Rückblick auf die ersten EM-Gruppenspiele: Gewiss ist nichts gewiss

Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor! Goethes Faust hätte seinen Spaß gehabt an den ersten EM-Spielen, denn jetzt, da wir alle Teams mindestens einmal gesehen haben, wissen wir eigentlich nur, dass wir nichts wissen.

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Wer sich einen Favoriten notiert hatte für das Turnier in Frankreich, der kämpft nun mit Selbstzweifeln, die den eigenen Fußballsachverstand ankratzen.

Und wer dem einen oder anderen Team nichts weiter zugetraut hatte als drei erfolglose Gruppenspiele und die schnellstmögliche Heimkehr, der muss auch diesen Ansatz verwerfen.

Das Turnier lebt von seiner Unberechenbarkeit, Prognosen erweisen sich als so stabil wie die Abwehrreihe der Österreicher im ersten Gruppenspiel gegen Ungarn.

Apropos Österreich: Man hatte vorab mehr von den Alpenkickern erwartet als ein 0:2 gegen den ehemaligen Bündnispartner im Habsburgerreich. Viel mehr sogar. Immerhin: Mit ihrem ausbaufähigen Start stehen die Austria-Kicker nicht allein da.

Titelverteidiger Spanien hat gewonnen, okay, das wäre dem Weltmeister von 2010 gegen den Außenseiter Tschechien aber nicht gelungen, würde ein Spiel nur 85 Minuten dauern. Souverän geht anders.

England und Portugal, zwei Favoriten oder Geheimfavoriten oder zumindest sehr ambitionierte Teams, begnügten sich mit Unentschieden, und Belgien, der geheimste aller Favoriten, enttäuschte beim 0:2 gegen Italien.

Ausgerechnet Italien übrigens. Die „Azzurri“ wurden noch vor wenigen Tagen als Ansammlung abgehalfterter Altstars abqualifiziert (wie eigentlich vor fast jedem Turnier seit 2008). Und siehe da: Plötzlich gehören die Italiener zum Favoritenkreis.

Das ist nach den ersten Spielen doch mal eine sichere Prognose. Oder?

E-Mail: christoph.erbelding@rhein-zeitung.net