Politisches Liebes-Melodram aus Bollywood: „My Name is Khan“

Foto: Verleih

Als der indische Superstar Shah Rukh Khan im vergangenen Jahr an einem US-Flughafen festgehalten wurde, hätte er wahrscheinlich gut den zentralen Satz seines neues Films zum Einsatz bringen können: „Mein Name ist Khan und ich bin kein Terrorist“.

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Als der indische Superstar Shah Rukh Khan im vergangenen Jahr an einem US-Flughafen festgehalten wurde, hätte er wahrscheinlich gut den zentralen Satz seines neues Films zum Einsatz bringen können: „Mein Name ist Khan und ich bin kein Terrorist“. Das jedenfalls will der Schauspieler in „My Name is Khan“ dem amerikanischen Präsidenten sagen – und so seine große Liebe zurückzugewinnen.

Die Geschichte ist für indisches Bollywoodkino gewohnt extrem melodramatisch, allerdings schlägt Erfolgsregisseur Karan Johar ungewöhnlich politische Töne an und verzichtet dabei sogar auf die sonst so typischen Tanz- und Gesangseinlagen. Damit könnte „My Name is Khan“ zwar eingefleischte Bollywoodfans enttäuschen, gleichzeitig aber auch neuen Zuschauergruppen einen Zugang zum indischen Schmachtkino bieten.

Im Zentrum steht Rizvan Khan. Er leidet am Asperger-Syndrom, einer Form des Autismus, und verliebt sich in die allein erziehende Mutter Mandira (Kajol Devgan). Das Glück währt jedoch nicht lange, denn schon bald bekommt das Paar in den USA die Folgen der Terroranschläge vom 11. September 2001 zu spüren: Rizvan ist Muslim, Mandira Hindu. Als Mandiras Sohn bei einem rassistischen Überfall stirbt, gibt sie Khan die Schuld – ihr Kind trug seinen Nachnamen. Sie fordert ihren Mann auf, aller Welt zu sagen, dass er zwar Muslim, aber kein Terrorist sei. Ja, warum erzähle er es nicht gleich dem Präsidenten? Der Autist versteht die Ironie ihrer Worte nicht und macht sich auf die Reise.

Von seiner Mutter lernte Khan einst, dass es nur zwei Arten von Menschen gibt: solche, die Gutes tun und solche, die Schlechtes tun. Nach den Terroranschlägen muss er schmerzhaft erfahren, dass viele nun eher zwischen Menschen unterscheiden, die Muslime sind und solchen, die es nicht sind. Passend dazu zeichnet Regisseur Johar, einer der bekanntesten Vertreter des indischen Blockbusterkinos („Lebe und denke nicht an Morgen!“), seine Figuren meist eindeutig gut oder böse.

Von Fans wurde „My Name is Khan“ vor allem wegen der Besetzung sehnsüchtig erwartet: Nach vielen Jahren stehen Shah Rukh Khan („In guten wie in schweren Tagen“) und die reizende Kajol erstmals wieder zusammen vor der Kamera. Die beiden gelten als Bollywoods Traumpaar, doch auch wenn die Chemie zwischen ihnen auf der Leinwand perfekt ist: Im wahren Leben sind die beiden anderweitig vergeben. In „My Name is Khan“ dürfen sie nun aber wieder einander umwerben und auch die Kamera scheint verliebt in die bildhübsche Schauspielerin, die in Indien ähnlich populär ist wie ihr Kollege „King Khan“: Großaufnahmen zelebrieren immer wieder ihr strahlendes Lächeln.

Verglichen mit anderen bonbon-farbenen, zuckersüßen Bollywood- Produktionen ist „My Name is Khan“ allerdings eher schlicht inszeniert. Der Film wirkt mit seinen zahlreichen Details in der Geschichte für viele Nicht-Inder zwar sicher schnell ziemlich überladen, dennoch fehlen vor allem die traditionellen Playbacknummern und Tanzszenen. Damit wird der knapp 130-minütige Film zu einer Mischung aus Politthriller, romantischem Melodrama und Roadmovie. Der schmale Grat zwischen Kitsch und ernsthafter Gesellschaftskritik gelingt dabei überraschend – und Bollywoods Superstar Shah Rukh Khan zeigt, dass er weit mehr kann als singen, tanzen und gut aussehen.

Christine Cornelius