Interview mit Eisbären-Kapitän
Max Olbrich: Junger Kader ist Fluch und Segen zugleich
Max Olbrich (rotes Trikot, hier im Duell mit dem Engerser Kevin Lahn) ist den Sportfreunden Eisbachtal seit der C-Jugend treu und führt die Mannschaft mittlerweile als Kapitän an.
Weiss René. René Weiss

Es war keine einfache Saison für Eisbachtals Kapitän Max Olbrich. Nach einer Hüft-OP stieg er erst mit Verspätung in die Oberligasaison ein – und in der musste sein Team bis zum Ende zittern. Mit Happy End. Olbrich nennt die Gründe für beides.

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Seit der C-Jugend spielt Max Olbrich bei den Sportfreunden Eisbachtal, machte in dieser Saison mit seiner Mannschaft am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt in der Fußball-Oberliga perfekt. Dass seine „Eisbären“ so lange zittern mussten, dafür gab es aus Sicht des Kapitäns einige Gründe. Und doch stuft er den Verbleib in der Oberliga als größten Erfolg der vergangenen Jahre ein.

Herr Olbrich, Sie spielen seit mehr als zehn Jahren bei den Sportfreunden Eisbachtal. Wie ordnen Sie die vergangene Saison ein – auch im Vergleich zu anderen?

Das lässt sich nur schwer in ein paar Sätzen zusammenfassen, denn im Laufe einer Spielzeit passieren sehr viele Dinge, man gewinnt sehr unterschiedliche Eindrücke. Aber unter dem Strich würde ich sagen, dass das Positive definitiv überwiegt, weil wir am Ende unser Ziel, den Klassenerhalt, erreicht haben. Das war sicherlich ein wenig glücklich, was wir uns allerdings selbst ankreiden müssen, denn wir hätten es auch deutlich weniger spannend machen können.

Was hätte anders beziehungsweise besser laufen können?

Da gibt es mehrere Punkte. Als Erstes fällt mir die Chancenverwertung ein, die in einigen Spielen fast schon katastrophal war, gerade in den Spielen gegen direkte Konkurrenten. Ein gutes Beispiel dafür ist das Hinspiel gegen Herxheim, das wir mit 0:3 verloren haben. Da hatten wir ungelogen 10 bis 15 hundertprozentige Möglichkeiten, sind teilweise mit drei Mann allein auf den Torwart zugelaufen, haben es aber nicht ein Mal geschafft, den Ball über die Linie zu drücken. Und so gab es einige Spiele, in denen wir spielerisch besser waren, mehr Ballbesitz hatten, dominant waren und trotzdem als Verlierer vom Platz gegangen sind.

Außerdem – auch wenn das gerne als Ausrede genutzt wird – hatten wir in dieser Saison wirklich großes Verletzungspech. Wir verfügen nicht über den breitesten Kader, mussten dann langfristige Ausfälle von gleich vier Innenverteidigern kompensieren. Das ist uns am Ende zwar gelungen, aber das musste sich auch erst einmal finden.

Hinzu kommt, dass man, will man sicher die Klasse halten, auch mal einen Überraschungssieg oder einen Achtungserfolg gegen die Mannschaften von oben landen muss. Das ist uns, abgesehen vom 3:2-Sieg gegen die TuS Koblenz und einem ordentlichen Auftritt beim 3:5 beim FK Pirmasens, nicht wirklich gelungen. Ansonsten waren wir in den Spielen gegen die Top-Fünf der Liga chancenlos und sicherlich auch zu brav, um etwas mitnehmen zu können.

Auch als wir die Phase hatten, in der wir gegen die ersten Fünf gespielt haben, haben wir uns immer gesagt, dass wir zusammenstehen müssen, selbst wenn wir die Spiele alle verlieren. Das hat uns geholfen, das haben die Jungs beherzigt – und darauf bin ich sehr stolz. 
Eisbachtals Kapitän Max Olbrich

Inwieweit hat es da auch eine Rolle gespielt, dass die Mannschaft noch sehr jung ist?

Auch wenn das jetzt ein wenig dramatisch klingt, aber ich würde sagen, das ist Fluch und Segen zugleich. Eine junge Mannschaft ist immer auch gleichbedeutend mit dieser Unbedarftheit, die Jungs sprühen vor Esprit und Spielfreude, sind flott auf den Beinen. Aber sie müssen eben auch erst einmal die gewisse Wettkampfhärte in der Oberliga kennenlernen, müssen realisieren, auch wenn es abgedroschen klingen mag, dass Fehler konsequent bestraft werden, entweder durch eine Chance oder sogar durch ein Tor für den Gegner. Wir als erfahrene Spieler haben davor immer gewarnt, wir kalkulieren das auch ein, aber wenn wir darüber sprechen, wo wir uns weiterentwickeln müssen, dann ist das sicherlich ein wichtiger Punkt.

Warum hat es am Ende trotzdem geklappt mit dem Klassenerhalt?

Zunächst einmal hat uns die Gesamtkonstellation in die Karten gespielt. Zum einen die Ergebnisse der Konkurrenten, zum anderen aber auch die Zahl der Absteiger aus den anderen Ligen, die dazu geführt hat, dass am Ende nur drei Mannschaften aus der Oberliga runter mussten.

Aber wir haben auch als Mannschaft nie die Geschlossenheit verloren, was ein Unterschied zur letzten Abstiegssaison aus der Oberliga war. Auch als wir die Phase hatten, in der wir gegen die ersten Fünf gespielt haben, haben wir uns immer gesagt, dass wir zusammenstehen müssen, selbst wenn wir die Spiele alle verlieren. Das hat uns geholfen, das haben die Jungs beherzigt – und darauf bin ich sehr stolz.

Ein Knackpunktspiel war sicherlich das gegen Mechtersheim, als es 15 Minuten gab, in denen sicherlich jeder von uns gedacht hat: Jetzt sind wir gerade ganz kurz davor abzusteigen. Am Ende war es hier auch der individuellen Klasse einiger Spieler zu verdanken, dass uns noch einmal Leben eingehaucht wurde, dass wir nach 1:3-Rückstand noch mit 4:3 gewonnen haben und das 7:0 gegen Diefflen eine Woche später zu einem Selbstläufer wurde.

Welchen Anteil am Erfolg hat Trainer Thorsten Wörsdörfer?

Er hat aus meiner Sicht den größten Anteil am Erfolg, weil er diesen Zusammenhalt immer gefördert und gelebt hat. Er hat es geschafft, dass die Mannschaft auch in kritischen Phasen noch enger zusammengerückt ist, dass in diesen Situationen Abläufe, was das Miteinander betrifft, greifen.

Thorsten ist auch ein Trainer, der die Kunst beherrscht, immer den richtigen Ton zu treffen. Immer wieder hat er lustige Anekdoten aus seiner aktiven Zeit eingestreut, wusste aber auch genau, wann er einen schärferen Ton anschlagen muss. Natürlich war nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Aber er ist kein Mensch, der uns dann lautstark in den Senkel stellt, sondern einer, der auf ruhige, sachliche Art Kritik übt.

Insgesamt hat das gesamte Trainerteam, auch mit David Meuer als Co-Trainer und Tino Rauch als Torwarttrainer und den langjährigen Betreuern Marco Kettner, Manfred Heinsch und Stefan Nink, einen großen Anteil am Klassenerhalt. Das ist ein eingeschworener Haufen, von dem jeder mit Herzblut an die Sache geht – und das überträgt sich dann auch auf uns Spieler.

Max Olbrich im Heimspiel gegen Diefflen, das deutlich mit 7:0 gewonnen wurde.
Andreas Hergenhahn

Wie sehen die Ziele für die kommende Saison aus?

Man muss ja sagen, dass der Klassenerhalt für uns ein toller Erfolg war, nachdem wir in den vergangenen Jahren nur aufgrund der Veränderungen durch Corona die Klasse gehalten haben. Und der Klassenerhalt wird auch das Ziel für die kommende Saison sein. Bis auf Luis Hesse bleibt der Kader zusammen, wir bekommen noch den einen oder anderen hoffnungsvollen Spieler aus der Jugend, bei denen wir natürlich schauen müssen, wie sie sich entwickeln, wie schnell sie sich in der Oberliga einfinden. Dass es geht, dafür ist Matti Jung ein tolles Beispiel. Er hat überhaupt keine Eingewöhnungszeit gebraucht, war direkt voll da.

Ist er für Sie so etwas wie der Spieler der Saison?

Im Fußball geht es vor allem über das Kollektiv. Aber wenn ich Spieler herausheben müsste, dann wären es Matti und auch Lennard Plum, die das Innenverteidigerduo gebildet und ihre Sache wirklich überragend gemacht haben. Auch Jonas Kahles hat einen Riesenschritt gemacht, hat viele Tore erzielt, hatte viele gute Offensivaktionen.

Sie selbst sind Eisbachtal immer treu geblieben, spielen seit dem zweiten C-Jugend-Jahr für die „Eisbären“. Haben Sie nie Wechselgedanken gehabt?

Natürlich gab es das ein oder andere Gespräch mit anderen Vereinen, auch, weil es bei Eisbachtal in der Vergangenheit nicht immer so war, dass Trainer und Kader für die kommende Saison so frühzeitig feststanden wie dieses Mal. Dadurch gab es schon den einen oder anderen Moment, in dem es auf der Kippe stand, in dem der Wechsel eines Spielers vielleicht eine Welle hätte auslösen können. Das ist aber nicht passiert, und ich hatte ehrlich gesagt nie das ganz große Bestreben, für einen anderen Verein zu spielen. Hier kicke ich noch mit Jungs zusammen, mit denen ich schon in der C-Jugend zusammengespielt habe.

Macht das auch irgendwo den besonderen Charme der Sportfreunde aus?

Schon. Denn das beschreibt den klassischen Werdegang im Verein: Wer aus der Jugend kommt, hat gute Chancen in der ersten Mannschaft Fuß zu fassen. Das zeigt auch die kommende Saison wieder, in der wir keine externen Neuzugänge, aber eben einige Jugendspieler haben, die die Chance bekommen, Oberliga zu spielen. Ich denke, das ist etwas Besonderes und etwas, das uns von den meisten Oberligisten unterscheidet, das aber auch dazu führt, dass es nie unser Anspruch ist, unter den ersten Fünf zu landen, sondern dass wir es schon als Erfolg einstufen, wenn wir in der Klasse und damit der am höchsten spielende Verein in der Region bleiben.

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