Standorte in Bingen-Sponsheim, Bad Kreuznach und Ingelheim betroffen - Sanierung soll in Eigenverwaltung gelingen
Sanierung in Eigenverwaltung beantragt: Corona stürzt Autohaus Honrath in die Krise
Das Honrath-Reich mit den diversen vertretenen Marken an der Bundesstraße 50 bei Bingen-Sponsheim. Foto: Rainer Gräff
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Bingen/Bad Kreuznach/Ingelheim. Die Heinrich Honrath Kfz GmbH mit Sitz in Bingen und einem Autohaus an der Siemensstraße in Bad Kreuznach hat beim Amtsgericht Bingen am Rhein eine Sanierung in Eigenverwaltung beantragt. Der Geschäftsführer Sven Groetzner blickt trotz der Krise „hoffnungsfroh in die Zukunft: Wir sanieren das Unternehmen und stellen uns völlig neu auf. Wir werden gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen“. Dies sei der beste Weg, um die begonnene Sanierung „mit ganzer Kraft zu Ende zu führen“. Eine beauftragte süddeutsche Kanzlei bestätigte auf unsere Anfrage die Einleitung der Insolvenzantragsverfahren.

Zur Honrath-Gruppe gehört auch das Autohaus Ingelheim GmbH. 106 Mitarbeiter, davon 62 in Bingen, 19 in Bad Kreuznach und 12 in Ingelheim, kümmern sich beim Traditionsunternehmen Honrath um die Marken Opel, Fiat, Hyundai und Chevrolet. Standortübergreifend beschäftigt Honrath 13 Auszubildende.

Die Störung von Lieferketten, Produktionsstillstand und die Schließung der Verkaufsflächen haben das Hauptgeschäft der Automobilhersteller im März 2020 um circa 38 Prozent einbrechen lassen. Verkaufsschließungen in der Hauptsaison von Mitte März bis Mitte April sowie die geringe Nutzung der Werkstatt-Serviceleistungen hätten nun zu einem erheblichen Verlust und zu Liquiditätsengpässen geführt. Dem wolle man konsequent begegnen. Dazu habe man den Weg der Sanierung in Eigenverwaltung gewählt.

„Der gesamte Geschäftsbetrieb geht weiter, vom Fahrzeugverkauf bis zum Werkstattbetrieb“, versichert Geschäftsführer Groetzner. Die Finanzierung der Löhne und Gehälter wolle man nun über die Insolvenzgeldvorfinanzierung als erstes sicherstellen. „Ich hoffe natürlich, dass die Kunden uns treu bleiben“, so Groetzner weiter. Als Sanierungsexperten habe man sich mit Dr. Harald Schwartz den Inhaber der Nürnberger Kanzlei SRI an Bord geholt.

Zum vorläufigen Sachwalter bestellte das Amtsgericht Bingen Rechtsanwalt Jens Lieser aus Koblenz. Die Heinrich Honrath Kfz. GmbH wurde 1973 gegründet. Sitz und auch Mittelpunkt des Unternehmens ist Bingen am Rhein. Honrath ist ein autorisierter Vertragshändler für die Vertragsmarken Opel, Fiat und Hyundai. An beiden Standorten wird eine Werkstatt für die Servicepartner Opel, Fiat, Hyundai und Chevrolet betrieben. Seit der Gründung durch Heinrich Honrath in den 1920er-Jahren hat sich die Unternehmensgruppe zu einem der großen Autohändler der Region entwickelt. Honrath erzielte im Geschäftsjahr 2018 rund 44 Millionen Euro Umsatz. 4,8 Millionen Euro davon entfielen auf das Autohaus Ingelheim.

Trotz konstanten Umsatzwachstums 2015 bis 2017 verbesserte sich die Ertragssituation nicht. „Die Fixkosten waren einfach zu hoch“, so Sven Groetzner, der seit dem Jahr 2018 als Geschäftsführer an Bord ist. 2018 schenkte die Opel AG Honrath im Zuge der Neuausrichtung des Händlernetzes erneut ihr Vertrauen. „Wir haben einige Sanierungsmaßnahmen wie den Abbau von Gebrauchtwagenbeständen sowie neue Vertriebskonzepte bereits umgesetzt und waren auf einem guten Weg. Corona macht uns jetzt einen Strich durch die Rechnung.“

Der Sanierer Dr. Harald Schwartz betont, dass der Betrieb voll umfänglich fortgeführt werde. Mit den Marken seien „gute Gespräche“ geführt worden, besonders Opel wolle mit Honrath weitermachen. Die Belegschaft arbeitet im Juni noch kurz, geht dann vom Kurzarbeiter- ins dreimonatige Insolvenzgeld über. Ein Personalabbau sei zunächst nicht in Sicht, bei der Sanierung des Unternehmens seien allerdings Einschnitte denkbar. Die Flächen der Autohäuser seien gepachtet, sagte Schwartz. Zum Ausmaß der Finanzprobleme des Unternehmens schweigt er.

Von unserem Redaktionsleiter Rainer Gräff

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