Reykjavik

Kein Witz: Spaß-Partei gewinnt Wahl in Islands Hauptstadt

Eine nach der Finanzkrise neu gegründete Spaß-Partei hat bei Kommunalwahlen in Island auf Anhieb die Mehrheit in der Hauptstadt Reykjavik erobert. Wie der Rundfunksender RUV am Sonntag meldete, holte die „Beste Partei“ („Besti flokkurinn “) des TV-Komikers Jón Gnarr bei der Abstimmung am Wochenende 34,7 Prozent.

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Sie stellt jetzt mit sechs von 15 Stadträten die größte Fraktion vor den traditionell dominierenden Konservativen und den Sozialdemokraten.

Gnarr hatte im Wahlkampf unter anderem kostenlose Handtücher an allen heißen Quellen und einen Eisbären für den Tierpark von Reykjavik versprochen. Andererseits sagte er im Wahlkampf: „Wir können mehr versprechen als die anderen, weil wir diese Versprechen auf keinen Fall halten.“ Gnarr erhebt jetzt Anspruch auf das Amt des Oberbürgermeisters. In der Partei arbeiten neben Künstlern auch andere prominente Isländer mit.

Die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurdardóttir nannte das Kommunalwahl-Ergebnis „einen Schock“. Es gilt als Protest gegen die etablierten Politiker, die mitverantwortlich für den Bankenkollaps vor anderthalb Jahren gemacht werden. Der Zusammenbruch hat der Inselrepublik mit ihren 320 000 Einwohnern gigantische Schuldenlasten aufgebürdet, die von den Bürgern unter anderem mit höheren Steuern, Rentenkürzungen und Verschlechterungen im Sozialsektor bezahlt werden müssen.