Nürburgring
Ring: Handwerker wartet seit 2012 auf 57 000 Euro

Klaus Lauermann wartet seit drei Jahren auf 57.000 Euro vom Land. Seine Firma hatte Sicherungsarbeiten auf der Nordschleife durchgeführt - beauftragt vom Landesbetrieb Nürburgring GmbH.

Jan Lindner

Nürburgring. Klaus Lauermann ist enttäuscht, er ist fassungslos, sauer. Er fragt sich: "Wenn nicht mal die Landesregierung und die SPD als große, sogenannte Volkspartei ihre Rechnungen begleicht, wem soll man dann überhaupt noch trauen?"

Von unserem Redakteur Jan Lindner

Der 66-Jährige ist Geschäftsführer der Firma Stahl- und Metallbau Nett mit Sitz im Gewerbegebiet am Nürburgring. Er ist einer der 424 Handwerker und Dienstleister, die am Nürburgring noch offene Rechnungen beklagen in Höhe von insgesamt 20 Millionen Euro (wir berichteten).

57 300 Euro sind es, auf die Lauermann seit drei Jahren wartet. In der Insolvenztabelle ist dies einer der größeren offenen Beträge. Es ist der Teilbetrag eines Gesamtauftrags von 270 000 Euro. 2010 hatte seine Firma (29 Angestellte) damit begonnen, die Leitplanken an der Nordschleife zu verstärken. So wurden die Pfostenabstände von vier auf zwei Meter verringert. FIA und DMSB hatten diese Maßnahme angeordnet. Lauermanns Metallbaufirma gewann die öffentliche Ausschreibung und erhielt einen Einjahresvertrag.

Sicherung der Nordschleife

Weil aber auf der Nordschleife während der Saison nahezu täglich Touristen- und Testfahrten stattfinden, mussten Lauermann und seine Mitarbeiter die Arbeiten früh morgens oder spät abends durchführen. Und nur deshalb zog sich das Ganze auch zwei Jahre hin – bis die landeseigene Nürburgring-Besitzgesellschaft im Sommer 2012 pleite war und Insolvenz anmelden musste. Und nur deshalb ist der 66-Jährige mit seinem Auftrag überhaupt erst auf die Gläubigerliste gerutscht: „Unsere Arbeit war da bereits als mängelfrei abgenommen worden.“

Lauermann sagt weiter: „Bei Aufträgen von ,normalen' Kunden versichern wir uns immer. Aber wer hätte denn ahnen können, dass wir uns gegen den Zahlungsausfall eines Landesbetriebs hätten versichern müssen?“ Im gleichen Atemzug stellt er klar: „Es wurde hier in der Vergangenheit immer viel auf die ehemaligen Ring-Pächter Jörg Lindner und Kai Richter geschimpft.“ Doch die hätten wenigstens immer all ihre Rechnungen bezahlt.

Lauermann hat – wie viele andere Firmen in der Region auch – in den vergangenen Jahren diverse Arbeiten am Nürburgring ausgeführt. Seit 13 Jahren hat die Metallbaufirma ihren Sitz im Gewerbepark am Nürburgring, vor 30 Jahren hat der 66-Jährige sie in Adenau gegründet und zu dem gemacht, was sie heute ist.

Andere Handwerker zurückhaltend

Bislang ist er der einzige Geschäftsführer einer der betroffenen Handwerksbetriebe, der öffentlich fordert, dass die Rechnungen beglichen werden: „Weil es mich aufregt, dass das Land darauf besteht, auf Platz eins der Gläubigerliste zu stehen, und so die Zahlung an uns Handwerker verweigert.“ Und weil es ihn aufregt, dass Ex-Ministerpräsident Kurt Beck im August 2012 im Mainzer Landtag versprochen hatte, dass kein Handwerker und Dienstleister durch die Insolvenz Schaden nehmen werde.

In den vergangenen Monaten hat sich der Unternehmer mehrmals bei Jens Lieser, dem Sachwalter des Insolvenzverfahrens am Ring, erkundigt. Ohne Erfolg auf Zahlung der 57 000 Euro.

Lauermann ist parteilos, von parteipolitischen Streitigkeiten und Attacken hält er nichts. Er kann auch nicht verstehen, warum „die Politiker nicht gemeinsam eine zukunftsträchtige Lösung für den Nürburgring und die Menschen in der Region finden“. Ob er sein Geld jemals erhalten wird, vermag er nicht abzuschätzen: „Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.“

Über diese Phrase hinaus meint er: „Ich sehe eher schwarz. Grade, wenn Versprechen wie das von Kurt Beck nicht eingehalten werden.“ Aber hier gehe es auch um die Moral – und das sollten die Herrschaften in Mainz nicht vergessen.

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