Massenspeisung: Essengehen bei Aldi

Von Nicole Mieding
Geschmort, nicht gebraten: Das Rindergeschnetzelte hat zu lang im Topf gelegen. Das lässt die Rote Bete ziemlich blass aussehen.
Geschmort, nicht gebraten: Das Rindergeschnetzelte hat zu lang im Topf gelegen. Das lässt die Rote Bete ziemlich blass aussehen. Foto: Mieding

Bei Aldi gibt's alles, was man zum Überleben braucht. Neuerdings sogar eine warme Mahlzeit.

Lesezeit: 2 Minuten
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Von Nicole Mieding

Geschmort, nicht gebraten: Das Rindergeschnetzelte hat zu lang im Topf gelegen. Das lässt die Rote Bete ziemlich blass aussehen.

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Übersichtlich: Die Speisekarte im Aldi-Bistro macht selbst Entscheidungsneurotikern das Leben leicht.

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Hipper Industrie-Chic: das Innenleben der Aldi-Schiffscontainer im Kölner Medienhafen.

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Nachdem Aldi Süd zur internationalen Weinmesse in Düsseldorf vor sieben Wochen mit einer Pop-up-Weinbar einen Marketinghit gelandet hat, folgt in Köln jetzt der zweite Streich: Im Medienhafen testet der Discounter den Restaurantbetrieb. Für drei Monate steht dort Deutschlands erstes Aldi-Bistro, danach soll es umziehen. Wohin, ist ein gut gehütetes Geheimnis.

Ambiente

Für die Lage der gastronomischen Zwischenspiele gilt: nur vom Feinsten. Seine Weine schenkte der Billiganbieter in Spuckweite zur Düsseldorfer Königsallee aus. Das Bistro im Kölner Medienhafen hat eine Skyline aus Bürohochhäusern samt künstlichem See vor der Tür, durch die Glasfront schauen die Gäste auf Tretboote. Die vorübergehend aufgestellten Schiffscontainer spiegeln das Hafenthema auch in der Einrichtung: Wellblechwände, Scheinwerfer, rohe Tische und Bänke. Leere Weinflaschen wurden zum Kronleuchter arrangiert, Kunstdrucke an die Wand gelehnt – fertig ist der Industriehafen-Chic, der überspielt, dass das ganze Areal bloß Kulisse ist. Der Weg zum WC führt außenrum, durch den Regen. Das karge Containerklo (eins pro Geschlecht) erweist sich auf den zweiten Blick als Mini-Wellnesszone. Zumindest in der Damenausführung: Deo, Haarspray, Tampons aus dem Aldi-Sortiment stehen da, sogar frische Blümchen. Nett.

Essen

Bestellt ist schnell, es gibt bloß drei Gerichte: Fleisch, Fisch oder vegetarisch. Das Bier ist ein Kölsch, der Wein weiß oder rot. Wer sich was gönnen will, bestellt mit Vor- und Nachspeise. Ein Dreigänge-Discountmenü für siebenneunundneunzig. Wir lassen's krachen und nehmen gleich zwei. Dazu Wasser und Wein – einmal hemmungslos sein. Der aktuellen Vorspeise („gelbes Paprikasüppchen mit Hühnchen“) ist die Fleischeinlage wohl davongeflogen. Jedenfalls ist sie fort, und der Tischnachbar kaut nicht. Das blassgelbe Süppchen ist dünn, aufgrund des Gästeansturms gestreckt, zudem fast kalt, vielleicht durch den Flügelschlag? Die Fischpfanne Provençale überrascht positiv: Gebratene Zucchini, roter Paprika, frische Thymianzweige und sacht gegarter Seelachs auf Reis haben den mediterranen Namen verdient. Der Roten Bete beim Rindergeschnetzelten ist die Farbe aus dem Gesicht gewichen. Wohl, weil es nicht kurz gebraten, sondern lang geschmort, also eher Gulasch ist, trotzdem nicht zart, sondern knorpelig. Das stärkt die Vorfreude aufs Dessert, angesagten Chia-Pudding mit Heidelbeeren. Leider passiert, womit die Donnerstagskunden auf Schnäppchenjagd vertraut sind: alles schon weg. Zum Trost gibt's eine Runde Kaffee. Die Hausröstung haftet angenehm am Gaumen, was man von den Weinen nicht behaupten kann. Der südafrikanische Sauvignon Blanc ist flach und unscheinbar, das rote Pendant, ein 2014er Médoc Grand Vin de Bordeaux, Selektion Baron Philippe de Rothschild, trotz adeliger Herkunft leider auch.

Service

Die Bedienung ist jung, freundlich, unkompliziert – aufwendige Umgangsformen spart man sich. Es wird geduzt, Besteck steht auf dem Tisch. Wasser kommt in der Plastikflasche, ohne Glas, dafür zum Mitnehmen.

Preis-Leistung

7,99 Euro für ein Menü. Das klingt nach Kampfpreis, entspricht aber gehobenem Kantinenniveau. Und genau das ist es, was im Aldi-Bistro geboten wird. Wem drei Gänge in der Mittagspause zu hektisch sind, der bestellt à la Carte und bezahlt 2,50 Euro für eine Suppe und 4,50 Euro fürs Hauptgericht. Wasser, Kaffee und Soft Drinks gibt's für 1 Euro, ein Glas Wein ist mit 3 Euro die zweitteuerste Position auf der Karte. Die wechselt täglich, alles ist frisch. Billiger geht's nicht.

Fazit

Essen bei Aldi ist wie All-inclusive-Urlaub: nicht besonders sexy, dafür herrlich unkompliziert.

Adresse

Am Mediapark (nahe Kölnturm)

56070 Köln

geöffnet täglich von 11 bis 21 Uhr