Sven Sabock zur Konstellation der K.o.-Runde: Folgen der Selbstsicherheit

Von sven.sabock@rhein-zeitung.net

Wir wissen nicht, was Michel Platini gesagt hätte. Er schweigt, er muss schweigen. Platini war bis vor Kurzem Chef des europäischen Fußballverbands Uefa und dafür verantwortlich, dass die eigentlich prima funktionierende EM statt mit 16 nun mit 24 Mannschaften ausgetragen werden muss.

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Nun ist der gestürzte Franzose aber dummerweise wegen ein paar dubioser Geschäfte für vier Jahre gesperrt worden, weshalb er sein Werk allenfalls vor dem heimischen Fernseher rühmen kann. Er wird sich darin bestätigt fühlen, den Außenseitern eine Bühne gegeben zu haben – die sie zum Leidwesen manch arrivierter Nation zu nutzen wussten. Geschenkt, dass dabei das fußballerische Niveau verwässert und nicht weniger als 36 Spiele nötig waren, um nach knapp zwei Wochen gerade mal acht ausscheidende Teams zu ermitteln.

Nun können Funktionäre für viele unerfreuliche Entwicklungen des Spiels verantwortlich gemacht werden – an dem Dilemma, vor dem das Turnier nun steht, sind die Krawattenträger allerdings unschuldig. Dass sich in der am Samstag beginnenden K.o.-Runde die versammelten Großmächte vorzeitig aus dem Wettbewerb kegeln, ist vielmehr das Ergebnis eigener Unzulänglichkeiten. Siehe Spanien oder England, die das Opfer ihrer Selbstsicherheit wurden und nun als Gruppenzweite einen steinigen Weg vor sich haben. Mit der Folge, dass die epischen Duelle nun also schon im Achtel-, Viertel- und Halbfinale steigen, ehe anschließend im Endspiel ein Außenseiter wartet, der noch gar nichts von seinem Glück weiß. Ungeachtet dieser sonderbaren Konstellation gilt freilich auch bei diesem Turnier die Maxime: Wer Europameister werden will, muss ohnehin jeden Gegner schlagen können.

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