Drei Teams müssen nachsitzen
Drama, Baby: So lief der letzte Rheinlandligaspieltag
Das hatte sich der VfB Linz anders vorgestellt. Durch einen Gegentreffer in der 80. Minute muss die Mannschaft von Coach Thomas Schuster in die Dreier-Entscheidungsrunde.
Maximilian Jäger

Der letzte Spieltag in der Fußball-Rheinlandliga hatte es in sich. Schon im Vorfeld war klar, dass es im Tabellenkeller zu einer Dreier-Entscheidungsrunde kommen könnte – was dann auch passierte. Wir schildern den Weg dorthin.

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Überall war im Vorfeld zu hören, man wolle den Fokus nur auf das eigene Spiel richten, die eigenen Hausaufgaben erledigen. Doch irgendwann wurde deutlich, dass das nicht reichen würde, dass man eben doch den Blick auf die anderen Plätze in der Fußball-Rheinlandliga richten muss, doch auf die Patzer der Konkurrenz hoffen muss.

Der Erste, den das am Wochenende betraf, war Wissens Trainer Dirk Spornhauer. Denn sein VfB lag zur Pause mit 0:1 gegen die FV Morbach zurück – und war zu diesem Zeitpunkt erst einmal abgestiegen: Der VfB Linz führte da nämlich noch mit 1:0 gegen den FSV Trier-Tarforst und Mosella Schweich hielt sich wacker gegen Cosmos Koblenz, wo es nach 45 Minuten 0:0 stand. Das bedeutete zum einen, dass die SG 2000 Mülheim-Kärlich Stand 16.15 Uhr am Sonntag direkt in die Oberliga aufgestiegen wäre, aber eben auch, dass Wissen in die Bezirksliga hätte gehen müssen: 39 Punkte für den VfB, 40 für Schweich, 41 für Linz. Der TuS Kirchberg war zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon komplett raus aus der Verlosung, führte bei der SG Schneifel mit 4:2, hatte 43 Zähler auf dem Konto.

Liveticker sorgt eher für Verwirrung als für Klarheit

Wie gut, zumindest aus Spornhauers Sicht, dass sich Sepp Herbergers so viel zitierte Floskel „Der Ball ist rund, und ein Spiel dauert 90 Minuten“ wieder einmal bewahrheitete. Denn nach Wiederanpfiff drehten sich die Ergebnisse zugunsten seines Teams. Davon bekam der Trainer allerdings nur teilweise etwas mit. Nicht etwa, weil er nicht auf sein Handy schaute – im Gegenteil: Sein Blick ging öfter auf das Display als aufs Spielfeld –, sondern vielmehr, weil der Liveticker bei fussball.de schlicht nicht stimmte.

Danach nämlich hatte es in Linz bereits nach kurzer Zeit eine Rote Karte für einen Tarforster Spieler gegeben und Linz führte weiter. Sogar bis zum Schluss. Allerdings war der Ticker ab Minute 45 nicht weiter, zuvor eben falsch bedient worden. Ähnliches hatte sich in Schweich ereignet, wo Cosmos, hätte man dem Ticker Glauben geschenkt, schon vor Anpfiff mit 11:0 geführt hatte. Immerhin: Hier gab es einen zweiten Ticker, der richtig bedient wurde.

Schweich hält gegen Cosmos lange mit

Tatsächlich fiel die Führung für die „Cosmonauten“ dann nach 57 Minuten. Das nahm Spornhauer zur Kenntnis. Sein Linzer Kollege Thomas Schuster nicht. Der war voll drin im Spiel seiner Mannschaft, die zwar nach einem frühen Tor von Niklas Klein mit 1:0 führte und die durchaus Möglichkeiten hatte, das Ergebnis in die Höhe zu schrauben, den Klassenerhalt auf direktem Weg zu realisieren. „Wir haben die Kontrolle, klare Möglichkeiten, müssen das 2:0 machen“, so Schuster.

Mosella Schweich (blau-schwarze Trikots) hielt gegen Cosmos Koblenz lange gut mit, musste sich aber mit 0:3 geschlagen geben.
sjs / Sebastian J. Schwarz. Sebastian J. Schwarz

Auch Thomas Schleimer sah seine Schweicher gegen Cosmos keinesfalls chancenlos. „Wir hatten einen Pfostenschuss in Hälfte eins und nach der Pause die Gelegenheit zum Ausgleich.“

Das sah Spornhauer ab Mitte der zweiten Halbzeit schon nicht mehr. Da lag seine Mannschaft, die 45 Minuten lang gut mitgehalten hatte, schnell deutlich mit 0:3 zurück. Wissen wirkte total verunsichert, hatte vor allem im Defensivverbund Auflösungserscheinungen – und war nach 90 Minuten mit dem 0:4 noch gut bedient.

Tarforster Ausgleichstreffer sorgt auf zwei der drei Plätze für Durchatmen

Danach begann beim VfB das bange Warten. Sicher war zu diesem Zeitpunkt nur, dass auch Schweich sein Spiel gegen Cosmos Koblenz mit 0:3 verloren hatte, dass dort Freud und Leid ganz nah beisammen lagen, denn da feierten die Koblenzer ausgelassen den direkten Aufstieg in die Oberliga – da half es auch Mülheim-Kärlich auch nichts mehr, dass die eigene Partie bei der SG Vordereifel mit 3:1 gewonnen wurde – und auf der anderen Seite realisierte Mosella, dass die zwischenzeitliche Aufholjagd mit 15 Punkten aus fünf Partien nun doch mindestens in einem Entscheidungsspiel münden würde.

Irgendwann sprach sich dann auf beiden Plätzen herum, dass in Linz der Ausgleichstreffer gefallen war. Schuster hatte inzwischen natürlich auch Kenntnis über die Spielstände auf den anderen Plätzen, informierte sein Team, das genau wusste, was im Fall eines Remis kommen würde: eine Dreier-Entscheidungsrunde. Um die musste die Schuster-Elf allerdings sogar noch bangen, denn gerade nach dem Ausgleich war es wild geworden auf dem Kaiserberg. Linz wollte das Spiel noch für sich entscheiden, musste dadurch auch die eine oder andere brenzlige Situation überstehen, ehe der Unparteiische die Pfeife zum Abpfiff zückte.

„Ich weiß noch gar nicht, ob ich es gut oder schlecht finden soll, dass es jetzt eine Dreierrunde gibt“, sagte Schleimer, der davon ausgeht, dass man ein Spiel gewinnen muss, um in der Klasse zu bleiben.

„Klar ist die Enttäuschung da, wir hätten das Ding ziehen können. Aber jetzt warten zwei krasse Spiele auf uns und wir können es immer noch aus eigener Kraft schaffen.“
Linz’ Trainer Thomas Schuster

Die Gefühlslage bewegte sich anschließend auf allen drei Plätzen irgendwo zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Hoffnung, dass es doch noch die Möglichkeit geben wird, die Klasse zu enthalten. Enttäuschung darüber, dass man es nicht geschafft hatte, den Umweg des Nachsitzens zu vermeiden. Das war auch bei Schuster in Linz so. „Klar ist die Enttäuschung da, wir hätten das Ding ziehen können. Aber jetzt warten zwei krasse Spiele auf uns und wir können es immer noch aus eigener Kraft schaffen“, so der Linzer Trainer.

Wissen (blaue Trikots) hatte beim 0:4 gegen Morbach keine Chance.
Manfred Böhmer

Spornhauer indes ist froh, über die Chance. „Die müssen wir jetzt ergreifen, egal wie. Durch die Dreierrunde haben wir eine Chance mehr.“

Zwei der drei Mannschaften dürfen auch künftig weiter in der Rheinlandliga spielen. Die Entscheidungsrunde beginnt bereits am Mittwoch oder Donnerstag. Anschließend geht es am Samstag/Sonntag weiter. Das letzte Spiel findet, sollte das noch nötig sein, aller Voraussicht nach kommende Woche Mittwoch statt.

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