Ratgeber: Reise-Tipp
Ski amadé als großer Hotspot: Die Piste ist jetzt auch zum Surfen da

Free W-LAN: Solche Schilder stehen im Ski amadé-Gebiet an vielen Berg- und Talstationen und Hütten. 250 Zugänge ins kostenlose Internet gibt es.

Lars Wienand

Rechnerisch kommt auf 3,4 Kilometer ein Zugangspunkt fürs Internet. In einer deutschen Großstadt wäre das arm, mitten in den Bergen kann sich das sehen lassen. Die Region Ski amadé rühmt sich mit dem größten kostenlosen W-LAN-Netz der Alpen. Es muss immer etwas Neues sein. Doch es gibt auch die Ecken, in denen die Zeit stillzustehen scheint.

Rechnerisch kommt auf 3,4 Kilometer ein Zugangspunkt fürs Internet. In einer deutschen Großstadt wäre das arm, mitten in den Bergen kann sich das sehen lassen. Die Region Ski amadé rühmt sich mit dem größten kostenlosen W-LAN-Netz der Alpen. Es muss immer etwas Neues sein. Doch es gibt auch die Ecken, in denen die Zeit stillzustehen scheint.

Free W-LAN: Solche Schilder stehen im Ski amadé-Gebiet an vielen Berg- und Talstationen und Hütten. 250 Zugänge ins kostenlose Internet gibt es.

Lars Wienand
Jedes Jahr ist es wieder etwas komfortabler für die Skifahrer, schneller, größer. Inmitten der Hatz nach Innovationen in der Ski amadé-Region, die sich „Österreichs größtes Skivergnügen“ nennt, ist Sepp Haitzmann so etwas wie der Gegenpol. Sein Urgroßvater Sepp war Verwalter des gräflichen Guts Jägersee am Ende des Tals, Großvater Sepp und Vater Sepp waren es auch. Sepp Haitzmann der Vierte hat heute neben dem dem Wild, dem Wald und Gut noch Güter zu hüten, die früher keine große Rolle gespielt haben: Er ist Verwalter der Langsamkeit und der Ruhe.

Der erste Bus an diesem Morgen hat auf dem Weg von St. Johann durch Wagrain und Kleinarl viele Skifahrer aufgenommen und wieder ausgeworfen. Manche dürften schon auf den Pisten ihren Spaß haben, als der Bus mit nur noch einem Fahrgast die letzten Pensionen von Kleinarl passiert. Hier beginnt, was Sepp Haitzmann ein „Freilichtmuseum, das kein Museum ist“ nennt. Gegenüber 100 Jahre alten Fotos hat sich eigentlich nur der Wald hinter den Gebäuden verändert, an denen noch Geweihe mit Jahreszahlen hängen, die mit 18.. beginnen. So sah es auch am Zauchensee aus. Heute ist Zauchensee einer von 25 Orten von Ski Amadé, von den modernen Hotels ist man mit ein paar Schritten im Skigebiet.

"Wenn's wirklich wichtig ist, dann lieber mit der Post": Am Jägersee geht es etwas ruhiger zu. Der Briefkasten mit der Aufschrift hängt neben dem Eingang der Gaststätte, im Glaskasten der Speisekarte spiegelt sich das verschenite Idyll.

Lars Wienand
In den 60er-Jahren, der Zeit der Goldgräberstimmung und ohne Naturschutzgebiete, da hätten sich das Einheimische auch am Jägersee vorstellen können. „Die Chefin“, wie Sepp Haitzmann die 94-jährige deutsche Gräfin Constanze von Nesselrode nennt, hätte es da wohl nicht einfach gehabt, wenn sie sich unters Volk gemischt hätte. Angefeindet wurde sie: „Die verhindert alles.“ Heute ist das anders. „Weil solche Plätze wie hier immer wertvoller werden. Die Leute schätzen das“, sagt Haitzmann. Wer aus dem Bus aussteigt, steht vor dem Eingang des 1740 als Fischerhaus gebauten Gebäudes, in dem heute die von Haitzmann gepachtete Gaststätte für ihre Forellen gerühmt wird. Am Eingang hängt ein gelber Briefkasten aus Metall. „Wenn’s wirklich wichtig ist, dann lieber mit der Post“, steht auf einem Aufkleber.

Christoph Eisinger, Managing Director von Ski Amadé, kann sich für das Idyll begeistern – aber auch für die neueste Neuerung des Verbundes: Die Gäste können jetzt ihre Eindrücke quasi schon beim Skifahren mit ihren Freunden und der Welt teilen – ohne sich um Kosten Gedanken machen zu müssen. An vielen der Berg- und Talstationen der 98 Sesselbahnen und 47 Kabinenbahnen im Ski amadé-Gebiet und an etlichen Hütten hängen blaue Schilder. Darauf ein weißer Halbkreis und Wellen, die davon weggehen – und die Erklärung: „free W-LAN“. Das bedeutet 250 Zugangspunkte, um auf der Piste mit dem Smartphone ohne Verbindungskosten zu surfen. Die Gäste sollen Freunden mit einem Foto auf Facebook direkt vom Skispaß die Nase lang machen können – oder Zugriff auf E-Mails haben. Es ist das größte derartige Netz in den Alpen. „Wir sind am Puls der Zeit“, sagt Eisinger, man könne „den aktuellen Trends im Reise- und Urlaubsverhalten der Gäste zu 100 Prozent entsprechen“.

Ein Blick in die App: Der Kreis markiert den Aufenthaltsort. W-LAN gibt's dort zwar, aber durch die dicken Mauern der Hütte kommt es nicht in alle Räumen gut an. Über das Menü kann man sich an jeden Ort dirigieren lassen.

Dazu macht eine kostenlose App, ein Programm für iPhone und Android-Handys, schnelle Fortschritte dabei, Führer und Tagebuch für die Skitage zu werden. Die App kann Skifahrer von jedem Punkt des Gebiets auf der individuell besten Route an jeden Punkt leiten. Das nächste WC, gut erreichbar für einen Anfänger? Das nächste W-LAN? Die App verrät’s. Und künftig wohl auch, was auf welcher der gemütlichen Hütten Tagessuppe ist. Fast fertig ist die Funktion, nach dem Skitag auf einer Panoramakarte die eigenen Strecken nachvollziehen und verschicken zu können. Dafür war der Aufwand besonders hoch. Der nächste Schritt steht auch schon im Raum: Am Rechner vorab Routen speichern und dann auf dem Smartphone oder gleich auf mehreren Geräten im Freundeskreis abrufen – die Brücke von der Planung am Rechner zur mobilen Nutzung.

350 000 Euro hat sich Ski Amadè App und W-LAN-Netz mit Sicherheitsinfrastruktur kosten lassen: Spieleseiten sollen zugänglich sein, Pornoangebote sind dagegen gesperrt. Ein flächendeckendes W-LAN-Netz wird in Skigebieten "sicher mal Standard sein, aber es ist sicher nichts für jeden Gast“, sagt Eisinger, und es ist ein Batzen. Aber die Bergbahnen in den fünf Ski Amadé-Gebieten Salzburger Sportwelt, Schladming-Dachstein, Ramsau, Hochkönig, und Großarltal haben 2011 80 Millionen Euro investiert: Komfortabler liften, mehr Schneesicherheit für die 860 Pistenkilometer, für die der Skipass hier gilt. Seit 2001 waren es zusammen 660 Millionen Euro.

Er ist der vierte in seiner Familie Folge, der Sepp heißt - und er ist in vierter Generation Verwalter des Guts Jägersee. Sepp Haitzmann hält Gebäude, Wild und Wald in Schuss - und achtet mit darauf, dass das Fleckchen seine Ursprünglichkeit bewahrt.

Lars Wienand
Am Jägersee hat Sepp Haitzmann gerade neue Lärchenschindeln aufs Dach legen lassen. „Da hält das wieder 70 Jahre.“ Wenn er die Summen hört, die auf die Berge fließen, denkt er an die globale Finanzkrise. „Alles auf Pump.“

Der freundliche 56-Jährige ist kein Fortschrittsverweigerer. In Kleinarl betreibt er ein Appartementhaus, es gibt Internet für die Gäste seiner neun Zimmer. „Ist was Praktisches, den Tag vorab übers Internet im Hotel zu planen.“ Und wenn das jetzt auch auf der Piste geht, dann sei das mehr Service. „Ich bin da sehr aufgeschlossen. Und man muss es ja nicht nutzen.“

Gegen die Ansiedlung eines Robinson Clubs in Kleinarl hat er als Gemeinderat vergebens gekämpft. Er war für langsames Wachstum, aus dem Ort heraus. Für familiäre Atmosphäre, das Pfund, mit dem die Region wuchern kann. Doch der Gast hat unterschiedliche Bedürfnisse. Und auch mit dem Club hat der Ort seinen Charakter bewahrt. „Viele Familien sind hier Gäste.“ Es geht eher ruhig zu in Kleinarl und im benachbarten Wagrain, wo Joseph Mohr begraben liegt, Dichter des Weihnachtslieds „Stille Nacht“. Wer die Party sucht, wird über dem Berg fündig, da wo sogar das Liftpersonal rund um den „Absolut Park“ Snowboard-Outfit trägt oder am Ende der Hermann-Maier-Weltcup-Strecke in Flachau. Ja, es kann auch ordentlich gefeiert werden in der Salzburger Sportwelt im Herzen von Ski Amadé.

Noch ohne Smartphone unterwegs: Kinderskikurs in der Salzburger Sportwelt.

Lars Wienand
Im Ort sagen sie, dass die Gräfin ein Handy hat. Sollte sie vielleicht auch, wenn die 94-Jährige immer noch alleine zu Wanderungen aufbricht, wie sie im Ort sagen. Sepp Haitzmann sagt dazu nichts: Die Chefin will das nicht. Haitzmann erzählt lieber, wie sehr es ihn beeindruckt, wenn er vom Jägersee aufsteigt zum Tappenkarsee, der auf über 1700 Metern auftaucht. „Erhebend.“ Da oben, erzählt die uralte Sage, hatten die Bauern eine Kälberhaut mit Schwarzpulver gefüllt, um den Lindwurm zu sprengen, der ihnen das Vieh wegfrisst. Der Kopf soll die Explosion überlebt haben und am Fels nagen: Er will Rache, eine Sturzflut aufs Tal. Vielleicht war eine Metapher der Altvorderen, dass die Natur sich gegen zu viel Zähmung wehrt. Heute regeln Gesetze, dass keine neuen Berge mehr erschlossen werden fürs Skifahren. Und Sepp Haitzmann findet: „Es hat beides Platz – und bei den Menschen ist auch das Verständnis für die Natur heute größer.“

Sepp, der Fünfte, ist elf Jahre alt und geht auch häufiger mit dem Vater los, die 150 Stück Damwild füttern. Wenn es stark geschneit hat, geht er in der Spur des Verwalters. Ob er aber auch beruflich in die Fußstapfen treten wird, mag Sepp IV. nicht sagen: „Das wird die Zeit bringen, man sollte sich nicht so viele Gedanken machen. Zeiten ändern sich.“ Vielleicht sogar ein bisschen am Ende des Tals.

Lars Wienand

Unser Autor ist von Frankfurt geflogen mit Austrian Arrows und hat im Sporthotel Wagrain übernachtet. Die Reise wurde unterstützt von Ski amadé.

Anreise: Die Orte von Ski amadé sind via Autobahn München-Salzburg und Tauernautobahn schnell erreichbar. Salzburg wird u.a. von Köln-Bonn (Germanwings), Düsseldorf (Air Berlin) und Frankfurt (Austrian Arrows) angeflogen.

Das besondere Angebot: Bei der Ladies Week vom 24. bis 31. März schenken Unterkunftsbetriebe Frauen bei Sieben-Tage-Buchung den 6-Tages-Skipass. Infos: http://ku-rz.de/ladies

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