Er spielte bereits in der 3. Liga, in der Regionalliga und in der Oberliga, stand zuletzt bei den Sportfreunden Siegen unter Vertrag, mit denen er Meister in der Oberliga Westfalen wurde. Nun heuert der 36-jährige Markus Pazurek beim Fußball-Rheinlandligisten Ahrweiler BC an. Dadurch wird ein Running Gag zwischen ihm und seinem guten Freund Gianfranco di Francesco, zugleich Abteilungsleiter beim ABC, nun ernst. Wir sprachen mit dem gebürtigen Bad Breisiger und Wahl-Kölner über seine neue Herausforderung, seine Ziele und seine absolute Lieblingsposition.
Herr Pazurek, wie kommt es, dass Sie sich zum Ende Ihrer Karriere dem Ahrweiler BC anschließen?
Auch wenn ich bislang nie beim ABC gespielt habe, waren die Verbindungen auf ganz unterschiedliche Weise immer da. Mein Vater war bis zum vergangenen Jahr Torwarttrainer dort und mit Abteilungsleiter Gianfranco di Francesco bin ich seit vielen Jahren sehr gut befreundet. Fast genauso lange ist es ein Running Gag, dass er mich, immer wenn ich den Verein gewechselt habe, gefragt hat, wann und ob ich nach Ahrweiler komme. Und genau jetzt ist für mich der richtige Zeitpunkt, ich fühle mich körperlich topfit, will weiterhin auf hohem Niveau spielen und möchte der Region ein bisschen etwas zurückgeben. Dafür habe ich auch gerne Angebote von höherklassigen Vereinen ausgeschlagen.
Was erwarten Sie sich von der Herausforderung Ahrweiler und von der Rheinlandliga?
Ich freue mich auf ein junges, entwicklungsfähiges Team und ein super Trainergespann, bin überzeugt davon, dass in der Mannschaft ganz viel Potenzial ist und hoffe, dass es mir gelingt, mich mit meinem Erfahrungsschatz einzubringen. Die Rheinlandliga kenne ich auch ein wenig, ich habe mir ja in der Vergangenheit schon das eine oder andere Spiel von Ahrweiler angeschaut, und gehe davon aus, dass wieder viele Vereine das Ziel haben werden, oben anzugreifen.
Ist das auch Ihr Ziel, wollen Sie mit dem ABC vielleicht sogar den Sprung in die Oberliga schaffen?
Das werden Sie von mir nie hören, dass ich den Aufstieg als Ziel ausgebe (lacht). Natürlich möchte ich zusammen mit der Mannschaft das Maximum rausholen, am liebsten alle Spiele gewinnen, möchte immer maximalen Erfolg. Aber erst einmal muss die Arbeit getan werden, bevor man den Lohn dafür einfahren kann.
Sie haben explizit das Trainerteam um Chefcoach Mike Wunderlich gelobt. Sie beide waren in Köln aktiv, Sie bei Fortuna, er bei Viktoria. Gab es da auch Schnittmengen?
Oh ja, wir haben uns heiße Duelle auf dem Platz geliefert. Das war fast schon ein kleiner Krieg. Aber eben nur auf dem Platz und immer in einem (fast) fairen Rahmen. Neben dem Platz kennen wir uns schon länger, schätzen uns. Ich habe natürlich seine Karriere verfolgt, auch seine Trainerstationen. Am Ende ist die Fußballwelt ein Dorf und man bekommt natürlich sehr viel mit. Ich weiß deswegen auch, dass er sein Wissen, das er während seiner Profikarriere gesammelt hat, gern und gut an die jungen Spieler weitergibt, dass er aufzeigt, was alles durch harte Arbeit möglich ist. Darauf freue ich mich auch sehr, ich freue mich, unter ihm zu spielen und vielleicht auch auf dem Platz zu seinem verlängerten Arm zu werden.
Auf welcher Position sehen Sie sich denn? Auf einigen Portalen werden Sie als Abwehr-, auf anderen als Mittelfeldspieler geführt.
Ich bin da polyvalent, habe fast schon auf allen Positionen gespielt. Zuletzt war ich bei Siegen mal ganz vorne und mal ganz hinten, davor bei Kaan-Marienborn war ich vor allem in der Abwehr, aber am wohlsten fühle ich mich auf der Sechs. Auf der Position kann man Einfluss auf das ganze Spiel nehmen, sowohl nach vorne als auch nach hinten, und auf der Position habe ich auch Mike Wunderlich immer getreten (lacht). Ich bin schon der klassische Zerstörertyp, liebe die direkten Duelle, die Zweikämpfe. Das wäre sicherlich auch beim ABC meine bevorzugte Position, denn da bin ich für eine Mannschaft am wichtigsten.
Kennen Sie denn den aktuellen Kader des ABC?
Die alten Hasen wie beispielsweise Almir Porca kenne ich schon. Er war dann auch einer der ersten, der mir geschrieben hat, als die Bombe von meinem Wechsel geplatzt ist. Er hat mir gesagt, wie sehr er sich freut, mit mir zusammenzuspielen. Ansonsten kenne ich einige der Jungs natürlich von den Spielen, die ich mir angeschaut habe.
Haben Sie noch mehr Rückmeldungen bekommen, als Ihr Wechsel publik wurde?
Eine ganze Menge. Am Sonntag und Montag stand mein Handy nicht mehr still. Viele haben zum Ausdruck gebracht, wie toll sie es finden, dass ich zurück in meine Heimatregion komme. Auch meine Familie freut sich natürlich sehr darauf, dass sie mich künftig öfter sieht, dass sie es jetzt zu meinen Spielen nicht mehr weit hat. Für mich ist dieses Feedback ein tolles Zeichen der Wertschätzung und das hatte ich bislang in meiner Karriere noch nicht, dass ich so viele Rückmeldungen bekommen habe. Das zeigt mir, dass die Menschen aus meiner Heimat meinen Werdegang verfolgt haben und dass ich in meiner Karriere vieles richtig gemacht habe.
Wie gesagt: Ich fühle mich aktuell wirklich topfit. Hätte ich mit 25 Jahren mal so auf meine Ernährung, auf meinen Körper geachtet, hätte ich sicherlich noch mehr aus mir rausholen können. Derzeit tue ich wirklich viel, mache regelmäßig Krafttraining, gehe laufen und habe es auf diese Weise auch geschafft, nach Verletzungen wieder schnell zurückzukommen.
Inwieweit können die Spieler des Ahrweiler BC von Ihren Erfahrungen, die Sie in höheren Ligen gesammelt haben, profitieren?
Ich bin schon immer ein Mensch gewesen, der jeden, inklusive sich selbst, besser machen will. Für mich gibt es sowohl im Training als auch im Spiel nur eins: Vollgas. Ich bin auch der schlechteste Verlierer, den man sich vorstellen kann, was aber nicht gleichbedeutend damit ist, dass ich irgendeinen Groll gegenüber dem Gegner hege. Ich denke schon, dass ich mit dieser Einstellung anderen dabei helfen beziehungsweise ihnen vorleben kann, 110 Prozent Wille auf den Platz zu bringen, jedes Spiel gewinnen zu wollen. Ich denke da gerne an die Relegationspartie zum Aufstieg in die 3. Liga mit Fortuna Köln. Da haben wir in der 94. Minute den entscheidenden Treffer gegen Bayern München II gemacht. Das hat mir gezeigt, dass man immer an sich glauben muss – und zwar bis zur letzten Sekunde. Dabei spielt es keine Rolle, wie der Gegner heißt, ob die Partie vor ausverkauftem Haus oder vor Minuskulisse stattfindet. Der Fokus muss immer da sein, bis zum Schluss.
Wird die Station beim ABC Ihre letzte aktive Station sein?
Nein, wohl eher nicht. Ich habe immer gesagt, dass ich noch einmal für den SC Rhein-Ahr Sinzig, der aktuell B-Ligist ist, auflaufen will, weil da viele meiner Kumpels kicken. Zeitlich bin ich da aber überhaupt nicht festgelegt und will jetzt erst einmal die kommende Saison mit dem ABC genießen.