Letztes Gruppenspiel: DFB-Elf will Taten und Tore sprechen lassen

Gute Laune im DFB-Tross: Ob die bei Bundestrainer Joachim Löw (links) und Thomas Müller auch nach dem abschließenden Gruppenspiel heute Abend gegen Nordirland herrscht? Foto: dpa
Gute Laune im DFB-Tross: Ob die bei Bundestrainer Joachim Löw (links) und Thomas Müller auch nach dem abschließenden Gruppenspiel heute Abend gegen Nordirland herrscht? Foto: dpa

Évian-les-Bains. Das ist die wohl beste Nachricht: Sie spielt endlich wieder, die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. In den vergangenen Tagen gaben sich im Medienzentrum am Genfer See die „Zuversichts-Monster“ aus dem DFB-Stall ja regelrecht die Klinke in die Hand. Bloß keine Zweifel am Gelingen der EM-Mission aufkommen lassen, so lautete der Tenor nach zwei Spielen, vier Punkten und eher durchwachsenen spielerischen Vorstellungen.

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Aus Évian-les-Bains berichtet unser Redakteur Klaus Reimann

Bleibt zu hoffen, dass die deutsche Mannschaft am Dienstag (18 Uhr, ARD) in der Begegnung gegen Nordirland nur halbwegs zu den Großtaten findet, wie sie im Vorfeld von Spielern und Offiziellen gleichermaßen angekündigt wurden.

Die weniger gute Nachricht liegt im vergangenen Satz versteckt: Der DFB-Gegner im dritten und letzten Spiel der Vorrunde heißt Nordirland. Hielten es Ukrainer und Polen schon eher mit der defensiven Spielvariante, dürfte das Mauerwerk der Nordiren gegen das DFB-Team noch etwas dicker ausfallen. „Die stehen mitunter mit sechs Leuten auf einer Linie“, wies Bundestrainer Joachim Löw im Vorfeld schon mal präventiv auf einen drohenden Nordirland-Konflikt für seine ohnehin gebeutelte Offensivabteilung hin.

Demonstrative Gelassenheit

Aber bitte, Nordirland! Sicher nicht der bequemste Gegner. Einen Weltmeister aber, und das klang in allen Wortmeldungen klar durch, kann dieser Gegner nicht wirklich schrecken. Und so betete auch DFB-Manager Oliver Bierhoff wie schon Löw am Tag zuvor brav das Entspannungs-Mantra. „Die Trainer wissen genau, was sie zu tun haben, worauf sie hinarbeiten müssen“, meinte Bierhoff. Wäre es anders, würde wohl auch etwas schieflaufen im Hause DFB.

Ansonsten übte sich auch Bierhoff in demonstrativer Gelassenheit. Diskussionen über das Leistungsvermögen einer deutschen Mannschaft hat es demnach bei nahezu jedem Turnier gegeben. Der Ex-Nationalspieler erinnerte an die Situation nach dem mit Ach und Krach gewonnenen Achtelfinale gegen Algerien bei der WM 2014. „Da wurde auch vieles schlecht geredet. Glauben Sie mir, die Spieler kennen ganz andere Situationen, in denen sie Druck haben.“

Wie der Bundestrainer bereitet auch Bierhoff die Offensive keine Sorgen: „Wir haben einige Alternativen.“ Bleibt abzuwarten, ob Löw besagte Alternativen wie Andre Schürrle oder Leroy Sane auch mal von Beginn an ranlässt. Nachfragen zu den jungen Akteuren wie beispielsweise Sane oder Joshua Kimmich pflegt der Bundestrainer gern mit „Ja, aber“-Sätzen zu beantworten. Löw ist von der Qualität der Spieler „voll und ganz überzeugt“. Aber er gibt auch zu bedenken, dass der Druck immens groß ist für diese unerfahrenen Spieler bei einer Europameisterschaft. Bekanntlich nimmt aber der Druck im Laufe eines solchen Turniers nicht ab. Warum also nicht mal einen Sane von Beginn an? Die Aufstellung wird am Dienstag gegen 16.30 Uhr mehr verraten.

Müller mit sanfter Medienkritik

Thomas Müller, wie immer eine gute Adresse, wenn es um gelebten, gesunden Optimismus geht, hat in den Tagen von Frankreich trotz Tor- und Chancenflaute seinen Glauben an das Gute im deutschen Spiel nicht verloren. Kritiker übersehen laut Müller ja gern mal das positive große Ganze, wenn sie den eher wirkungslos bleibenden Einzelnen – also ihn – aufs Korn nehmen. Als Kollektiv hat demnach die Mannschaft sehr gut funktioniert, betonte Müller. Aber dann auf ihm herumzuhacken, „das ist bedauerlich, da hätte ich mir etwas mehr Objektivität gewünscht“, fand der Bayer den Schlenker zu sanfter Medienkritik.

Ansonsten verströmte auch Müller in erster Linie eine Menge Zuversicht. „Wir müssen nur weiter hungrig und einen Schritt schneller als der Gegner sein. Dazu ist es aber nicht notwendig, eine 180-Grad-Wende zu vollziehen. Es war ja nicht alles falsch, was wir gemacht haben“, meinte der Stürmer. Die Mannschaft hat sich im Training einige Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Und dann die frohe Botschaft zum Schluss seiner Ausführungen: „Das passt alles.“ Fehlt also nur noch ein Erfolgserlebnis gegen die Nordiren. „Zur Not würde ich auch einen zähen Sieg nehmen“, meinte Müller. Obwohl – den hatten wir eigentlich schon.