Man kann das bisherige Auftreten der Löw-Elf aber durchaus auch kritischer unter die Lupe nehmen – ohne sich gleich dem Vorwurf ausgesetzt zu fühlen, unbegründet in den Krümeln suchen zu wollen.
Fakt ist, die DFB-Auswahl spielt bei dieser EM bis dato nicht Fußball, sie arbeitet Fußball. Es fehlt die Leichtigkeit, der Mangel an Spritzigkeit und Temperament ist unübersehbar. Die deutsche Elf führt bislang ein Dasein am spielerischen Existenzminimum.
Natürlich hat Joachim Löw recht, wenn er die vorherrschenden taktischen Grundmuster anführt, nach denen Spiele in der Gruppenphase nun mal ablaufen. Natürlich waren die Ukrainer und auch die Polen zu allererst darauf bedacht, kein Gegentor zu kassieren. Wenn der eine mauert und der andere sich nach Kräften müht, springt selten ein gutes Spiel dabei heraus. Gleichwohl stellt sich unweigerlich die Frage: Wo ist eigentlich der Esprit des Weltmeisters geblieben?
Mesut Özil und Thomas Müller laufen über den Platz wie Verzweifelte auf Identitätssuche. Und bei Mario Götze wird der fußballerische Anspruch an einen Spieler seiner Klasse ja schon seit geraumer Zeit nicht mehr von den Realitäten bestätigt. Das alles bereitet dem Bundestrainer keine Sorgen, wie er selbstbewusst und offen kund tat. Doch auch Löw weiß genau: Irgendwann wird die Mannschaft bei diesem Turnier liefern müssen. Nicht nur von den Ergebnissen her. Vom Weltmeister wird einfach mehr erwartet.
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