Koblen
Sven Sabock zu den Pfiffen gegen Spaniens Cucurella: Unwürdig für einen Gastgeber
Euro 2024: Spanien - Frankreich
Unfreiwillig im Fokus: Spaniens Marc Cucurella. Foto: Christian Charisius/dpa
Christian Charisius. dpa

Das war zum Fremdschämen: Was sollten die Pfiffe gegen Spaniens Abwehrspieler Marc Cucurella?

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Man sollte den Begriff „Sommermärchen“ nicht überstrapazieren, zumal der Sommer in diesen Tagen nur vereinzelt sein sonniges Gesicht zeigt – und die Fußball-EM für die deutsche Mannschaft ja vorzeitig beendet ist. Aber nach allem, was man hört, sieht, liest und an persönlichen Eindrücken gewonnen hat, präsentiert sich Deutschland bei dieser EM als freundlicher Gastgeber für die Fans aus ganz Europa, die im besten Sinne die Völkerverständigung pflegen. Und ist das nicht gerade in der heutigen Zeit weit höher zu bewerten denn je? Der Fußball bringt die Menschen zusammen, das zeigen nicht nur die Bilder aus den Innenstädten rund um die Partien. Man begegnet sich friedlich-freundlich, Polizei, Ordnungskräfte und das Rote Kreuz berichten von einem überschaubaren Maß an Einsätzen.

Wahre Größe zeigt sich in der Niederlage

In dieses Bild passt, dass es für die DFB-Auswahl zwar nichts mit dem ersehnten EM-Triumph wird, die Nationalmannschaft es aber geschafft hat, Sympathien zurückzugewinnen und die Menschen zu bewegen und hinter sich zu vereinen. Es ist Teil des Leistungssports, dass es am Ende Sieger und Verlierer gibt – und wahre Größe zeigt sich wie im normalen Leben in der Niederlage. Die Bundestrainer Julian Nagelsmann und die DFB-Profis als faire Verlierer bewiesen haben, ungeachtet des Ärgers über eine strittige Szene im Viertelfinale gegen Spanien.

Cucurella ist nicht Täter, sondern Opfer

Wenn also nun deren Akteur Marc Cucurella in der Partie gegen Frankreich über 90 Minuten bei jeder Ballberührung ausgepfiffen wird, zeigt das, dass diese Menschen von all dem nichts verstanden haben. Der 25-Jährige gilt als untadeliger Sportsmann und hat sich auch beim 2:1 der Iberer gegen Deutschland nichts zuschulden kommen lassen – ihm ist auch nicht vorzuwerfen, dass ihm der Ball von Jamal Musiala an die Hand geschossen wurde. Cucurella ist, wie die fehlgeleiteten Zuschauer in München kundtun, keineswegs Täter, sondern eher Opfer. Opfer einer völlig überregulierten, kaum mehr verständlichen und nahezu willkürlich ausgelegten Regel, die selbst die Schiedsrichter entzweit.

Dass sich Cucurella im Nachgang der Unmutsäußerungen ebenso diplomatisch äußert wie Spaniens Trainer Luis de la Fuente, zeugt von jener Charakterstärke, die manchem Zuschauer gefehlt hat. Die Pfiffe waren eines guten Gastgebers unwürdig.

E-Mail an den Autor: sven.sabock@rhein-zeitung.net

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