Trainer im Pokal-Interview
„Es gibt jetzt nur noch ein Spiel, das wichtig ist“
Man kennt sich, man schätzt sich: Am Samstag treffen sich der FV Engers um Trainer Sascha Watzlawik (links) und Rot-Weiss Koblenz mit Trainer Fatih Cift auf dem Oberwerth zum Pokal-Finale. Ein Favorit ist in dieser Partie nicht auszumachen.
Jörg Niebergall, René Weiss

Es ist für beide Vereine der Höhepunkt der Saison: Rot-Weiss Koblenz und der FV Engers bestreiten am Samstag auf dem Oberwerth das Finale um den Rheinlandpokal. Wie blicken die Trainer auf die Partie?

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Für Fatih Cift und Sascha Watzlawik ist das Finale im Rheinlandpokal keine Premiere. Cift konnte als Trainer von Rot-Weiss Koblenz bereits 2018 den Pott schon einmal in die Höhe stemmen, Watzlawik durfte mit dem FV Engers sogar schon zweimal jubeln (2020, 2022). Und doch ist auch die Partie am Samstag um 12.30 Uhr im Stadion Oberwerth keine alltägliche, schließlich stellt das Endspiel für beide Vereine den Höhepunkt der Saison dar. Wir haben die Trainer im Doppel-Interview gefragt, wie sie das Spiel angehen wollen – und warum ihre Mannschaft am Ende jubelt.

Herr Cift, Herr Watzlawik, was macht den besonderen Reiz des Pokal-Finales aus?

Cift: Das Spiel bietet vor allem die Möglichkeit, in den DFB-Pokal einzuziehen. In der Oberliga gibt es zwei Ziele: entweder der Aufstieg in die Regionalliga oder eben der Gewinn des Pokals, um dann auf einen Erst- oder Zweitligisten zu treffen. Da ist es auch egal, ob man gegen Malberg, TuS Koblenz oder eben Engers spielt.

Watzlawik: Für uns ist es das absolute Highlight im Kalenderjahr, denn wir haben als Oberligist die Möglichkeit, auch überregional auf uns aufmerksam zu machen und im Fall eines Sieges eben auch in den DFB-Pokal einzuziehen. Das ist auch ein wenig Lohn für eine lange und intensive Pokalreise, in der wir ja beispielsweise mit Regionalligist Eintracht Trier im Halbfinale auch richtig schwere Lose hatten.

Wie nehmen Sie die Stimmung in der Mannschaft im Vorfeld wahr?

Cift: Nachdem es in der Liga für uns ja um nicht mehr allzu viel ging, merkt man schon, dass jetzt die Anspannung wieder steigt. Der Fokus im Training ist ein anderer, die Jungs wissen, dass egal ist, was in den letzten 33 Spieltagen in der Oberliga passiert ist. Es gibt jetzt nur noch ein Spiel, das wichtig ist – das Wichtigste in dieser Saison.

Watzlawik: Ich spüre da vor allem ganz viel Vorfreude bei den Jungs. Aber eben auch einen absoluten Fokus auf diese Partie am Samstag. Da unser Kader derzeit breit aufgestellt ist, wollen alle die Gelegenheit noch einmal nutzen und sich für die Startelf anbieten. Die Jungs wissen natürlich um die Besonderheit dieses Spiels, das seit Wochen im Prinzip das bestimmende Thema ist.

Auf welchen Spielverlauf stellen Sie sich und die Mannschaft ein?

Cift: Wenn Rot-Weiss gegen Engers spielt, ist es immer ein ganz enges Duell, das wird dieses Mal nicht anders sein. Wir stellen uns auf Umschaltmomente und Standards ein, mit denen sie uns knacken wollen.

Watzlawik: Ich erwarte ein sehr umkämpftes Spiel mit einer hohen Intensität, mit vielen Zweikämpfen, mit hohem Tempo. Rot-Weiss ist bekannt dafür, dass es hoch presst, uns früh unter Druck setzt, darauf müssen wir vorbereitet sein.

Die Trainer kennen sich, die Vereine kennen sich. Gibt es noch ein Überraschungsmoment?

Cift: Nein, das glaube ich nicht. Die Personalsituation ist offensichtlich, die Spieler, die bei beiden Mannschaften ausfallen. Und ich erwarte nicht, dass bei Engers ein Chris Meinert vorn spielt, Genausowenig wird Sascha Watzlawik erwarten, das Eugene Dennis im Sturm spielt. Am Ende entscheidet nicht das System oder die taktische Ausrichtung, am Ende entscheiden die Tagesform und die Leidenschaft der einzelnen Spieler.

Watzlawik: Fatih Cift ist ein erfahrener Trainer, er hat selbst schon ein Finale gespielt und gewonnen. Er wird sicherlich noch das eine oder andere in petto haben, und wenn es nur eine besondere Standardvariante ist. Ansonsten werde sicherlich beide Mannschaften auf das zurückgreifen, was sie beherrschen, was sie die Saison über ausgezeichnet und stark gemacht hat. Und wer an dem Tag mehr als Kollektiv auftritt, den größeren Willen hat, der wird auch gewinnen. Doch bei alldem sind Faktoren wie Tagesform oder auch das Spielglück nie zu unterschätzen.

In den Oberliga-Duellen zwischen Rot-Weiss Koblenz und dem FV Engers gab's in dieser Saison ein 3:1 auf dem Oberwerth, am Wasserturm trennte man sich 2:2.
René Weiss

Worauf wird beim Gegner besonders zu achten sein?

Cift: Wie im Hinspiel in dieser Saison (3:1, red), sind sie jetzt wieder mit Manuel Simons unterwegs. Er hat ja auch ein Tor im Halbfinale gegen Trier geschossen. Er sorgt für viel Speed, wenn er den Bruchteil einer Sekunde Vorsprung hat, dann kann man das nicht immer verteidigen. Im Rückspiel (2:2, red) hatten wir Engers gut im Griff, haben dann aber zwei Tore nach Standardsituationen kassiert.

Watzlawik: Gegen uns hat mir Nao Oriyama besonders gut gefallen, er macht viel Druck, ist sehr variabel. Da müssen wir aufpassen, dass wir ihm keine Räume geben, um in die Tiefe zu kommen, dass wir uns nicht aus der Kette ziehen lassen. Im Rückspiel beim 2:2 haben wir das vor der Pause nicht gut gemacht, danach waren wir deutlich besser im Spiel, hätten das Ding sogar am Ende noch für uns entscheiden können. Genau da sollten wir auch am Samstag weitermachen.

Wie steht es um die Personalsituation in Ihrer Mannschaft?

Cift: Nicht so gut. Für Leon Wilki ist nach seiner Muskelfaserverletzung die Saison gelaufen. Bei Younes Azahaf, der zuletzt in Diefflen nach einem Pressschlag verletzt raus musste, sieht es auch nicht so gut aus. Auch bei Eugene Dennis muss man abwarten, er hat sich wohl einen kleinen Faserriss an den Adduktoren zugezogen. Wilki fehlt definitiv, bei den beiden anderen stehen die Chancen nicht so gut.

Watzlawik: Eigentlich ganz in Ordnung. Klar, Enrico Rößler und Louis Klapperich werden leider ausfallen, zudem sind Jeremy Mekoma und Serkan Göcer etwas angeschlagen, da müssen wir schauen, wie sinnvoll ein Einsatz ist. Vadym Semchuk ist sicherlich auch noch nicht wieder bei 100 Prozent, aber insgesamt habe ich genug Alternativen und bin froh, dass Manuel Simons nach Verletzung wieder voll da ist. Wer am Ende spielen wird, das entscheidet sich auf einigen Positionen ganz kurzfristig. Das Grundgerüst steht natürlich, aber in ein, zwei Fällen kann es sein, dass ich da erst am Samstagmorgen aus dem Bauch heraus entscheide. Damit bin ich eigentlich immer gut gefahren

Ist das Stadion Oberwerth ein Heimvorteil für Rot-Weiss?

Cift: Auf dem Papier sind wir ja die Heimmannschaft. Wir kennen die Kabinen, wir kennen den Platz. Ich denke aber nicht, dass wir von einem Heimvorteil sprechen können. Wir haben auf dem Oberwerth auch oft genug verloren, der FV Engers hat im Stadion schon etliche Spiele gewonnen.

Watzlawik: Ich würde es so ausdrücken: Es ist für Rot-Weiss sicherlich kein Nachteil und für uns kein Vorteil. Wir haben in diesem Jahr leider sehr wenig Spiele auf Rasen absolviert, haben aber meist ganz gut ausgesehen, nur in Idar-Oberstein und eben bei Rot-Weiss verloren. Ich hoffe aber, dass die Unterstützung durch die Zuschauer diesen kleinen Nachteil wettmacht.

Warum stemmt am Ende Ihre Mannschaft den Pokal in die Höhe?

Cift: Wir waren in den Spielen gegen vermeintlich stärkere Mannschaften und in Partien, in denen es um etwas ging,  von der Energie her voll bei der Sache. Und wir können auch über 120 Minuten gehen, die körperliche Komponente passt. Und: Es ist ein Spiel, in dem man alles geraderücken kann, was vielleicht vorher nicht so gepasst hat.

Watzlawik: Weil ich es den Jungs einfach gönnen würde. Sie haben so ein starkes Jahr 2025 gespielt, haben Eintracht Trier ausgeschaltet, haben sich deutlich gegenüber der Hinrunde gesteigert. Das sind alles feine Jungs, das Kollektiv simmt – und nun sollen sie sich mit dem Pokalsieg krönen. Mich nehme ich dabei gar nicht so wichtig, auch wenn viel von einem Märchen die Rede ist, weil ja am Saisonende für mich Schluss ist. Klar würde es mich unglaublich glücklich machen, aber Märchen gehören ins Märchenbuch und nicht auf den Fußballplatz.

Das Finale im Liveticker

  • Einen Liveticker zum Rheinlandpokalfinale finden Sie am Samstag ab 12.15 Uhr unter www.rhein-zeitung.de/sport 

Engers feiert, unabhängig vom Ausgang

Für die Fans des FV Engers beginnt der Tag schon um 8.30 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück am Engerser Platz, um 10.15 Uhr fährt dann der erste Fanbus zum Oberwerth. Dort können an einem Fanstand auch Fanartikel erworben werden. Nach dem Spiel wird, unabhängig vom Ergebnis, am Platz in Engers gefeiert, unter anderem mit einem Auftritt der Band „De Knochenläcker“. Während Rot-Weiss seine Fans aufruft, in rot-weißer Kleidung zu erscheinen, lautet der Aufruf beim FVE: alle in Grün-Weiß.

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