Kritik Fall 39

Kritik Fall 39
Ihr Engelsgesicht täuscht: Lillith. Foto: DPA

Ein Kind ist in Gefahr. Ihre Eltern wollten sie in die Hölle schicken, flüstert die zehnjährige Lilly der Sozialarbeiterin Emily Jenkins zu. Eine klare Sache: Lilly muss aus den Händen ihrer wahnsinnigen Eltern befreit werden. Doch etwas stimmt nicht.

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Ein Kind ist in Gefahr. Ihre Eltern wollten sie in die Hölle schicken, flüstert die zehnjährige Lilly der Sozialarbeiterin Emily Jenkins zu. Eine klare Sache: Lilly muss aus den Händen ihrer wahnsinnigen Eltern befreit werden. Doch etwas stimmt nicht. Warum verbarrikadieren sich die Eltern nachts in ihrem Schlafzimmer? Wovor haben Sie Angst? „Fall 39“ ist das Hollywood- Debüt des 35-jährigen deutschen Regisseurs Christian Alvart („Antikörper“). Neben Oscarpreisträgerin Renée Zellweger („Cold Mountain“) ist Bradley Cooper („The Hangover“) zu sehen.

In Amerika kam der vor rund drei Jahren gedrehte Horrorstreifen nicht in die Kinos, in Deutschland wurde der Start mehrfach verschoben. Nun findet der 109 Minuten lange Film doch noch den Weg auf die deutschen Leinwände. Der direkte Weg in die Videotheken wäre durchaus bedauerlich gewesen: „Fall 39“ ist solides Genrekino mit einigen überraschenden Wendungen samt klassischen „No Way Out“- Situationen. Alvart spielt mit Zuschauererwartungen vom vermeintlich Bösen und garantiert Guten. Die Handlung wurde im Kinotrailer umkomponiert, um die Überraschung des Films nicht im Voraus zu verraten. Neben den Eltern Lillys sind ein Polizist und ein Psychologe in dem dubiosen Psycho-Spiel mit von der Partie.

Nach einer Dreiviertelstunde ist die Katze aus dem Sack. Monster, Killerinsekten und tollwütige Hunde stürzen sich auf die Protagonisten. Der Nervenkitzel der Frage „Was stimmt hier nicht?“, wird mit eindeutigen Bildern beantwortet. Regisseur Alvart und sein eher unerfahrener Drehbuchautor Ray Wright geben die Stärke des Films – der ungreifbare Schrecken – aus der Hand und stürzten sich stattdessen in ein beliebiges blutiges Horrorspektakel.

Hauptdarstellerin Zellweger spielt tapfer in ungewohnten Genre- Gewässern, die ausbrechende Drehbuch-Ödnis kann aber auch sie nicht verhindern. So entwickelt sich Alvart in Hollywood als Mann fürs Grobe: Sein zweites Hollywood-Werk „Pandorum“ mit Dennis Quaid in der Hauptrolle war ein derber Horror-Schocker. Es lief bereits im vergangenen Jahr in deutschen Kinos, fiel aber an der Kasse mit rund 100 000 Zuschauern durch.

Wolf von Dewitz