Wenn Claus Rodeck erzählt – und Claus erzählt gern –, dann kann man etwas lernen.
Claus ist Deutscher, war jahrzehntelang Bornholm-Stammurlauber und ist vor einigen Jahren auf die Insel ausgewandert. Als Einwanderer musste er sich anpassen an die Mentalität der Dänen, die uns als Nachbarn doch eigentlich so ähnlich erscheinen. Doch das ist nur der erste Blick, weiß Claus. Und außerdem musste er sich dazu noch an die Mentalität der Bornholmer anpassen, was noch einmal etwas ganz anderes ist. Die Insulaner sind eigenwillig, so Claus’ Erfahrung.
Ein Beispiel: „Vor einigen Jahren hatte es über Nacht heftig geschneit“, erzählt Claus aus seinem neuen Leben. „Gegen Mittag bin ich dann auch raus und habe die Einfahrt zu meinem Grundstück freigeschaufelt. Da traf ich meinen Nachbarn, ebenfalls mit der Schneeschippe zugange. Er arbeitet bei der Gemeindeverwaltung, und ich war überrascht. ‚Hast du heute frei?‘, fragte ich ihn. Aber er sah mich ratlos an, zeigte in die Umgebung und antwortete: ‚Es liegt doch Schnee! Wenn mir auf dem Weg zur Arbeit etwas passiert, ich mir die Knochen breche, dann falle ich doch für Wochen aus! Das ist viel zu riskant für mich und den Arbeitgeber. Da ist es besser, wenn ich bei diesem Wetter zu Hause bleibe.‘ Das ist die Bornholmer Gelassenheit“, so das amüsierte Fazit von Claus. Und eigentlich steckt in dieser entspannten Weltsicht viel Weisheit, von der man sich ein Stück für den eigenen Alltag abschauen sollte.