Sandra's Soulfood in Koblenz: Essen für's grüne Gewissen

Von Nicole Mieding

Sandra's Soulfood, das klingt nach Trostmahlzeit mit Familienanschluss. Untergebracht ist der Laden im Dreiköngenhaus, einem aufwendig sanierten historischen Bau in der Koblenzer Altstadt, der zum Zentrum der Ökoszene geworden ist: Alle Unternehmen unter diesem Dach haben sich mit ihren Geschäftsideen der Nachhaltigkeit verschrieben. Hier soll's Essen geben, das Mensch und Umwelt glücklich macht: überwiegend biologisch, basisch und glutenfrei, vegetarisch eh, gern auch vegan. „Heimisches Saisongemüse harmoniert mit Gewürzen aus aller Welt“ verspricht Chefin Sandra im Internet. Sie duzt ihre Gäste, will ein Ruhepol im hektischen Alltag sein.

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Ambiente

Montags kurz nach eins ist allerdings Trubel angesagt. Wer hier isst, hat die Reformbewegung der 1968er mitgemacht oder sich zumindest den Geist von damals bewahrt. Der Tresen bildet die Wohlfühlkulisse: In der geschwungenen Front stapeln sich dekorativ Bücher und Bildbände. Sie verbreiten einen atmosphärischen Mix aus Bücherei, guter Stube und Bildungsbürger-Gehabe. Es gibt einen großen Esstisch für geselliges Entfremdeln und Einzeltische, deren Platten wie recycelter Turnhallenboden aussehen. Dazu passen die schlicht schönen Stahlrohrstühle, auf denen die Generationen der Nach-68er schaukelten, statt die Schulbank zu drücken.

Service

Wie in der Mensa herrscht Selbstbedienung, also anstehen. Der Empfang ist so freundlich, als hätten wir uns schon mal gesehen. Trotz des Betriebs gibt's ein paar warme Worte, die Auswahl wird mit einem „Das ist gut für dich“ quittiert. Der neugierige Blick zum Salat zahlt sich aus – zum Kosten gibt's spontan eine Kelle obendrauf.

Essen

Zwei Tagesessen stehen beim Mittagstisch zur Wahl, also beide. Mit den mütterlich gut gemeinten Portionen lässt's sich groß und stark werden. Die Süßkartoffel-Erdnuss-Lasagne ist ein orangerot leuchtender Haufen, zu dem – im Kunstunterricht aufgepasst – die grüne Beilage aus Chinakohl, Ackersalat, Kresse und Sprossen hübsch passt. Dem farblichen Einerlei aus Quinoa und gebackenem Blumenkohl hauchen ein knallvioletter Klecks Rote-Bete-Püree und quietschgrünes Pesto frühlingshaft Leben ein. Auf den Tellern Kichererbsen, Quinoa, Süßkartoffel, Avocado,Tomatenpüree, Erdnüsse, Chinakohl und diverse Sprossen.

Regional-saisonal vom Bauern um die Ecke wie versprochen ist hier allenfalls der Blumen-/Rotkohl, eventuell kommen auch die Bete und ein paar Blättchen Feldsalat vom Acker. Die Gewürze aus aller Welt fallen ähnlich zurückhaltend aus wie der Umgang mit heimischem Saisongemüse: Im fertigen Gericht sind sie schlicht nicht nachzuweisen. Ein paar der zum Verkauf angebotenen Ingredienzen in den Mörser geworfen und kurz angeröstet, hätten dem Geschmackserlebnis erheblich weitergeholfen. So bleibt's doch eher auf dem Niveau WG-Küche: quer durchs Gemüsefach und genug für alle.

Fazit

Vom Werbeslogan „ regional, saisonal, vital“ ist auf dem Teller wenig übrig geblieben. Auch das Versprechen „überwiegend bio“ lässt sich nicht nachvollziehen – die Karte weist lediglich die Fertigsaftschorlen als Bio aus. Im Geschäft mit dem guten Gewissen verkommt der Matcha Cappuccino (Grünteepulver in geschäumter Milch) fast zur Folklore. Ein Szeneladen für Menschen mit grüner Gesinnung – mit regionaler Küche, biozertifiziert gar, hat das Angebot nicht das Geringste zu tun.

Adresse

„Sandra's Soulfood“

Dreikönigenhaus

Kornpfortstraße 15

56068 Koblenz

Tel. 0261/203.843 45

Mail sandra@soulfood-koblenz.de

Geöffnet Mo bis Fr 11.30–18 Uhr, Sa 10–13 Uhr Frühstücksbuffet, 13–16 Uhr „Mittagsmampf“