um ihr Geschirr zu spülen. Dabei ist der Fluss eine dreckige Brühe. Flipflops, Plastik und andere Abfälle, die man nicht genau benennen möchte, schwimmen darin. Am Ufer leben Menschen in ärmlichen Hütten. Es sind die Verlierer von Vietnams Aufstieg. Sie schuften für ihren Lebensunterhalt, indem sie eine kleine Ziegelei betreiben oder sich als Kokosnussschäler verdingen. Es ist Knochenarbeit. Skeptisch blicken sie auf die Touristen.

10 Die schwierige Beziehung zwischen Berlin und Hanoi. Was verbindet Deutschland und Vietnam? Als historische Gemeinsamkeit gibt es die Erfahrung der Teilung in einen kommunistischen und kapitalistischen Staat. Und es gibt die Erfahrung der Wiedervereinigung, die allerdings in Vietnam alles andere als friedlich ablief. Der Vietnamkrieg endet 1975 mit dem Sieg des Vietcong und der Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam unter kommunistischer Führung. Viele Südvietnamesen werden enteignet, in Umerziehungslager gezwungen und schikaniert. Hunderttausende sogenannter Boatpeople fliehen und versuchen in kleinen Fischerbooten, über das Südchinesische Meer zu gelangen. Doch wo sollen sie hin? Der 2016 verstorbene Rupert Neudeck wurde damals weltweit bekannt, als er mit dem Frachter „Cap Anamur“ 10.375 Flüchtlinge rettete und nach Deutschland brachte.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesregierung und den Machthabern in Hanoi sind aktuell empfindlich gestört. 2016 flieht der vietnamesische Politiker und Manager Trinh Xuân Thanh nach Deutschland und beantragt in Berlin politisches Asyl, weil ihm in seiner Heimat die Todesstrafe droht. Im Juli 2017 wird er im Berliner Tiergarten vom vietnamesischen Geheimdienst verschleppt. Die Bundesregierung verlangt, dass der Entführte unverzüglich nach Deutschland zurückreisen kann. Vergeblich.

Unsere Autorin saß bei dieser Reise zum ersten Mal auf einem E-Bike. Jetzt ist sie begeistert davon und plant im kommenden Jahr eine leichte Alpenquerung auf dem E-Bike.

Mehr Infos zum Reiseverlauf gibt es unter www.belvelo.de

Guten Appetit!

Vietnamesen essen gern – und am liebsten warme Mahlzeiten. Pho ist eine Nudelsuppe, die zum Frühstück gegessen wird. Mit dünnen Rindfleischstreifen wird sie als Pho Bo serviert, mit Hühnerfleisch als Pho Ga. Dazu werden viele frische Kräuter gereicht.

Äußerst beliebt und lecker ist das Essen in den Garküchen, die auf umgebauten Mopeds oder Fahrrädern transportiert werden – häufig mit kleinen Plastikstühlen im Gepäck. Vor allem in den Städten lohnt sich eine Streetfood-Tour.

Unbedingt probieren! Eine typische Spezialität ist Eierkaffee (Ca Phe Trung). Dazu wird ein Eidotter mit einem Schneebesen schaumig gerührt, mit Kondensmilch ergänzt, einem Teelöffel Honig verfeinert und auf einen Espresso gegossen. Manche sagen, es schmeckt wie flüssiges Tiramisu. Die Kaffeebohnen werden übrigens in Vietnam angebaut.

Es gibt Essgewohnheiten, die so ganz und gar nicht unseren Gepflogenheiten entsprechen. Nach den Reisernten sind beispielsweise Feldmäuse eine Delikatesse. Sie werden gekocht, mariniert und dann gegrillt. In einigen Regionen des Landes gelten auch junge Hunde als Köstlichkeit. In Nordvietnam sind sie vor allem zu Weihnachten eine Spezialität. Die Vietnamesen machen auch nicht Halt vor Baumratten von Zuckerrohrplantagen oder vor Palmenwürmern. Bevor diese Würmer die Palme zerstören können, werden die Würmer zerstört – das ist die einfache Logik. Dazu werden Löcher in die Palme gebohrt und die kleinen Übeltäter herausgezogen. Die Larven werden in Fischsoße getaucht, saugen sich voll und werden gegessen.

Aber es gibt auch Spezialitäten, die für Europäer ohne Einschränkung ein Genuss sind: Red Snapper zum Beispiel, Elefantenohrfisch oder frittierte Bananenblüten mit Chilisoße. Aus der französischen Kolonialzeit hat übrigens das Baguette bis heute überlebt.

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