Linz’ Niklas Klein im Gespräch
„Keiner von uns hat an Thomas Schuster gezweifelt“
Linz' Kapitän Niklas Klein erzielte im Entscheidungsspiel gegen Schweich das wichtige 1:0 und blickt auf eine nervenzehrende Schlussphase der Rheinlandligasaison zurück.
René Weiss

Es war eine nervenaufreibende erste Saison in der Rheinlandliga für den VfB Linz, der den Klassenerhalt erst in der Entscheidungsrunde perfekt machte. Kapitän Niklas Klein blickt zurück  und lobt seinen Trainer in höchsten Tönen. 

Lesezeit 6 Minuten

Erst über den Umweg Entscheidungsrunde machte der VfB Linz den Klassenerhalt in der Fußball-Rheinlandliga klar, zeigte vor allem auf der Zielgerade Nerven, ließ am letzten Spieltag die große Chance auf den vorzeitigen Ligaverbleib gegen den zu diesem Zeitpunkt schon abgestiegenen FSV Trier-Tarforst durch ein Remis liegen. Als nach dem 2:1-Sieg gegen den VfB Wissen feststand, dass Linz mindestens für ein weiteres Jahr in der Rheinlandliga planen kann, gab es auf dem Kaiserberg kein Halten mehr. Mittendrin: Kapitän Niklas Klein. Wir sprachen mit ihm über die Entscheidungsspiele, den Druck und die Rolle von Trainer Thomas Schuster.

Herr Klein, wie haben Sie gerade die letzten Wochen der Saison empfunden?

Irgendwann kam schon der Zeitpunkt, ab dem ich den Druck verspürt habe, ab dem ich realisiert habe, dass es passieren kann, dass wir absteigen, auch, weil wir es am Ende nicht mehr selbst in der Hand hatten, weil wir auf andere schauen mussten. Schweich hatte in der Phase den Lauf, den wir uns für uns gewünscht hätten, den wir aber nicht hinbekommen haben. In dieser Zeit wurden viele Gespräche geführt, unser Coach Thomas Schuster und auch ich haben versucht, den Druck von der Mannschaft möglichst fernzuhalten, die Jungs dazu zu bringen, befreit aufzuspielen. Ich weiß nicht, wie gut das gelungen ist, aber ich habe mir schon sehr viele Gedanken gemacht, habe gemeinsam mit den Trainern Videomaterial analysiert, geredet. Es gab für mich wirklich nur ein Thema: Fußball.

„Der Tenor war: Wir haben uns selbst in die Situation gebracht, wir wollen uns da auch selbst wieder rausbringen.“
Niklas Klein

Wie ist die Mannschaft mit dieser schwierigen Phase umgegangen?

Ich glaube, wir hatten ein großes Plus: den Zusammenhalt. Das habe ich so auch selten erlebt. Es wurde nie gegeneinander geschossen, keiner hat dem anderen den Startelfplatz missgönnt, es wurde nicht gemeckert, nicht gehadert. Auch nach dem Spiel gegen Tarforst hat sich gezeigt, dass alle dem Ziel Klassenerhalt alles unterordnen. Einige hatten Urlaube geplant, haben die aber verschoben, um für die beiden wichtigen Entscheidungsspiele zur Verfügung zu stehen, sodass uns, abgesehen von den Verletzten, niemand gefehlt hat. Der Tenor war: Wir haben uns selbst in die Situation gebracht, wir wollen uns da auch selbst wieder rausbringen.

Das Spiel gegen Trier-Tarforst war das erste Alles-oder-nichts-Spiel. Wie würden Sie die Partie im Nachgang beschreiben?

Trotz der schwierigen Situation war die Stimmung gut und man hat gemerkt, dass die Jungs an sich glauben, dass sie auch an den direkten Klassenerhalt glauben. Obwohl wir auf andere Teams angewiesen waren, war der Tenor: Wenn wir das Spiel gewinnen, bleiben wir auch direkt drin. Denn wir wussten, wie schwierig auch die Aufgaben der Konkurrenten waren. In der Pause haben wir dann ja noch mit 1:0 geführt, haben vom Coach keine Infos über die Ergebnisse auf den anderen Plätzen bekommen. Das hat sich erst geändert, als wir in der 78. Minute den Ausgleich kassiert haben. Da wollten die Jungs sofort voll ins Risiko gehen, wollten unbedingt das 2:1 schießen. Ich habe dann von außen ein Zeichen bekommen, dass wir das/die Entscheidungsspiel/e auch mit einem Remis ziemlich sicher haben und deswegen eben nicht alles auf eine Karte setzen sollen. Das war dann die klassische Risikoabwägung – zum Glück mit einem guten Ende für uns.

In der Entscheidungsrunde folgte dann auf ein 1:1 gegen Mosella Schweich der Sieg in dem Alles-oder-nichts-Spiel gegen den VfB Wissen und damit der Klassenerhalt. Wie war Ihre Gefühlswelt nach dem Abpfiff?

Das war wirklich pure Erlösung. Ich hatte mich zuletzt wochenlang nur mit Klassenerhalt, Abstiegskampf, Gegneranalyse beschäftigt. Training, Spielvorbereitung, Spiel, Spielnachbereitung, Training. So verging Woche um Woche. Der Sieg gegen Wissen war dann die Bestätigung dafür, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat. Ich glaube, von uns allen ist eine riesige Last abgefallen und wir haben dann mit Familie, Freundinnen und Freunden gefeiert. Denn eins ist doch auch klar: Die Partnerinnen und Familien haben unter der Situation genauso gelitten, ihnen wurde viel abverlangt. Jetzt sind wir alle froh, dass wir mal ein paar Wochen Pause haben, etwas mit der Familie unternehmen, in Urlaub fahren können.

Niklas Klein (schwarz-weißes Trikot) im Duell mit Andernachs Benjamin Saftig.
Weiss René. René Weiss

Unabhängig von der schwierigen Situation gab es für den Trainer nie Zweifel daran, dass ihr fußballerisch und nicht mit der Brechstange zum Klassenerhalt kommen wollt. Hat die Mannschaft das immer mitgetragen?

Ohne Wenn und Aber. Wir sind eine Mannschaft, die Fußball spielen will, die den Ball nicht nach vorne haut, sondern versucht, ihn mit flachen Pässen nach vorne zu bringen. Das wurde, anders als noch in der Bezirksliga, auch immer mal wieder bestraft, weil uns vielleicht Erfahrung und Cleverness gefehlt haben. Aber da gab es dann schon einen Lerneffekt, da haben wir dann auch mal den langen Ball gespielt, wenn es nötig war – auch wenn jeder wusste, dass das nicht die Art ist, die wir bevorzugen, die unser Trainer bevorzugt.

Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft beschreiben, gerade in der Phase, in der es mit Blick auf die Ergebnisse nicht so lief wie erhofft?

Ganz ehrlich: Keiner von uns hat auch nur einen Moment an Thomas gezweifelt. Das Vertrauen war auf beiden Seiten da. Ich glaube sogar eher, dass die Spieler Angst hatten, dass er von sich aus sagt, dass er gehen möchte, dass es einen neuen Impuls braucht. Vonseiten der Jungs war das nie Thema und ich glaube, ich spreche auch für alle anderen, wenn ich sage, dass wir uns keinen besseren Trainer vorstellen könnten.

Was genau schätzen Sie so an Thomas Schuster?

Taktisch ist er wirklich top, gehört da meines Erachtens auch in der Rheinlandliga zur Spitzengruppe. Zudem findet er die richtige Mischung aus dem Kumpel und Trainer. Die Jungs wissen sehr genau, wann sie mit ihm scherzen können, wissen aber eben auch, dass er, sobald es auf den Platz geht, eine absolute Respektsperson ist. Was ich auch an ihm schätze: dass er es schafft, jeden Einzelnen von uns zu motivieren. Auch die Jungs, die vielleicht mal nicht von Beginn an spielen, brennen, wenn sie in der 80. Minute eingewechselt werden. Ich habe in meiner Laufbahn schon den einen oder anderen Trainer erlebt und kann deswegen guten Gewissens sagen, dass das taktisch und zwischenmenschlich absolut passt.

„Die Jungs kennen sich untereinander alle, sind alle aus der direkten Umgebung von Linz und stehen nicht nur zusammen auf dem Platz, sondern sind auch miteinander befreundet. Ich glaube, das macht es aus und das hat uns auch durch die schwierige Zeit geholfen.“
Niklas Klein

Nachdem das erste Jahr in der Rheinlandliga ein durchaus herausforderndes war: Was sind Ihre Ziele und Wünsche für die kommende Spielzeit?

Wir haben den Klassenerhalt erst über den Umweg Entscheidungsrunde perfekt gemacht. Also ist das realistische Ziel auch dieses Mal wieder der Klassenerhalt. Ich hoffe allerdings, dass wir den dieses Mal etwas früher in trockene Tücher bringen und nicht wieder bis zum Ende zittern müssen. Ich denke, das erste Jahr war wichtig, um zu lernen, um Erfahrungen zu sammeln und um aus unseren Fehlern zu lernen.

Welche Fehler wurden gemacht?

Ich glaube, es waren vor allem zwei Dinge, die hätten besser laufen können. Manchmal hätten wir besser abwägen müssen, wann wir welches Risiko gehen, und manchmal hat uns in gewissen Situationen einfach die Cleverness gefehlt. In der Rheinlandliga werden Fehler direkt bestraft, das war in der Bezirksliga noch anders, da konnte man sich auch mal eine Nachlässigkeit leisten, ohne dass es direkt Konsequenzen nach sich zog. Jetzt machst du gefühlt drei Fehler und kassierst daraus drei Gegentore.

Wie sehen Sie die Mannschaft für die kommende Saison personell aufgestellt?

Ich sehe uns gut aufgestellt. Zum einen kommen mit Yannick Dillmann und Michael Krupp zwei Spieler aus Verletzung wieder zurück, zum anderen haben wir Neuzugänge, die uns sicherlich direkt weiterhelfen werden. Vor allem darüber, dass sich Jannik Stoffels (Anm. der Redaktion: kommt von Oberligist FV Engers) uns anschließen wird, freue ich mich sehr. Wir kennen uns schon ewig, er kommt aus Linz, und ich habe schon länger versucht, ihn zu bequatschen. Schön, dass das endlich geklappt hat. Ich bin mir sicher, er wird sich, genau wie die anderen, direkt einfinden, denn die Jungs kennen sich untereinander alle, sind alle aus der direkten Umgebung von Linz und stehen nicht nur zusammen auf dem Platz, sondern sind auch miteinander befreundet. Ich glaube, das macht es aus und das hat uns auch durch die schwierige Zeit geholfen.

Top-News aus dem Sport