Verdientes 3:0 gegen Oberwesel
Die SG Dickenschied/Gemünden ist Kreispokalsieger
Jubel mit den Fans: A-Liga-Aufsteiger SG Dickenschied/Gemünden hat sich im Kreispokal-1-Finale unerwartet klar gegen Bezirksliga-Aufsteiger Oberwesel durchgesetzt - und genoss das in Biebern in vollen Zügen.
B&P Schmitt

Die SG Dickenschied/Gemünden hat sich das Double aus Meisterschaft in der B 9 und Sieg im Kreispokal 1 geholt. Im Endspiel vor mehr als 600 Fans setzte sich der Außenseiter gegen Bezirksliga-Aufsteiger SG Viertäler Oberwesel deutlich mit 3:0 durch.

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„Klingelingeling, hier kommt der Eiermann.“ Dreimal ertönte das Torlied der SG Dickenschied/Gemünden durch das weite Rund auf dem Bieberner Sportplatz. Der Meister der Kreisliga B Staffel 9 setzte sich im Finale des Fußball-Kreispokals 1 Hunsrück/Mosel überraschend deutlich mit 3:0 (0:0) gegen den Meister der Kreisliga A, die SG Viertäler Oberwesel, durch.

Und so gab es bei den in rot gekleideten Fans des zumindest kleinen Außenseiters auch kein Halten mehr, als der Unparteiische Ingo Kreutz sein 1111. Spiel (und damit auch seine Schiedsrichterkarriere) beendete: Sie stürmten auf den Platz, feierten gemeinsam mit der Mannschaft, die sich damit mit dem Double aus Meisterschaft und Pokal (inklusive 1000 Euro Siegprämie) krönte und zugleich ihrem Trainer Michael Minke ein besonderes Fußballjahr bescherte. „Meine Jungs spielen eine überragende Saison, mein HSV steigt in die Bundesliga auf und mein ehemaliger Verein SV Winterbach hat ebenfalls den Aufstieg in die Landesliga perfekt gemacht. Das Jahr 2025 werde ich mir einrahmen“, sagte er lachend und mit einem nach etlichen Bierduschen triefenden Pokalsiegershirt.

Tolle Geste: Die Schiedsrichterkollegen kamen nach Biebern um Ingo Kreutz (Sechster von rechts) zu verabschieden. Kreutz leitete sein 1111. Spiel - und das war gleichzeitig sein letztes.
B&P Schmitt

Auf der anderen Seite des Platzes standen die Verlierer des späten Nachmittags bei ihren Fans, bedankten sich für die lautstarke Unterstützung. Auch wenn rot und weiß die dominierenderen Farben waren, so waren es doch vor allem die Oberweseler, die in den ersten 45 Minuten für gute Stimmung gesorgt hatten.

Die erste Pyrotechnik-Show war allerdings nicht von ihnen ausgegangen, die hatte eine dritte Gruppe initiiert: die Schiedsrichter. Die waren nämlich ebenfalls zahlreich vertreten, um einem von ihnen Danke zu sagen: Ingo Kreutz, der seine Pfeife an den Haken hängen und künftig „nur noch“ als Obmann fungieren wird. „Das war natürlich eine richtig schöne Überraschung“, sagte der Lutzerather – und war froh, dass sein letztes Spiel ein faires, wenn auch eins mit der einen oder anderen kniffligen Entscheidung war.

Das 2:0 durch Dickenschieds Niclas Pleitz (in Rot, Mitte), der sich gegen Oberwesel Chris Jäckel durchsetzt, war praktisch die Entscheidung im Bieberner Finale, später fiel noch der 3:0-Endstand.
B&P Schmitt

Dazu gehörte sicherlich die Szene zum Dickenschieder 1:0 nach 57. Minuten. Da waren nach einem langen Ball über die rechte Seite Oberwesels Schlussmann Alex Schwertel und Defensivakteur Julian Stüber in einem Dreikampf mit SG-Außenbahnspieler Enrico Brück zusammengeprallt. Während die beiden Oberweseler liegen blieben, konnte der Dickenschieder problemlos zur Führung für seine Mannschaft einschieben. „Aus meiner Sicht hat er unseren Spieler in den Torwart geschubst, wodurch es zu einem Zusammenprall kam“, sagte SGVO-Spielertrainer Christoph Fahning. Kreutz, der seinen Bruder Heiko an der Seitenlinie hatte, war anderer Ansicht: „Wir haben hier direkt gesagt, dass es weitergeht, dass das ein unglücklicher Zusammenprall zwischen zwei Oberweseler Spielern war.“

Wenige Chancen in den ersten 45 Minuten

Die Geschichte des Spiels bis zum 1:0 ist schnell erzählt: Oberwesel hatte mehr Ballbesitz, Dickenschied stand kompakt in einem 5-4-1-System und setzte auf Umschaltmomente über die beiden schnellen Außen, Marcel und Enrico Brück. „Wir waren schon früh im Spiel zum ersten Mal durch, das hat uns natürlich Selbstvertrauen gegeben“, sagte Minke. Zu nennenswerten Abschlüssen kam sein Team in Hälfte eins aber erst einmal nicht.

Bei Oberwesel, wo der Coach Fahning in seinem letzten Spiel doch noch hatte auflaufen können und mit seinem Bruder Stefan und mit Pierre Port in der Viererkette auf weitere Akteure gesetzt hatte, die ihr letztes Spiel für die SGVO machten, gab es zwei Abschlüsse, einmal durch Chris Jäckel (28.), einmal durch Sebastian Mitchard per Kopf (36.).

„Ich habe den Jungs in die Augen geschaut und wusste, dass wir gewinnen.“
Michael Minke, Trainer SG Dickenschied/Gemünden

Und weil es zur Pause noch 0:0 stand, sich seine Mannschaft als ebenbürtiger Gegner erwiesen hatte, kam Minke, kam auch sein Team selbstbewusst aus der Kabine. „Ich habe den Jungs in die Augen geschaut und wusste, dass wir gewinnen.“ Allerdings musste Dickenschied nach dem erwähnten 1:0 durch Enrico Brück (57.) die eine oder andere brenzlige Situation überstehen, hatte entweder das Glück, dass die Abschlüsse der Oberweseler nicht platziert genug waren, dass der Pfosten im Weg stand oder dass der Gegner an diesem Nachmittag mit Niko Gleissner einen überragenden Schlussmann zwischen den Pfosten stehen hatte, der mit mehreren Glanztaten die Null festhielt. Oberwesel jedenfalls war an diesem Nachmittag von Effektivität ganz weit weg. „Das ist eins dieser Spiele, in denen du Stunden weitermachen könntest und kein Tor erzielen würdest“, so Fahning, dessen Mannschaft eine Lehrstunde in Sachen Effektivität von selbstbewussten Dickenschiedern erhielt.

Die legten nach 75 Minuten nach, als Niclas Pleitz einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld per Kopf ins lange Eck verlängerte. Auch wenn Oberwesel anschließend alles versuchte, um doch noch den Anschluss zu erzielen, war gegen defensiv stabil stehende und sicherlich auch in den entscheidenden Momenten mit dem nötigen Glück ausgestattete Dickenschied/Gemündener nichts zu holen. Den Schlusspunkt setzte stattdessen wieder das Minke-Team: Nach einem Pressschlag mit Keeper Schwertel flog der Ball in Richtung des Oberweseler Tors, Marcel Brück reagierte blitzschnell und drückte den Ball über die Linie zum 3:0 (90.). Die Fans in Rot und Weiß, die mittlerweile auch akustisch überlegen waren, hielt es schon da kaum noch hinter der Bande. Kurz darauf erlöste Ingo Kreutz sie mit dem letzten Pfiff seiner Karriere – und der Platz verwandelte sich in ein rot-weißes Farbenmeer. Feuerwerk und Pyroshow inklusive.

SG Dickenschied/Gemünden - SG Viertäler Oberwesel 3:0 (0:0)

Dickenschied: Gleissner - Huber, Kühn, Kauer, A. Groß, Gehl-Wolf (71. Stütz) - E. Brück (78. P. Melsheimer), Koch, Pleitz (85. Gappa), M. Brück (90.+4 D. Groß) - Kiefer. 

Oberwesel: Schwertel - S. Fahning (59. Tumko), Strunk (81. J. Henzel), Port (76. Radic), J. Stüber - Mitchard, C. Jäckel - T. Jäckel, C. Fahning (81. Hammen), Hohl (46. Hochstein) - L. Stüber.

Schiedsrichter: Ingo Kreutz (Lutzerath).

Zuschauer: 650.

Tore: 1:0 Enrico Brück (57.), 2:0 Niklas Pleitz (75.), 3:0 Marcel Brück (90.).

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