Mendig

Erst Wetterchaos, dann Sicherheitsdebatten: Rock am Ring am Samstagabend fortgesetzt [Update mit Video]

Foto: Christoph Bröder

Erst Wetterchaos bei Rock am Ring, dann Sicherheitsdebatten: Obwohl Innenminister und Polizei dringend geraten haben, das Festival in Mendig nach den Blitzeinschlägen mit mindestens 82 Verletzten nicht mehr anzufahren, haben Veranstalter und Verbandsgemeinde die Großveranstaltung mit 93.000 Teilnehmern am Abend neu gestartet und bis tief in die Nacht fortgesetzt – zum Jubel der Rocker. Für den Sonntag sieht es dagegen düster aus.

Lesezeit: 6 Minuten
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Pressekonferenz im Media-Center am Samstag bei Rock am Ring 2016. Die Konzerte sollen bis zum Abend wegen der Unwettergefahr ausfallen. Wie es weitergeht, soll spontan entschieden werden.

Kevin Ruehle

Pressekonferenz im Media-Center am Samstag bei Rock am Ring 2016. Die Konzerte sollen bis zum Abend wegen der Unwettergefahr ausfallen. Wie es weitergeht, soll spontan entschieden werden.

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Pressekonferenz im Media-Center am Samstag bei Rock am Ring 2016. Die Konzerte sollen bis zum Abend wegen der Unwettergefahr ausfallen. Wie es weitergeht, soll spontan entschieden werden.

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Pressekonferenz im Media-Center am Samstag bei Rock am Ring 2016. Die Konzerte sollen bis zum Abend wegen der Unwettergefahr ausfallen. Wie es weitergeht, soll spontan entschieden werden.

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Pressekonferenz im Media-Center am Samstag bei Rock am Ring 2016. Die Konzerte sollen bis zum Abend wegen der Unwettergefahr ausfallen. Wie es weitergeht, soll spontan entschieden werden.

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Pressekonferenz im Media-Center am Samstag bei Rock am Ring 2016. Die Konzerte sollen bis zum Abend wegen der Unwettergefahr ausfallen. Wie es weitergeht, soll spontan entschieden werden.

Kevin Ruehle

Pressekonferenz im Media-Center am Samstag bei Rock am Ring 2016. Die Konzerte sollen bis zum Abend wegen der Unwettergefahr ausfallen. Wie es weitergeht, soll spontan entschieden werden.

Kevin Ruehle

Nach Informationen der Rhein-Zeitung hatten Innenminister Roger Lewentz, leitende Beamte des Polizeipräsidiums Koblenz und auch der Landrat des Kreises Mayen Koblenz, Alexander Saftig, dem Veranstalter Marek Lieberberg und Jörg Lempertz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Mendig, am Samstagnachmittag wegen der anhaltenden Wettergefahren klar empfohlen, das Festival zu beenden. Hintergrund: Nicht das Land genehmigt und beaufsichtigt das Festival, sondern die Verbandsgemeinde Mendig. Über eine Aussetzung oder gar einen Abbruch muss also dort entschieden werden.

Gründe für einen Abbruch gab es genug: Am Freitagabend schlugen bei einem Unwetter mehrere Blitze in das flache Festivalgelände ein. Mindestens 82 Menschen wurden verletzt, acht davon schwer. Einige lagen am Samstag noch auf der Intensivstation. Und auch nach Einschätzung des Meteorologen des Veranstalters drohten am Samstagabend und am Sonntag neben starken Regenfällen erneut Gewitter. Für Sonntag wurden zudem Sturmböen bis zu Stärke 10 erwartet.

Gleichwohl sprachen angesichts der Dimensionen des Festivals auch handfeste Gründe gegen einen sofortigen Abbruch mit dann kaum beherrschbaren Effekten: 93.000 Menschen können nicht auf einen Schlag evakuiert werden. Zudem parken 34.000 Autos der Besucher meist auf Wiesen und gemähten Äckern rings um das Festivalgelände – und diese sind nach den vielen Regengüssen der vergangenen Tage völlig aufgeweicht. Eine geordnete Abfahrt schien am Samstagnachmittag unmöglich.

Wohl auch deshalb mochte sich Bürgermeister Lempertz am Samstag (noch) nicht für einen Abbruch des Festivals entscheiden – laut Lewentz gegen ausdrücklichen Rat von Ministerium, Polizei und weiteren Sicherheitskräften. Am Samstagnachmittag sollte von Stunde zu Stunde entschieden werden, ob es verantwortbar ist, das Festival am Samstagabend wieder aufzunehmen. Bürgermeister Lempertz teilte mit, dass er die Veranstaltung bis mindestens 20 Uhr „suspendiert“ hat.

Klar hingegen ist: Der Festival-Sonntag fällt komplett ins Wasser. Der Sonntagmorgen – kühl und damit ohne großes Gewitterrisiko – soll genutzt werden, um das Gelände geregelt und kontrolliert zu räumen. Offenbar aber bauten die Verantwortlichen darauf, dass sich auch am Samstagabend und in der Nacht schon Festivalbesucher wieder auf den Heimweg machten – wenn sie denn aus Mendig wegkommen.

Im Video: So klangen die Warnungen am Freitag aus den Lautsprechern

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Debatte hinter den Kulissen

Wie heftig die Debatte um die Sicherheit bei Rock am Ring und das weitere Vorgehen hinter den Kulissen getobt haben könnte, macht nicht nur klar, dass die Pressekonferenz mit rund einer Stunde Verspätung begonnen hat. Auch der genaue Blick auf das Gesagte zeigt, dass es durchaus unterschiedliche Auffassungen gab – Konsens jedenfalls klingt anders.

Es beginnt beim Blick auf die Zahl der Verletzten. Während Veranstalter Lieberberg von 70 oder 71 spricht, agiert Innenminister Lewentz mit der Zahl von 82. Ganz offensichtlich sind Landespolitik und Veranstalter nicht auf einem Kenntnisstand.

Bei der Pressekonferenz sprachen Eventim-Vorstandsvorsitzener Klaus-Peter Schulenberg sowie Marek Lieberberg mehrfach davon, dass man die Anweisungen der Genehmigungsbehörden natürlich befolgen müsse. Lieberberg sagte später: „Ich hätte es vielleicht anders entschieden. Ich bin immer der Letzte auf der Bühne, ich bin da weniger ängstlich. Aber wir müssen uns den behördlichen Vorgaben beugen. Es ist so, wie es ist.“ Selbst die zunächst nur vorläufige Suspendierung scheint nicht im Sinne der Veranstalter zu sein. Mendigs Bürgermeister Jörg Lempertz ließ mit seinem Statement auch wenig Interpretationsspielraum, wer die Entscheidung, dass der Betrieb vorerst ruht, letztlich herbeigeführt hat: „Wir haben angeordnet, dass die Veranstaltung zu suspendieren ist.“

Noch klarer wurde das, als Schulenberg ausführte, es sei natürlich das Ziel, die Veranstaltung fortzuführen. Lieberberg sagte, die Situation für Sonntag sei keine gute, aber man wolle entscheiden, wenn die Lage konkreter ist. Innenminister Lewentz machte hingegen unmissverständlich klar: Geht es nach ihm, ist die Veranstaltung am Sonntag beendet. Und auch am Samstagabend sollte das Programm nicht fortgeführt werden. Später postete der Minister auf Facebook: „RAR, meine dringende Empfehlung an den Veranstalter und die VGV Mendig als Genehmigungsbehörde für 'Rock am Ring': das war's für 2016.“

Recht emotional wurde Lieberberg, als er mit den Vorwürfen von Zuschauern konfrontiert wurde, der Veranstalter hätte am Freitag zu spät vor dem Gewitter gewarnt. Das sei nicht wahr, sagte Lieberberg, man habe nachweisbar bereits seit Donnerstag darauf hingewiesen. Und weiter: „Es ist eigentlich erbärmlich, wenn jetzt die Medien mit dem Finger auf jemanden zeigen. Die Aussagekraft einzelner Besucher würde ich erst mal infrage stellen. Es gibt eine Beschwerdekultur, aber wir müssen bei den Fakten bleiben. Wir haben eine saubere Weste.“

Konzert wurde am Abend fortgesetzt

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[Update:] Am Samstagabend verzögerte sich der zunächst für 20 Uhr avisierte Neustart. Nach Durchzug eines weiteren Regenwolkengebiets mit teils heftigen Schauern beschlossen die Veranstalter, das Festival ab 21.30 Uhr mit Konzerten auf zwei Bühnen und in zwei Zelten fortzusetzen. Zehntausende von Rockfans strömten daraufhin am Samstagabend begeistert auf das verschlammte Festivalgelände. Auf dem Programm standen unter anderem die Red Hot Chili Peppers mit Funk und Alternative Rock aus Kalifornien, die ebenfalls aus Kalifornien angereiste Alternative-Metal Band Deftones und das Berliner Septett The BossHoss mit einem von Countrymusik geprägten Rockstil.

„Wir spielen auf allen vier Bühnen. Das zumindest ist gesichert", sagte Marek Lieberberg. „Wir wissen, es wird heute Nacht keine weiteren Gewitter geben bis zum frühen Morgen.“ Man sei in Gedanken bei den verletzten Fans. „Heute mittag, als ich von einer Vielzahl von Politikern konfrontiert war – und Medien –, da stand eigentlich nicht fest, ob wir heute noch spielen würden. Wir haben es dann in zähen Verhandlungen, auch aufgrund der verbesserten Wetterlage, erreicht. Das ist gesichert, bis in die Nacht hinein.“ Lieberberg erntete von den Zuschauern dafür großen Applaus.

Er schränkte allerdings ein: „Im Moment habe ich keine Genehmigung für den Sonntag“, sagte Lieberberg. „Es gibt keine Spielgenehmigung für den Sonntag, weil es weiterhin die Gefahr von schweren Gewittern gibt. Wo Menschenleben in Gefahr sind, können wir nicht spielen. Das stinkt mir, das stinkt euch, ich verstehe eure Gefühle, und ich könnte heulen, weil es so ist. Aber auch ich und auch ihr müssen uns höherem Rang beugen.“

Bei Twitter äußerte sich auch Wetterexperte Jörg Kachelmann zum neuerlichen Start des Rockkonzerts. Gegenüber unserer Rock-am-Ring-Redaktion teilte er mit, es gebe ein Zeitfenster mit Optimismus bis Sonntagmorgen um 10 Uhr.

cli/mkn/msc