Frankfurt

Steuerhinterziehung als gängiges Modell

Die Rote Karte sitzt mitunter locker bei den Unparteiischen. Womöglich bekommen einige von ihnen den Karton bald selbst gezeigt.
Die Rote Karte sitzt mitunter locker bei den Unparteiischen. Womöglich bekommen einige von ihnen den Karton bald selbst gezeigt. Foto: picture alliance / dpa

Frisierte Steuererklärungen, Schwarzgeldkonten – in der jüngsten Affäre um Schiedsrichter des Deutschen Fußball-Bundes kommen immer mehr Details ans Tageslicht.

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Frankfurt – Frisierte Steuererklärungen, Schwarzgeldkonten – in der jüngsten Affäre um Schiedsrichter des Deutschen Fußball-Bundes kommen immer mehr Details ans Tageslicht.

Die Probleme für den DFB werden nicht weniger. Zumindest an der Verbandsspitze treibt der weltgrößte Sportfachverband die Aufräumarbeiten voran. So kann DFB-Boss Theo Zwanziger im Machtkampf mit seinem Vize Rainer Koch einen weiteren Erfolg verbuchen.

Nachdem der DFB Koch bereits im Zuge der Schiedsrichter-Affäre um Manfred Amerell und Michael Kempter als für die Referees zuständiges Präsidiumsmitglied abgesetzt hatte, musste der Vize am Montag nun eine weitere Degradierung in Kauf nehmen. Koch muss seine Zuständigkeit für „Rechts- und Satzungsfragen“ beim DFB an Rolf Hocke abgeben. Er übernimmt dafür dessen Aufgabenbereich „Prävention, Integration, Freizeit- und Breitensport“. „Die im Präsidium zwingend erforderliche und beiderseits gewünschte vertrauensvolle Zusammenarbeit“ könne „durch einen Ressorttausch erleichtert und wiederhergestellt werden“, hieß es in einer DFB-Pressemitteilung. Diese Degradierung Kochs hat Amerell dann postwendend zum Anlass genommen, die von Zwanziger geplante Vermittlung zwischen ihm (Amerell) und Kempter doch abzulehnen.

Der bei Zwanziger nicht eben gut gelittene Koch hatte sich mit Amerell getroffen, nachdem dieser die Ermittlungen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen zahlreiche Schiedsrichter ins Rollen gebracht hatte. Jetzt „bedauert“ es Koch laut Pressmitteilung, den Präsidenten nicht unmittelbar über das Treffen mit dem einstigen Schiedsrichter-Sprecher Amerell informiert zu haben.

Mittlerweile werden auch immer mehr Namen von Schiedsrichtern und ehemaligen Unparteiischen bekannt, die der Steuerhinterziehung verdächtigt werden. Laut „Spiegel“ ist der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Winfried Burchhart (53) eine der Schlüsselfiguren in der Affäre. Burchhart ist Inhaber der Schrobenhausener Treuhand GmbH, eines Steuerbüros, das mindestens sechs der betroffenen Referees vertritt. Ferner sitzt Buchhart im Vorstand des Bayerischen Fußballverbandes, er leitet dort als Vorsitzender die Prüfungskommission Finanzen. Vorsitzender des Bayerischen Fußballverbandes ist im Übrigen Rainer Koch, der DFB-Vizepräsident.

Ein weiterer Name, der im Zuge der Ermittlungen auftaucht, ist der von Jan-Hendrik Salver. Der Schwabe ist gemeinsam mit dem Mendiger Mike Pickel seit Jahren Assistent des Fifa-Schiris Wolfgang Stark. Als die Steuerfahndung Ende Oktober bei dem 42-Jährigen vorstellig wurde, zeigte sich Salver kooperationsbereit. Er übergab den Beamten Unterlagen, aus denen Hinweise auf ein Konto bei einer Liechtensteiner Bank hervorgingen. Auf dieses Schwarzgeldkonto soll die Fifa dem Unparteiischen seit 2006 rund 50 000 Euro überwiesen haben. Auch die Uefa überweist Honorare für deutsche Referees auf Auslandskonten. Von Einzelfällen kann nicht mehr die Rede sein, schon eher von einem gängigen Modell. Die Fahnder gehen von einem regelrechten Netzwerk zur Steuerhinterziehung aus. Der Mendiger Pickel war am Montag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Bei allen drei Anschlüssen meldete sich nur die Mailbox.

Von unserem Redakteur Klaus Reimann