Nur 2:2 im Heimspiel
Mülheim-Kärlich stolpert zum vierten Mal über Wissen
Vor allem bei Standards rückte Mülheims Kapitän Christoph Fritsch (weißes Trikot, Mitte) immer wieder mit auf und kam gegen den VfB Wissen zum einen oder anderen Kopfballabschluss.
Wolfgang Heil

Vier Begegnungen gab es in zwei Jahren zwischen der SG 2000 Mülheim-Kärlich und dem VfB Wissen, viermal konnte die SG nicht gewinnen. Dieses Mal kam sie nicht über ein Remis hinaus – könnte dadurch die Tabellenführung in der Rheinlandliga verlieren.

Es bleibt dabei: Der VfB Wissen liegt dem Primus der Fußball-Rheinlandliga, der SG 2000 Mülheim-Kärlich, nicht. Das Team von Coach Nenad Lazarevic kam auf dem heimischen Kunstrasen nicht über ein 2:2 (1:0) hinaus – und das trotz einer 2:0-Führung.

Dass die Gastgeber diese Führung verspielen würden, darauf deutete am Freitagabend lange Zeit nichts hin. Denn die Gäste, die zuletzt drei Siege in Folge gegen Mülheim-Kärlich eingefahren hatten und mit einem 7:1-Sieg gegen Vordereifel im Rücken angereist waren, agierten „ohne Mut“, wie auch Coach Dirk Spornhauer befand. Der hatte zwar aus einer kompakten Defensive heraus spielen wollen, hätte sich aber deutlich mehr Offensivaktionen von seinem Team gewünscht. „Wir haben es überhaupt nicht geschafft, den Ball vorne festzumachen.“

Wenig Chancen in den ersten 40 Minuten

Immerhin: Die gewünschte Kompaktheit brachte seine Mannschaft über weite Strecken auf den Platz, machte die Räume in der eigenen Hälfte eng und es damit den Gastgebern schwer, gefährlich ins letzte Drittel vorzustoßen. Dass die SG es in besagtem letzten Drittel im Passspiel an Präzision fehlen ließ, trug ebenfalls dazu bei, dass Chancen Mangelware blieben.

Nach neun Minuten war es Daniel Aretz, der aus spitzem Winkel zum Abschluss kam, Lukas Litschel im Wissener Tor aber vor keine großen Herausforderungen stellte. Gefährlich hätte es werden können, als Litschel bei einer Hereingabe von Sebastian Hollendung wegrutschte, Pascal Steinmetz aber ebenfalls keine Standfestigkeit bewies (24.). Apropos Steinmetz: Der war zunächst als einzige Spitze aufgelaufen, wurde aber zur Pause und nach der Einwechslung von Dominic Fuß wieder auf die Außenbahn beordert.

Nach 27 Minuten war es eine von Lauro Männchen getretene Ecke, die für ein wenig Gefahr sorgte, die der mit aufgerückte, groß gewachsene Innenverteidiger Christoph Fritsch aber knapp verpasste. Ehe die Gäste ihre erste offensive Duftmarke setzten, waren schon 31 Minuten vergangen: Ein verdeckter Schuss durch Max Krauß landete allerdings direkt in den Armen von Mülheims Schlussmann Michael Wall.

Mülheim erzielt die beiden Treffer zu perfekten Zeitpunkten

Der erste schöne Angriff führte dann zum 1:0: Die Gastgeber setzten sich über die linke Seite und Aretz, der allerdings auch nur halbherzig angegriffen wurde, durch, der legte den Ball auf Tom Weis, der ihn aus rund 16 Metern ins linke Eck beförderte (41.). Als die SG dann nur drei Minuten nach Wiederanpfiff und durch Paul Platzek zum 2:0 nachlegte, sprach wenig dafür, dass Wissen noch einmal zurückkommen würde.

Viel zu harm- und mutlos waren die Gäste in ihrem Angriffsspiel, viel zu groß die optische Dominanz der Gastgeber. Nach einer Umstellung auf zwei Spitzen – Fuß und Aretz spielten vorn – erarbeitete sich die SG auch mehr Möglichkeiten, darunter einige Hochkaräter: Zunächst scheiterte Weis mit einem Abschluss an Litschel (55.), dann war es Fuß, der nach einer Hereingabe von Platzek frei zum Schuss kam und es ebenfalls nicht schaffte, den Wissener Keeper zu überwinden (63.), ehe Niklas Ternes nach Steinmetz-Vorarbeit den Ball übers Tor drosch (69.).

Der Wissener Anschlusstreffer kam dann aus dem oft zitierten Nichts: Einen Freistoß des eingewechselten Hüseyin Samurkas ließ Wall zunächst nur abklatschen, seine Mitspieler schafften es nicht, den Ball aus der Gefahrenzone zu bringen – und der ebenfalls eingewechselte Emre Bayram drückte ihn aus kurzer Distanz über die Linie (71.).

„Zwei Situationen, zwei Gegentreffer, von einem Gegner, der kaum gefährlich vor unser Tor kam. Dass man so ein Spiel noch aus der Hand gibt, ist eigentlich unerklärlich.“
Mülheims Trainer Nenad Lazarevic

Mülheim hätte direkt im Gegenzug die Zwei-Tore-Führung wiederherstellen können, als ein Lupfer von Paul Heuser von der Latte an den Pfosten und dann zurück ins Feld sprang. Überhaupt machte Mülheim nicht den Fehler, sich zu sehr zurückfallen zu lassen, war weiter spielbestimmend, schaffte es aber nicht, die Führung auszubauen.

Und so kam es, wie es kommen musste: Nach einer Flanke von Samurkas stand Til Cordes am zweiten Pfosten goldrichtig und musste nur noch seinen Kopf hinhalten – 2:2 in der 90. Minute, der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt. „Zwei Situationen, zwei Gegentreffer, von einem Gegner, der kaum gefährlich vor unser Tor kam. Dass man so ein Spiel noch aus der Hand gibt, ist eigentlich unerklärlich“, sagte ein enttäuschter Lazarevic. Der hofft, dass seine Mannschaft künftig den Blick weniger auf die Tabelle richtet und wieder zu der alten Leichtigkeit zurückfindet.

„Der Zähler kann noch richtig wichtig werden.“
Wissens Trainer Dirk Spornhauer

Sein Gegenüber war natürlich glücklich über den nicht minder glücklichen Punktgewinn. „Der Zähler kann noch richtig wichtig werden“, sagte Spornhauer, der sich auch darüber freute, dass er bei seinen Einwechslungen ein glückliches Händchen bewiesen hatte: Samurkas war zweimal als Vorbereiter, Bayram einmal als Schütze in Erscheinung getreten.

Für die Gastgeber bedeutet der Punktverlust, dass sie bereits am Samstag die Tabellenführung verlieren könnten. Nämlich dann, wenn Konkurrent Cosmos sein Spiel in Ahrweiler gewinnt.

SG 2000 Mülheim-Kärlich – VfB Wissen

Mülheim-Kärlich: Wall – Ternes, Wilmsmann, Fritsch, Hollendung (63. Ries, 90.+1 Jackobs) – Männchen (75. Heuser), Weis – Platzek, Aretz, Hillen (46. Fuß) – Steinmetz.

Wissen: Litschel – Weber, Christian (82. Sari), Pirsljin, Zehler (78. Grau) – Krauß, Winzenburg – Arndt, Leidig (54. Bayram), Cordes (90.+5 Ebach) – Becher (67. Samurkas).

Schiedsrichter: Gregor Loosen (Treis-Karden).

Zuschauer: 240.

Tore: 1:0 Tom Weis (41.), 2:0 Paul Platzek (48.), 2:1 Emre Bayram (71.), 2:2 Til Cordes (90.).

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