Sie ist abhandengekommen, die Selbstverständlichkeit, die die SG 2000 Mülheim-Kärlich noch in der Hinrunde der Fußball-Rheinlandliga so stark gemacht hat: Beim FC Bitburg unterlag die Mannschaft von Coach Nenad Lazarevic mit 2:3 (1:1) und läuft Gefahr, die Meisterschaft und den direkten Aufstieg zu verspielen.
„Wir spielen aktuell einfach nicht wie eine Spitzenmannschaft, sondern nur wie Mittelmaß, schaffen es nicht, den Schalter umzulegen“, fand Lazarevic deutliche Worte, machte aber auch klar, dass er seiner Mannschaft keinen Vorwurf macht. „Wir sind jung, uns fehlen die Leadertypen, die, die mit gutem Beispiel vorangehen.“ Pascal „Kalle“ Steinmetz sei zwar so einer, der spiele allerdings ganz vorne und auf der Position sei es schwer, ein Team mitzureißen. Michael Wall im Tor zählt der Trainer auch zu diesen Typen. „Allerdings springt der Funke gerade nicht über auf die, die vor ihm stehen, weil die Verunsicherung derzeit einfach zu groß ist.“
Mülheimer Defensive sieht beim ersten Gegentreffer nicht gut aus
Lazarevic wusste schon am Ende der Hinrunde, dass seine Mannschaft an diesen Punkt kommen kann, dass Dinge eben nicht mehr wie am Schnürchen laufen, dass es Hindernisse gibt. Schon da hatte er sich gefragt, wie das Team mit dieser Situation umgehen würde. Die Antwort hat er in den vergangenen Wochen nun schön öfter bekommen: mit weniger guten Auftritten, mit Punktverlusten, mit gesteigerter Verunsicherung.
Das war auch in Bitburg der Fall, wo viele Abläufe, die in der Hinrunde noch selbstverständlich waren, eben nicht funktionierten. Die Vorgabe war klar: Aus einer kompakten Defensive heraus agieren, geduldig sein, nach Balleroberung zielstrebig nach vorne spielen. Das gelang der SG 2000 nicht. Die wurde irgendwann ungeduldig, wodurch die Abstände zwischen den Ketten zu groß wurden, die Gastgeber Räume bekamen.
Hinzu kamen individuelle Fehler, weil im Spielaufbau die Präzision fehlte, weil das eingangs erwähnte Selbstverständnis, die Abstimmung fehlten. So auch beim ersten Gegentreffer, als die Gäste nach einem langen Einwurf in den Strafraum eigentlich in der Überzahl waren, Bitburgs Kevin Fuchs dennoch an den Ball kam und das 1:0 erzielte (25.).
Mülheim kämpfte sich zwar zurück, kam praktisch mit dem Pausenpfiff durch Steinmetz zum Ausgleichstreffer, kassierte aber neun Minuten vor dem Ende erneut den Gegentreffer, dieses Mal durch Simon Floß. „Zu dem Zeitpunkt hätte es auch 3:3 oder 4:4 stehen können“, sagte Lazarevic. Chancen gab es auf beiden Seiten, weil beide Mannschaften die Ordnung in der Defensive ein wenig vermissen ließen. Oft waren dann aber die Torhüter zur Stelle, auch Wall auf Mülheimer Seite parierte ein ums andere Mal glänzend. „Leider hat das nicht dazu geführt, dass ein Ruck durch die Mannschaft gegangen ist“, so der Trainer.
„Wir treffen aktuell auch zu viele kleine Fehlentscheidungen. Und das reicht in der Summe dann einfach nicht. Wir spielen nicht wie eine Topmannschaft.“
Mülheims Trainer Nenad Lazarevic
Das war auch nicht beim Ausgleichstreffer zum 2:2 durch den eingewechselten Paul Heuser der Fall (83.). „Es fehlte einfach an der Mentalität auf dem Platz“, monierte Lazarevic. Eine Mentalität, die Bitburg aufs Feld brachte. Die wären eigentlich, das machten mehrere Zeitspiele deutlich, mit dem 2:2 zufrieden, konnten dann aber eine Minute vor dem Ende noch den Lucky Punch bejubeln, als Michael Schröder einen Pass in die Tiefe zum 3:2 verwertete. „Die haben alles reingehauen, haben noch mal alle Kräfte mobilisiert“, sagte Lazarevic.
Diese Siegermentalität brachte sein Team nicht auf den Platz. Dieses Mal nicht, in der Vorwoche schon nicht. „Wir treffen aktuell auch zu viele kleine Fehlentscheidungen. Und das reicht in der Summe dann einfach nicht. Wir spielen nicht wie eine Topmannschaft.“
Aus Sicht des Trainers geht es jetzt darum, das Ruder schnellstmöglich herumzureißen, auch mit Blick auf eine mögliche Relegation, deren Erreichen drei Spieltage vor Schluss schon sicher ist. „Das heißt nicht, dass wir die Meisterschaft schon aufgegeben haben, aber wir müssen uns eben auch damit beschäftigen, dass wir Relegation spielen“, bleibt Lazarevic realistisch.
FC Bitburg – SG 2000 Mülheim-Kärlich 3:2 (1:1)
Bitburg: Kieren – Hoor (76. Morbach), Floß (86. Hensel), Bierbrauer, Fisch, N. Fuchs, K. Fuchs (88. Schröder), Nosbisch, Alff, Sprüds, Krasnici.
Mülheim-Kärlich: Wall – Ternes, Wilmsmann, Fritsch, Hollendung (83. Ries) – Männchen, Fuß – Rönz (77. Heuser), Aretz (74. Hillen), Platzek – Steinmetz.
Schiedsrichter: Team Luxemburg.
Zuschauer: 250.
Tore: 1:0 Kevin Fuchs (25.), 1:1 Pascal Steinmetz (45.+2), 2:1 Simon Floß (81.), 2:2 Paul Heuser (83.), 3:2 Michael Schröder (89.).