Dinner für Spinner

Schräge Gäste sind beim Dinner mit dem Chef ausdrücklich erwünscht: Tim (Paul Rudd, Mitte) hat Spinner Barry (Steve Carell, links) mitgebracht.
Schräge Gäste sind beim Dinner mit dem Chef ausdrücklich erwünscht: Tim (Paul Rudd, Mitte) hat Spinner Barry (Steve Carell, links) mitgebracht. Foto: Verleih

Gelegentlich schnappt sich Hollywood europäische Hits und dreht sie in eigener Regie nach. So wurde die deutsche Kochkomödie „Bella Martha“ in den USA zu „Rezept zum Verlieben“. Nun macht es Star- Komiker Steve Carell dem französischen „Dinner für Spinner“ nach.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Gelegentlich schnappt sich Hollywood europäische Hits und dreht sie in eigener Regie nach. So wurde die deutsche Kochkomödie „Bella Martha“ in den USA zu „Rezept zum Verlieben“. Nun macht es Star- Komiker Steve Carell dem französischen „Dinner für Spinner“ nach.

Wohl noch nie konnte man so herzhaft über tote Mäuse lachen: Barry stopft die Nager liebevoll aus, zieht ihnen Kostüme an und stellt sie in bunten Schaukästen aus. Seine Hobby-Kunstwerke nennt er stolz Mausterwerke. Steve Carell, der in „Date Night – Gangster für eine Nacht“ einen durchaus attraktiven Ehemann spielte, ist in „Dinner for Schmucks“ der perfekte Idiot. Nicht nur seine Mäuseleidenschaft, auch das vorstehenden Gebiss, die Topffrisur und das hilflose Grinsen machen ihn zu einem „Schmuck“ oder „Schmock“, im Jiddischen ein Depp.

Barry ist ein Traumkandidat für jeden, der dringend einen tölpelhaften Begleiter für einen Dinnerabend bei seinem Boss sucht, der sich mit seinen reichen Freunden über die arglosen Gäste lustig macht. Wer den Dümmsten mitbringt, punktet beim Chef.

Genau darum ging es einst in dem französischen Original-Hit „Le dîner de cons“ und jetzt in dem amerikanischen Remake „Dinner for Schmucks“. In Deutschland werden beide als „Dinner für Spinner“ serviert. Mehr als zehn Jahre und Welten liegen zwischen den beiden Streifen – natürlich bereitet Hollywood den Kinoschmaus anders zu als ein französischer Chef.

Unter der Regie des Franzosen Francis Veber schleppte der arrogante Verleger Pierre Brochant einen Spezialisten für Streichholzmodelle als Spinner für die hämische Tafelrunde an. In dem Original stellt der trottelige Bastler das Leben des Managers derart auf den Kopf, dass das Dinner gar nicht mehr stattfindet. Am Ende weiß man nicht, wen man mehr bedauert, die Nervensäge oder den reichen Schnösel.

Hollywood-Regisseur Jay Roach, der schon mit den Komödienserien „Austin Powers“ und „Meine Braut, ihr Vater und ich“ für Lacher sorgte, macht Paul Rudd („Trauzeuge gesucht!“) zum jungen Investmentbanker Tim, der auf eine Beförderung hofft. Das geplante Spinner-Dinner beim Chef findet er gar nicht lustig, doch die Karriere geht vor. Und dann kreuzt Barry zufällig seinen Weg. Auf der Suche nach toten Mäusen landet er auf Tims Windschutzscheibe – der Spaß beginnt.

Dazu gesellen sich bizarre Figuren: „Hangover“-Star Zach Galifianakis als Steuerprüfer, der sich für einen Gedankenleser hält, Lucy Punch als vollbusige Stalkerin, und Musiker und Komiker Jemaine Clement als selbstherrlicher Künstler in knappen, animalischen Outfits.

Das Dinner wird serviert, doch leider hat der Abend am Ende einen sentimentalen Beigeschmack, auf Kosten von vergnüglicher Schadenfreude. Tim und Barry hat man längst ins Herz geschlossen, nur die skrupellosen Bosse bekommen ihren Senf ab. Weniger Slapstick, aber dafür mehr Sarkasmus nach dem Rezept seines französischen Vorgängers wären dem Hollywood-Remake gut bekommen.

Der Kritiker des US-Magazins „Rolling Stone“ gab dem Werk eine treffende kulinarische Note: „Wenn Hollywood das Remake einer Komödie von Francis Veber wagt, dann können dabei ein Champagner- Cocktail oder eine Mist-Pastete rauskommen. “Dinner for Schmucks„ liegt irgendwo in der Mitte. Den Schauspielern ist es zu verdanken, dass dieses Soufflé aufgeht“.