Ein herzliches Willkommen bei dieser EM all jenen, die sich vor dem Auftaktspiel der DFB-Auswahl allein mit der Frage konfrontiert sahen, wie hoch der Sieg ausfällt und wer sich die deutschen Treffer teilt.
Und sorry: Denen, die auch jetzt noch von einem mehr als holprigen Start sprechen, ist nun wirklich nicht mehr zu helfen. Russland glänzt, Dänemark überrascht, und die Portugiesen können doch tatsächlich Fußball spielen – eine größere Leistungsdichte als bei diesem Turnier wird weltweit schwer zu finden sein. Da gibt es Schlimmeres als einen Sieg gegen Ronaldo und Co. – auch wenn dieser eher schwer erkämpft als leichtfüßig erspielt war. Fragen Sie mal die Niederländer.
Erinnert sei an die WM 2010, als sich Mannschaft und Fans, geblendet vom lockeren Auftaktsieg gegen Australien, förmlich in die K.-o.-Runde gezittert haben. Erst dort gab es den erhofften rasanten Kombinationsfußball zu bestaunen.
So betrachtet, kann es für den weiteren EM-Verlauf segensreich sein, wenn das Durchsetzungsvermögen gleich im ersten Spiel auf eine harte Probe gestellt wird. Die Umkehr der gedachten Verhältnisse spiegelt sich aber nicht nur in der Art und Weise des Auftakterfolgs wider. Vor dem Turnier als Achillesferse ausgemacht, ist die deutsche Defensive auf einmal zum Stabilitätsfaktor erwachsen. Werden Neuer, Boateng, Hummels und Khedira in einem Atemzug als beste Akteure genannt, spricht das Bände. Auch für die deutsche Offensive. Die kämpft noch mit der fehlenden Form von Thomas Müller, den fehlenden Fertigkeiten eines Mario Gomez und mit Gegnern, die sich auch fortan defensiv mindestens so geschickt anstellen werden wie die Portugiesen.
Gut, gegen die mit dem Rücken zur Wand stehenden Niederländer werden Özil und Co. womöglich mehr Spielräume haben. Ganz sicher aber wird die DFB-Abwehr genug Gelegenheiten bekommen zu zeigen, wie stark sie wirklich ist. Spekulationen über die Höhe des Sieges sind mithin fehl am Platze in einer Partie, in der ein Sieg eher schwer erkämpft als leichtfüßig erspielt sein will.