Koblenz

Kommentar zum Festhalten an Bundestrainer Hansi Flick: Der zweite Schritt vor dem ersten

Von Klaus Reimann
DFB-Präsident Bernd Neuendorf (rechts) und sein Stellvertreter Hans-Joachim Watzke (Mitte) entschieden in der Krisensitzung des DFB über die Zukunft von Bundestrainer Hansi Flick mit. Oliver Bierhoff (links) war da nach seinem Rücktritt schon nicht mehr dabei.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf (rechts) und sein Stellvertreter Hans-Joachim Watzke (Mitte) entschieden in der Krisensitzung des DFB über die Zukunft von Bundestrainer Hansi Flick mit. Oliver Bierhoff (links) war da nach seinem Rücktritt schon nicht mehr dabei. Foto: picture alliance/dpa | Federico Gambarini

Neues und vor allem gutes Personal ist schwer zu bekommen. Wie der sportlich dahinsiechende DFB zeigt, ist dieses Problem noch umfänglicher, wenn es um geeignetes Führungspersonal geht, an dem es in diesem Fall unbestritten mangelt. Erschwert sich der Verband die Arbeit dann auch noch selbst, indem er den zweiten Schritt vor dem ersten macht, trübt das die Aussicht auf Besserung.

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Am Anfang jeder Suche stehen die Fragen nach dem Anforderungsprofil: Wo will ich hin? Was brauche ich? Danach kann nach geeigneten, qualifizierten Personen Ausschau gehalten werden. Aber selbst bei diesen grundsätzlichen Punkten ist der DFB anderer Auffassung. Was brauchen wir nach dem Rücktritt von „Alles-und-dann-doch-nichts“-Manager Oliver Bierhoff? Sicherlich nicht schon wieder jemanden, der an allen Baustellen präsent sein will, um dann doch meistens zu spät zu kommen.

Viele offene Fragen, kaum Antworten

Was mit Blick auf die A-Nationalmannschaft ganz sicher Not tut, ist ein Sportlicher Leiter, der sich nur auf das Fortkommen dieses sportlichen DFB-Aushängeschilds konzentriert. Der mit dem Bundestrainer ein Team bildet, einig in der Art und Weise, wie die Mannschat auftreten, wie sie spielen soll. Ein Team, das die aktuellen Kaderkandidaten genau so im Blick hat wie den nachdrängenden Nachwuchs. Ein Team, wie es einst Bierhoff/Klinsmann und später dann Bierhoff/Löw gebildet haben, bevor Bierhoff sich im Verbands-Aufgabendickicht verzettelte.

Sport-Redakteur Klaus Reimann
Sport-Redakteur Klaus Reimann
Foto: RZ

Umso unverständlicher ist es, dass der DFB dem aktuellen Bundestrainer Hansi Flick sein umfängliches Vertrauen ausgesprochen hat. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, sich erst einmal darüber klar zu werden, wie es auf der Managementebene künftig weitergeht? So sehr die schnelle Entscheidung Bierhoffs zu begrüßen ist, seinen Hut zu nehmen, so vorschnell war das Votum pro Flick zu einem Zeitpunkt, an dem es viele offene Fragen und kaum Antworten gibt. Und Personaldiskussionen ins Kraut schießen, bevor überhaupt jemand weiß, was genau wo zu tun ist.

Die Suche nach einem Sportlichen Leiter

Die Flick-Frage wäre eine gewesen, die mehr Zeit verdient gehabt hätte. Das nächste Länderspiel ist erst Ende März. So aber kann sich ein designierter Sportlicher Leiter der A-Nationalmannschaft den von ihm bevorzugten Bundestrainer nicht mehr aussuchen. Der DFB setzt für eine Leistungssteigerung unabdingbare Faktoren wie Einigkeit in Personal- und Taktikfragen sowie zwischenmenschliche Harmonie einfach voraus.

Das macht es für den neuen starken Mann beim DFB sicher nicht einfacher. Wo doch fraglich ist, ob er seine Vorstellungen von progressiver Arbeit in vielleicht veränderten Strukturen mit einem Bundestrainer Hansi Flick überhaupt umsetzen kann. Es grenzt zumindest die Zahl der Bewerber unnötig ein. Und so viele geeignete Kandidaten für diesen Posten gibt es ja nun auch wieder nicht.

E-Mail an den Autor: klaus.reimann@rhein-zeitung.net