Fußball: Die Stunde der Durchhalteparolen
Von unserem Redakteur Sven Sabock
Eine pikante Situation für die Münchner, die aber überlagert wird von den entscheidenden Fragen: Wer darf international spielen – und wer muss den Gang in Liga zwei antreten?
Der Kampf gegen den Abstieg:
Rette sich, wer kann. Den Abstiegsaspiranten aus Braunschweig, Nürnberg und Hamburg schlägt die Stunde der Wahrheit. Für das Trio geht es nur noch darum, den Relegationsplatz 16 zu erreichen, um in zwei weiteren Partien irgendwie die Klasse zu halten. Die kniffligste Aufgabe erwartet den HSV, vor dem ungleichen Duell gegen die Bayern haben dort Durchhalteparolen Hochkonjunktur. „Wir müssen alles dafür tun, dass die Uhr weiterläuft“, sagt Mittelfeldspieler Hakan Calhanoglu mit Bezug auf den legendären Zeitmesser im heimischen Stadion, der die Tage der Hamburger im Oberhaus zählt. Noch rangiert der Liga-Dino auf dem Relegationsplatz, droht aber angesichts des schweren Restprogramms gegen München und in Mainz weiter abzurutschen. Immerhin: Im Gegensatz zu den Leidensgenossen aus Braunschweig (25 Punkte) und Nürnberg (26) kann das Team von Mirko Slomka (27) an diesem Wochenende jedoch noch nicht absteigen.
Trotz der vermeintlich schlechtesten Ausgangslage glaubt Eintracht-Coach Torsten Lieberknecht nicht an eine vorzeitige Entscheidung: „Solange wir dabei sind, werden wir den Optimismus unerschütterlich behalten. Und das ist nicht gespielt“, sagt er vor dem Heimspiel gegen Augsburg.
Auch in Nürnberg sprechen sich alle Beteiligten Mut zu. Die Hoffnung ist groß, nicht als alleiniger Rekordabsteiger in die Liga-Annalen einzugehen. Ein Sieg über das drittschlechteste Auswärtsteam Hannover könnte helfen, den Sprung auf Rang 16 zu schaffen. Interimscoach Roger Prinzen ist zuversichtlich: „Ich bin zu 100 Prozent vom Charakter der Mannschaft überzeugt.“ Ob das genügt, wird sich zeigen. Ach ja: Dem VfB Stuttgart dürfte ein Punkt gegen den VfL Wolfsburg reichen, um aller Sorgen ledig zu sein.
Der Kampf um Europa:
Der zweite Rang des BVB steht bereits fest, dahinter geht das Gerangel weiter. „Wenn man auf Platz drei steht, will man den mit aller Macht verteidigen“, sagt zum Beispiel Schalke-Coach Jens Keller vor der Partie in Freiburg. Rang drei (bedeutet bekanntlich die direkte Qualifikation für die Champions League) hat auch Bayer Leverkusen noch im Auge. Für die Werkself ist dafür ein Dreier bei Eintracht Frankfurt zwingend, Trainer Sascha Lewandowski spricht von einer „brutal schweren Aufgabe“. Als Tabellenvierter hat Bayer bei 55 Zählern drei Punkte Rückstand auf Schalke und liegt knapp vor dem VfL Wolfsburg (54) und Borussia Mönchengladbach (52).
„Zwischen Platz vier und sieben ist noch alles möglich. Für uns gibt es deshalb noch zwei Endspiele“, sagt Borussia-Trainer Lucien Favre. Am Rande des Duells des Sechsten gegen den Siebten, den FSV Mainz 05, nimmt Torwart Marc-Andre ter Stegen Abschied von den Fans. Für welchen Klub der Nationalkeeper künftig spielt, ist noch immer unklar, als Favorit gilt der FC Barcelona. Und was sagen die Mainzer? „Das ist eine nicht alltägliche Aufgabe. Wir brauchen bei Ballbesitz der Gladbacher Leidensfähigkeit, wenn wir gefühlt lange hinterherlaufen. Wir sind in der Lage, das auszuhalten. Meine Spieler lieben es, wenn es anstrengend ist“, umreißt Trainer Thomas Tuchel die Anforderungen an seine Akteure. Wobei an diesem Wochenende nicht nur den 05ern Leidensfähigkeit abverlangt wird.