Rheinland-Pfalz
Auge in Auge mit dem Täter: Wie sich Einbruchsopfer verhalten sollten
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Rheinland-Pfalz. Leer gefegte Regale, aufgerissene und durchwühlte Schränke und Schubladen, umgestürzte Möbel, die Wohnung schlichtweg ein einziges Chaos. Es ist der Moment, in dem viele Menschen realisieren: Bei mir wurde eingebrochen. Es ist der Moment, in dem für Betroffene kein Stein auf dem anderen bleibt. 

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Von unserer Reporterin Melanie Schröder

Zwischen Schock und Bestürzung sind es vor allem die ersten Minuten, die zählen, um die Situation zu klären und gegebenenfalls Schlimmeres zu verhindern. Ein Überblick über verschiedene Einbruchsszenarien, die Opfer erwarten können, und ein Ratgeber dafür, wie man sich 
in diesem Ausnahmezustand am besten verhält:

1 Der Täter befindet sich nicht mehr in der Wohnung:

In diesem Fall sollte zu allererst die Polizei verständigt werden. Zudem empfiehlt Claudia Hendgen, Kriminalhauptkommissarin in 
Koblenz, die Wohnung am besten nicht zu betreten: „Bis zum Eintreffen der Polizei sollte in der Wohnung nichts verändert und angefasst werden. So ist gewährleistet, dass die Polizei am Tatort alle Spuren sichern kann.“ Das gilt auch dann, wenn die Intimsphäre der Menschen berührt wird. Zum Beispiel sollten herausgezogene Wäscheschubladen nicht aus falschem Schamgefühl wieder eingeräumt werden. Ganz generell behindert es die Arbeit der Polizei, wenn Einbruchsopfer mit dem Gedanken spielen, das gröbste Chaos auf die Schnelle etwas einzudämmen. Der wichtigste Rat lautet also: Bitte Hände weg vom Tatort, auch wenn es schwerfällt.

2 Der Täter wird bei der Ankunft zu Hause ertappt:

Dieses Szenario ist für beide Seiten mit einem sehr hohen Adrenalinausstoß verbunden. Hendgen rät in jedem Fall ruhig zu bleiben, gegebenenfalls deeskalierend zu reagieren und dem Täter den Fluchtweg freizumachen beziehungsweise sich ihm keinesfalls in den Weg zu stellen. Für den Fall, dass Anweisungen ausgesprochen werden, der Täter die Bewohner zum Beispiel in einen Raum einsperren will, um entweder seine Tat fortzuführen oder zu flüchten, sollten Betroffene in jedem Fall Folge leisten, damit die Stresssituation nicht eskaliert. Passiv verhalten lautet der drängendste Rat. Wenn möglich, sollten Opfer zudem versuchen, sich das Gesicht, die Statur und Kleidung ihres Gegenübers einzuprägen. Jedes Detail kann der Polizei bei der anschließenden Fahndung nach dem Täter helfen. Sobald keine Gefahr mehr für die Betroffenen besteht, sollte ein Notruf bei der Polizei abgesetzt werden. „Der Eigenschutz geht immer vor“, betont Hendgen.

3 Der Täter dringt ein, während man sich im Haus befindet:

Leider entspringt diese Szene nicht nur den Drehbüchern von Horrorfilmen. Auch im realen Leben kann es zu Einbrüchen kommen, während man beispielsweise schläft. Wird man von Geräuschen geweckt und merkt, dass ein Einbrecher am Werk ist, sollten Betroffene den Täter nicht stellen, sondern sich am besten in ein Zimmer zurückziehen und mit dem Handy, das für Notsituationen immer am Bett liegen sollte, die Polizei kontaktieren. Außerdem Licht einschalten und dem Täter zurufen, dass die Polizei schon auf dem Weg ist. Was aber, wenn kein Handy in Reichweite ist? „Dann ist es ratsam, sich in einem Zimmer einzuschließen, die Fenster zu öffnen und um Hilfe zu rufen“, sagt Hendgen. Wer im Erdgeschoss wohnt, kann auch durch ein geöffnetes Fenster flüchten. In diesem Szenario spielt die Nachbarschaft eine wichtige Rolle.

Das soziale Umfeld ist jedoch nicht nur in einer Extremsituation wie dieser gefragt, sondern bereits im Vorfeld. Hendgen betont, dass einerseits eine aufmerksame Nachbarschaft, andererseits Investitionen in den mechanischen oder elektronischen Einbruchschutz das Risiko minimieren können: „Mehr als 45 Prozent der Einbrüche bleiben im Versuchsstadium stecken.“ Wer beispielsweise in den Urlaub fährt oder längere Zeit abwesend ist, sollte auf jeden Fall einen Nachbarn informieren. Vor allem in Mietshäusern mit häufig wechselnder Nachbarschaft sollte darauf geachtet werden. Hinzukommt, dass jeder Mieter oder Eigentümer kleinste Schutzmaßnahmen ohne Aufwand selbst ergreifen kann. Das sind minimale Empfehlungen: Die Fenster nicht gekippt stehen zu lassen, wenn man das Haus verlässt oder die Haustür zweimal abzuschließen. Hendgen empfiehlt zudem: „Wertsachen sollten in einem Dokument aufgelistet, beschrieben und zusätzlich fotografiert werden. Im Notfall erleichtert diese Liste die Mitteilungen an Polizei und Versicherung, was gestohlen wurde.“

Beim Thema Einbruch hilft die Beratungsstelle der Polizei Koblenz unter der Telefonnummer 0261/103 28 65

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