Der erste Auswärtssieg in der mittlerweile 22 Spieltage alten Fußball-Rheinlandliga-Saison war zugleich ein enorm wichtiger: Durch das 4:0 (2:0) bei der SG Westerburg/Gemünden/Willmenrod hat sich der VfB Linz ein Polster von sechs Punkten auf den Gegner und von drei Zählern auf die Abstiegsplätze erarbeitet. Allerdings haben Schweich und Kirchberg noch weniger Spiele absolviert.
Das interessierte VfB-Coach Thomas Schuster nach dem ungefährdeten Sieg aber erst einmal nicht, der freute sich über den erwachsenen Auftritt seiner Mannschaft auf schwerem Geläuf in Westerburg, wo es den Linzern gelungen war, die Gastgeber „mit den Mitteln zu schlagen, mit denen wir sie eigentlich schlagen wollten“, wie Westerburgs neuer Trainer Christian Hartmann nach seinem Pflichtspiel-Heimdebüt zu Protokoll gab.
Konkret bedeutete das: Die Gastgeber wollten Linz früh unter Druck setzen, Ballgewinne erzwingen und über ein schnelles Umschaltspiel zum Erfolg kommen. So wie es der VfB beispielsweise beim 0:2 machte: Fehler im Westerburger Aufbauspiel, der Linzer Fabio Schopp zog mit Tempo von der rechten Seite nach innen, bediente Adis Siljkovic, der nur noch einschieben musste (17.). Auch das 1:0 hatte Siljkovic erzielt (9.) – ebenfalls nach einem Angriff über rechts und nach schöner Vorarbeit von Michael Krupp. „Das war natürlich ein Auftakt nach Maß“, freute sich Schuster.
„Damit hat er uns natürlich einen Bärendienst erwiesen.“
Westerburgs Coach Christian Hartmann über die Gelb-Rote Karte für Johannes Derscheid
Nach den frühen Treffern war allerdings erst einmal ein wenig der Spielfluss raus. Viele Fouls, viele Nickligkeiten, viele Emotionen und in der Folge auch viele Gelbe Karten bestimmten das Spiel. Westerburgs Johannes Derscheid sah gleich zweimal Gelb, für ihn war kurz vor der Pause Schluss (43.). „Damit hat er uns natürlich einen Bärendienst erwiesen“, so Hartmann, der sich allerdings ärgerte, dass der Unparteiische in dieser Phase alle 50:50-Situationen gegen seine Mannschaft entschieden und mit Gelben Karten um sich geworfen habe. „Der Platzverweis war allerdings unstrittig“, gab er zu.
Die Gastgeber hatten dem VfB zwar bis zu diesem Zeitpunkt in Sachen Zweikämpfe und Spielanteile Paroli geboten, es allerdings nicht geschafft, vor dem gegnerischen Tor Gefahr auszustrahlen. Entweder kam der letzte Pass nicht an, oder ein Linzer Abwehrspieler war zur Stelle.
Westerburg fordert kurz vor der Pause einen Elfmeter
Eng hätte es vielleicht noch einmal werden können, als Westerburgs Tobias Schnabel in einem Laufduell im Strafraum eine Linzer Hand ins Gesicht bekam – die Gastgeber wollten einen Elfmeterpfiff hören, ein solcher blieb allerdings aus. „Da kann so ein Spiel noch mal einen ganz anderen Verlauf nehmen“, sagte Hartmann. So allerdings fehlte der Hoffnungsschimmer – und das war dem Spiel der Hausherren in der zweiten Halbzeit dann auch anzumerken. Die Emotionen wurden weniger, die Zweikämpfe wurden nicht mehr ganz so intensiv geführt, die Räume wurden größer.
Linz spielte es in Überzahl souverän runter, sorgte durch Pässe in die Schnittstelle oder über den auf der linken Seite permanent freien Adis Siljkovic immer wieder für Gefahr vor dem gegnerischen Tor und machte durch einen Doppelpack von Fabio Schopp zum 3:0 (54.) und 4:0 (62.) den Deckel schnell drauf. Im Gegenzug ließ der VfB nur noch wenige nennenswerte Westerburger Möglichkeiten zu. Zweimal war es der eingewechselte Winterneuzugang Jan Lucca Schneider, der von der SG Müschenbach nach Westerburg gewechselt war, der zum Abschluss kam. Einmal wurde sein Schuss vom starken Finn Schlebach geblockt, einmal verzog er deutlich. „Die Jungs haben die Ruhe bewahrt, haben defensiv kompakt gestanden und immer wieder die Lücken gefunden“, bilanzierte Schuster.
„Die Jungs haben die Ruhe bewahrt, haben defensiv kompakt gestanden und immer wieder die Lücken gefunden.“
Linz’ Coach Thomas Schuster freute sich über den souveränen Auftritt seiner Mannschaft
Hartmann versuchte, das Positive mitzunehmen. Dazu zählte er, dass seine Mannschaft nach der Pause, obwohl das Spiel bereits entschieden war, den Kopf nicht in den Sand gesteckt hat. „Für uns ist jedes Spiel brutal, und wir müssen immer ans Maximum gehen, um überhaupt etwas holen zu können.“ Kommende Woche in Andernach dürfte die Aufgabe nicht einfacher werden – dann auch ohne den gesperrten Derscheid.
SG Westerburg - VfB Linz 0:4 (0:2)
SG Westerburg/Gemünden/Willmenrod: Leukel – Ebers, J. Jung (79. Holzhäuser), L.-H. Jung, Henry (67. Kudrenko) – Buchmann, Besirovic (46. Kunz) – Schnabel, Derscheid, Reichelt – Wengenroth.
VfB Linz: Lück – Schlebach, Juniku, Dillmann – Mamuti (84. Kilicaslan), Becker, Krupp, J. Kirschbaum (46. Sahlan) – Schopp (77. Ritz), A. Siljkovic (74. Fiebiger), Ma. Rott (64. L. Kirschbaum).
Schiedsrichter: Herrmann Schmidt (Karbach).
Zuschauer: 180.
Tore: 0:1, 0:2 Adis Siljkovic (9., 17.), 0:3, 0:4 Fabio Schopp (54., 62.).